Salzburger Nachrichten

Endlich wieder arbeiten!

War es Jugendlich­en in den vergangene­n zwei Jahren durch Corona kaum möglich, einen Ferialjob oder ein Praktikum zu finden, so hat sich das Blatt heuer gewendet: Die Jungen sind heiß begehrt.

- REGINA REITSAMER BIRGITTA SCHÖRGHOFE­R

SALZBURG. 14 Ferialprak­tikanten

beschäftig­t Eurofunk Kappacher diesen Sommer in St. Johann und in der Stadt Salzburg – von der ITTechnik über Softwareen­twicklung

bis zum kaufmännis­chen Bereich. „Wir hatten wahnsinnig viele Bewerber, einigen mussten wir leider absagen“, sagt Anna Frahndl von der Human-Resources-Abteilung.

„Es ist extrem unterschie­dlich, gerade im technische­n Bereich, aber auch bei Bürojobs finden manche Firmen sehr schnell junge Leute, in anderen Bereichen wie vor allem in Gastronomi­e und Tourismus tun sie sich dagegen schwer“, sagt Bettina Berger, die bei Akzente Salzburg die Ferialjob-Börse betreut. Erfreulich sei jedenfalls, dass heuer

von Unternehme­rseite „ein extremes Gerangel um die Jugendlich­en“herrsche. Der Mangel an Arbeitskrä­ften habe den Aufschwung nach Ende der Coronaflau­te noch beschleuni­gt. Mehr als 300 Sommerjob-Angebote von über 200 Salzburger Firmen hatte Akzente heuer

bereits auf der Homepage, das seien etwa doppelt so viele wie in den vergangene­n beiden Jahren. „Gerade im ersten Coronajahr 2020 hat sich

kaum ein Unternehme­n getraut, junge Leute zu nehmen.“Und, betont Berger, auch jetzt seien die Chancen

noch gut, einen Ferialjob oder ein

Praktikum zu ergattern. „War lang

in den Köpfen vieler Jugendlich­er, dass man ohne Vitamin B überhaupt

keinen spannenden oder lukrativen Sommerjob bekommt, so gilt das jetzt definitiv nicht mehr.“

Seit Langem zu den größten Ferialjob-Anbietern zählt die Post. 1900 Sommerjobs werde man heuer vergeben, sagt Sprecher Markus Leitgeb. „Taten wir uns in den vergangene­n beiden Jahren leichter, junge Leute zu bekommen, weil wir einer der wenigen waren, die überhaupt

Jobs in den Ferien anboten, ist heuer das Griss um die jungen Leute sicher stärker“, bestätigt er. Genug Sommerpost­lerinnen und Sommerpost­ler zu finden, darauf hofft die Post dennoch. Überzeugen soll nicht nur, dass Ferialjobs – also reine Urlaubsver­tretungen wie bei der Post – besser bezahlt sind als Pflichtpra­ktika: 1200 Euro gibt es

bei der Post im Monat, „Wiederkehr­er“erhalten etwa 200 Euro mehr. „Auch dass man durch den frühen

Arbeitsbeg­inn um 6 Uhr am frühen Nachmittag fertig sein sollte, ist für

Studierend­e oft ein Argument.“

Hauptsächl­ich auf Ferialprak­tikanten setzt man in der Gastronomi­e und Hotellerie. Auch deshalb,

weil viele Jugendlich­e während ihrer Fachausbil­dung in der Schule ein Pflichtpra­ktikum absolviere­n

müssen. Dazu bringen sie bereits Grundkennt­nisse mit. „Ein Ferialjob bei der Post ist für Nichtfachk­räfte einfacher zu machen als im Tourismus“, sagt Hotelier Georg Imlauer. Zwölf Praktikant­innen

und Praktikant­en hat er in seinen Betrieben für den heurigen Sommer bereits engagiert. „Ich habe alle genommen, die wir bekommen

konnten, ich würde aber noch zwei oder drei nehmen“, betont er. Alle Betriebe in der Branche suchten auf Hochdruck.

Vor Corona hätten gute Betriebe keine Schwierigk­eiten gehabt, Praktikant­en zu finden, während der Pandemie hätten dann viele keine Plätze anbieten können. Viele Jugendlich­e hätten sich anders orientiert. „Es fehlen uns zwei bis drei Jahrgänge“, sagt Imlauer. In Summe

würde er noch 20 Arbeitskrä­fte für den Sommer brauchen, im Service sei es besonders schwierig. Auch

Ferialjobb­er würde er als Aushilfe zur Abdeckung der Spitzen nehmen oder für Cateringei­nsätze bei den Siemens-Festspieln­ächten. Dass die ungelernte­n Ferialkräf­te nach dem geltenden Kollektivv­ertrag entlohnt werden müssen und damit mehr verdienen als die Pflichtpra­ktikan

ten, die bei der Entlohnung den Lehrlingen gleichgest­ellt sind, nennt der Hotelier „eine Diskrepanz“.

Mit exakt 1789,41 Euro brutto für eine 35-Stunden-Woche wird der Ferialjob als Guide in den Salzwelten am Dürrnberg entlohnt. Wobei

man bereit sein müsse, auch mal am Samstag, Sonntag oder an einem Feiertag zu arbeiten, sagt Salzwelten-Sprecher Harald Pernkopf. Feiertagsd­ienste würden doppelt entlohnt. Schwierigk­eiten, für ein

bis zwei Monate Ferialjobb­er für die Arbeit unter Tage zu finden, habe man nicht. Dabei mache man gar nicht groß Werbung. „Wir haben

viele Studierend­e, die jedes Jahr kommen, viel geht auch über Mundpropag­anda.“Schwierige­r sei es nach zwei Coronajahr­en geworden, Saisonarbe­itskräfte von Anfang April bis Ende Oktober zu bekommen. Die vergangene­n beiden Jahre habe man nur unter der Bedingung anstellen können, dass es nur so lange Arbeit gibt, solange man nicht schließen müsse.

„Ein extremes Gerangel um die Jungen.“Bettina Berger, Akzente

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