Der Präsident nimmt Anlauf für den Wahlkampf
Im Herbst kandidiert Van der Bellen erneut. An der Bischofshofner Schanze mischt er sich unters Volk. Abseits seiner Ex-Partei gibt es wenig Unterstützung für ihn aus Salzburg.
BISCHOFSHOFEN. „In der Blasmusik spielt jede einzelne Stimme
eine wichtige Rolle für den Gesamtklang.“Diese Worte richtet
Bundespräsident Alexander Van der Bellen an die Mitglieder der elf Kapellen, die am Samstagabend nach ihren Aufführungen im Auslauf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen
Aufstellung bezogen haben. Jede Stimme zählt bekanntlich auch in der Politik – im Falle des Bundespräsidenten gilt das alle sechs
Jahre, wenn das höchste Amt im Staat zur Wahl steht.
Der Termin ist noch offen, wird aber irgendwann im kommenden Herbst angesetzt werden. Wirbt der Präsident im Pongau schon um seine Wiederwahl? Nein, Van der Bellen befinde sich nicht im Wahlkampf, betont seine Sprecherin vor Beginn der Blasmusikshow auf Nachfrage. Er sei nicht als Kandidat, sondern als Bundespräsident gekommen.
Tagsüber war Van der Bellen in Ramsau am Dachstein, wo er bei einer Wanderung für seine 40jährige Mitgliedschaft beim Alpenverein geehrt wurde. Am Freitag nahm er an der Sub-auspiciisPromotion an der Medizinischen
Universität Graz teil – eine ganz typische Aufgabe eines Bundespräsidenten, so die Sprecherin.
Dabei könnte die sich im Skisprungstadion bietende Bühne für einen wahlkämpfenden Politiker kaum eine bessere sein. Hunderte Musikerinnen und Musiker sorgen für Wohlfühlatmosphäre, Grillhendl und viel Bier tun ihr Übriges. Als Van der Bellen mit Gattin Doris Schmidauer das Areal betritt, reiht sich Fotowunsch an Fotowunsch. Jeden davon arbeitet das eingespielte Paar ab. Dafür braucht es kein Drehbuch, es ist ein Selbstläufer.
Auch ein Mitarbeiter im öffentlichen Dienst will sich die Möglichkeit für ein Erinnerungsbild mit Lebensgefährtin und Tochter samt Präsidenten nicht entgehen
lassen. Obwohl die FPÖ noch nicht entschieden hat, wen sie ins Rennen schickt, ist für die Frau
„Eine aktive Unterstützung wird es von uns nicht geben.“ÖVP-Generalsekretär
„klar, dass er die erste Wahl ist“.
Auch wenn sie als Deutsche nicht stimmberechtigt sei.
Wer in dem Trubel das Staatsoberhaupt aus den Augen verliert, muss nicht lange suchen. Dort, wo gerade die meisten Smartphones in die Höhe gestreckt werden, kann der Präsident nicht weit sein. Gleichzeitig
versuchen ein eigener Fotograf und ein Videoproduzent im Dienste der Hofburg ihren Chef ins rechte Licht zu rücken – ganz
volksnah bei den Bürgerinnen und Bürgern. „Weit sind wir noch nicht gekommen“, stellt unterdessen seine Sprecherin am Rande der Szenerie fest. Nach knapp einer halben Stunde hat es der Präsident vom Eingang an der Längsseite des Festzelts vorbei
bis kurz vor den Schanzenauslauf geschafft. Die Ehrentribüne, auf der Van der Bellen fast drei
Stunden die Darbietungen der Musikkapellen verfolgen wird, ist immerhin schon in Sichtweite.
Dort nimmt auch der grüne Landessprecher und Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn Platz, der als für die Volkskultur zuständiges Regierungsmitglied das Blasmusikkonzert besucht. Er will keinen
Vorwahlkampf erkennen. Der Präsident nutze nach dem Ende der Coronabeschränkungen eben
die Gelegenheit, wieder unter die Leute zu kommen.
Egal wann der Wahlkampf offiziell startet: Die grüne Landespartei will die Kampagne Van der Bellens unterstützen. „Wer sonst,
wenn nicht wir“, sagt Geschäftsführer Simon Heilig-Hofbauer.
Allerdings wolle man sich nicht mit Geld-, sondern mit Sachspenden beteiligen. Die rund 500 Plakatständer der Partei sollen bespielt werden. Zudem wolle man
kleine Wahlgeschenke und TShirts für Aktivistinnen und Aktivisten organisieren. „Wir haben grob 20.000 Euro budgetiert.“
Trotz der Tradition, dass der Bundespräsident bei einem Wiederantritt
quasi als überparteilicher Kandidat antritt, hält sich für den Amtsinhaber abseits seiner politischen Heimat die Unterstützung in Grenzen. Bundeskanzler und ÖVP-Obmann Karl Nehammer stellte Ende Mai klar, dass seine Partei keinen eigenen Kandidaten aufstellen werde, und wünschte Van der Bellen „alles Gute“für seine Kandidatur. „Wir haben dem nichts hinzuzufügen“, sagt Wolfgang Mayer, Generalsekretär der Salzburger ÖVP. „Aktive Unterstützung wird es von uns in Salzburg nicht geben.“Ebenso wenig eine Wahlempfehlung. Die SPÖ habe sich
noch nicht beraten, sagt Landesgeschäftsführer
Gerald Forcher. Er könne sich eine öffentliche
Äußerung, sprich eine Wahlempfehlung, von Parteichef David Egger vorstellen, finanzielle Unterstützung hingegen nicht. Letzteres gilt auch für die Neos.
Bleibt die FPÖ, die noch auf die Nominierung einer Kandidatin
bzw. eines Kandidaten wartet. „Im Detail haben wir uns noch
keine Gedanken gemacht, weil der Wahlkampf noch so weit weg
ist von uns“, sagt Landesgeschäftsführer Hermann Kirchmeier. Wie viel die Landespartei
beisteuere, sei daher offen. Der größte Teil werde ohnehin von der Bundespartei budgetiert.