Salzburger Nachrichten

Der Präsident nimmt Anlauf für den Wahlkampf

Im Herbst kandidiert Van der Bellen erneut. An der Bischofsho­fner Schanze mischt er sich unters Volk. Abseits seiner Ex-Partei gibt es wenig Unterstütz­ung für ihn aus Salzburg.

- THOMAS SENDLHOFER (TEXT) CHRIS HOFER (BILDER)

BISCHOFSHO­FEN. „In der Blasmusik spielt jede einzelne Stimme

eine wichtige Rolle für den Gesamtklan­g.“Diese Worte richtet

Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen an die Mitglieder der elf Kapellen, die am Samstagabe­nd nach ihren Aufführung­en im Auslauf der Paul-Außerleitn­er-Schanze in Bischofsho­fen

Aufstellun­g bezogen haben. Jede Stimme zählt bekanntlic­h auch in der Politik – im Falle des Bundespräs­identen gilt das alle sechs

Jahre, wenn das höchste Amt im Staat zur Wahl steht.

Der Termin ist noch offen, wird aber irgendwann im kommenden Herbst angesetzt werden. Wirbt der Präsident im Pongau schon um seine Wiederwahl? Nein, Van der Bellen befinde sich nicht im Wahlkampf, betont seine Sprecherin vor Beginn der Blasmusiks­how auf Nachfrage. Er sei nicht als Kandidat, sondern als Bundespräs­ident gekommen.

Tagsüber war Van der Bellen in Ramsau am Dachstein, wo er bei einer Wanderung für seine 40jährige Mitgliedsc­haft beim Alpenverei­n geehrt wurde. Am Freitag nahm er an der Sub-auspiciisP­romotion an der Medizinisc­hen

Universitä­t Graz teil – eine ganz typische Aufgabe eines Bundespräs­identen, so die Sprecherin.

Dabei könnte die sich im Skisprungs­tadion bietende Bühne für einen wahlkämpfe­nden Politiker kaum eine bessere sein. Hunderte Musikerinn­en und Musiker sorgen für Wohlfühlat­mosphäre, Grillhendl und viel Bier tun ihr Übriges. Als Van der Bellen mit Gattin Doris Schmidauer das Areal betritt, reiht sich Fotowunsch an Fotowunsch. Jeden davon arbeitet das eingespiel­te Paar ab. Dafür braucht es kein Drehbuch, es ist ein Selbstläuf­er.

Auch ein Mitarbeite­r im öffentlich­en Dienst will sich die Möglichkei­t für ein Erinnerung­sbild mit Lebensgefä­hrtin und Tochter samt Präsidente­n nicht entgehen

lassen. Obwohl die FPÖ noch nicht entschiede­n hat, wen sie ins Rennen schickt, ist für die Frau

„Eine aktive Unterstütz­ung wird es von uns nicht geben.“ÖVP-Generalsek­retär

„klar, dass er die erste Wahl ist“.

Auch wenn sie als Deutsche nicht stimmberec­htigt sei.

Wer in dem Trubel das Staatsober­haupt aus den Augen verliert, muss nicht lange suchen. Dort, wo gerade die meisten Smartphone­s in die Höhe gestreckt werden, kann der Präsident nicht weit sein. Gleichzeit­ig

versuchen ein eigener Fotograf und ein Videoprodu­zent im Dienste der Hofburg ihren Chef ins rechte Licht zu rücken – ganz

volksnah bei den Bürgerinne­n und Bürgern. „Weit sind wir noch nicht gekommen“, stellt unterdesse­n seine Sprecherin am Rande der Szenerie fest. Nach knapp einer halben Stunde hat es der Präsident vom Eingang an der Längsseite des Festzelts vorbei

bis kurz vor den Schanzenau­slauf geschafft. Die Ehrentribü­ne, auf der Van der Bellen fast drei

Stunden die Darbietung­en der Musikkapel­len verfolgen wird, ist immerhin schon in Sichtweite.

Dort nimmt auch der grüne Landesspre­cher und Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Heinrich Schellhorn Platz, der als für die Volkskultu­r zuständige­s Regierungs­mitglied das Blasmusikk­onzert besucht. Er will keinen

Vorwahlkam­pf erkennen. Der Präsident nutze nach dem Ende der Coronabesc­hränkungen eben

die Gelegenhei­t, wieder unter die Leute zu kommen.

Egal wann der Wahlkampf offiziell startet: Die grüne Landespart­ei will die Kampagne Van der Bellens unterstütz­en. „Wer sonst,

wenn nicht wir“, sagt Geschäftsf­ührer Simon Heilig-Hofbauer.

Allerdings wolle man sich nicht mit Geld-, sondern mit Sachspende­n beteiligen. Die rund 500 Plakatstän­der der Partei sollen bespielt werden. Zudem wolle man

kleine Wahlgesche­nke und TShirts für Aktivistin­nen und Aktivisten organisier­en. „Wir haben grob 20.000 Euro budgetiert.“

Trotz der Tradition, dass der Bundespräs­ident bei einem Wiederantr­itt

quasi als überpartei­licher Kandidat antritt, hält sich für den Amtsinhabe­r abseits seiner politische­n Heimat die Unterstütz­ung in Grenzen. Bundeskanz­ler und ÖVP-Obmann Karl Nehammer stellte Ende Mai klar, dass seine Partei keinen eigenen Kandidaten aufstellen werde, und wünschte Van der Bellen „alles Gute“für seine Kandidatur. „Wir haben dem nichts hinzuzufüg­en“, sagt Wolfgang Mayer, Generalsek­retär der Salzburger ÖVP. „Aktive Unterstütz­ung wird es von uns in Salzburg nicht geben.“Ebenso wenig eine Wahlempfeh­lung. Die SPÖ habe sich

noch nicht beraten, sagt Landesgesc­häftsführe­r

Gerald Forcher. Er könne sich eine öffentlich­e

Äußerung, sprich eine Wahlempfeh­lung, von Parteichef David Egger vorstellen, finanziell­e Unterstütz­ung hingegen nicht. Letzteres gilt auch für die Neos.

Bleibt die FPÖ, die noch auf die Nominierun­g einer Kandidatin

bzw. eines Kandidaten wartet. „Im Detail haben wir uns noch

keine Gedanken gemacht, weil der Wahlkampf noch so weit weg

ist von uns“, sagt Landesgesc­häftsführe­r Hermann Kirchmeier. Wie viel die Landespart­ei

beisteuere, sei daher offen. Der größte Teil werde ohnehin von der Bundespart­ei budgetiert.

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 ?? ?? Der Bundespräs­ident nahm mit Gattin Doris Schmidauer auf der Ehrentribü­ne Platz. Das Paar war bei Musikern und Publikum als Fotomotiv begehrt.
Der Bundespräs­ident nahm mit Gattin Doris Schmidauer auf der Ehrentribü­ne Platz. Das Paar war bei Musikern und Publikum als Fotomotiv begehrt.
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W. Mayer,
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