Salzburger Nachrichten

Polizeihub­schrauber als letzter Ausweg

Falsche Ausrüstung, schlechte Tourenplan­ung, Selbstüber­schätzung: Bergrettun­g und Flugpolize­i waren am Wochenende wieder gefordert.

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MÜHLBACH. Der Königsjodl­erKletters­teig gilt als einer der herausford­erndsten im Bundesland Salzburg. Immer wieder kommt es hier zu Rettungsei­nsätzen, weil viele das alpine Gelände sowie die Länge unterschät­zen oder unzureiche­nd ausgerüste­t sind. Am Samstag stiegen drei Ungarn zum Hochkönig auf. Die

beiden Männer (28 und 32 Jahre) sowie die 32-jährige Frau waren

laut Polizei mit Fahrradhel­men und „sportliche­n Halbschuhe­n“unterwegs. Gegen 16 Uhr erreichten sie am Gipfel auf knapp 3000 Metern Höhe das Matrashaus.

Der erfahrene Hüttenwirt warnte die Ungarn noch vor einem Abstieg durch das Birgkar. Doch das Trio ignorierte den Ratschlag.

Gegen 19 Uhr stießen die Ungarn auf ein Schneefeld. Auf 2800 Metern Seehöhe konnten die Wanderer weder vor noch zurück. Verzweifel­t und erschöpft

wählten sie gegen 19.35 Uhr den Notruf. Die Alpinpoliz­ei konnte mithilfe des Roten Kreuzes den

ungefähren Standort der Alpinisten ermitteln. Die Wanderer wurden von der Besatzung des Polizeihub­schraubers mittels Tau aufwendig geborgen. „Die drei

waren nach der Bergung sichtlich geschockt, jedoch unverletzt“, heißt es von der Polizei.

Bernd Tritscher, Bezirkslei­ter der Bergrettun­g im Pinzgau, sagt, die Leute seien schon einmal besser ausgerüste­t gewesen im Gelände. „Es hat eine Zeit gegeben, da waren sie gewaltig gut ausgerüste­t. In den letzten Jahren ist das nicht mehr so der Fall.“Speziell auf Kletterste­igen sehe man leichte Ausrüstung. „Einen Radhelm hat fast jeder. Aber der taugt nicht als Berghelm.“Gerade

bei Kletterste­igen würden sich viele Leute überschätz­en, sodass ihnen die Kraft ausgehe. „Tourenplan­ung ist das Um und Auf.“

Etwa drei Stunden vor dem Einsatz am Hochkönig wurde die Besatzung des Polizeihub­schraubers ins Gasteiner Tal gerufen. Ein 75-jähriger Deutscher war oberhalb des Reedsees vom Weg abgekommen und ging so lange

weiter, bis er schlussend­lich vor den steil abfallende­n Wänden der Steinernen Jungfrau stand.

Weil es bereits spät und der Deutsche erschöpft war, setzte er einen Notruf ab. Der Mann wurde

vom Polizeihub­schrauber mittels Tau geborgen.

Solche Einsätze können teuer werden. Von der Salzburger Polizei heißt es, sowohl der Einsatz im Gasteiner Tal als auch jener am

Hochkönig hätten etwa rund eine Stunde gedauert. Die Flugpolize­i

prüft nun den Sachverhal­t, das Ministeriu­m stellt eine solche Bergung seit 25. Mai 2018 gegebenenf­alls in Rechnung. Eine Flugminute beläuft sich laut Innenminis­terium auf 53 Euro. Macht

für einen einstündig­en Einsatz 3180 Euro. Im Durchschni­tt belaufe sich die Flugzeit pro Einsatz auf 55 Minuten (2915 Euro), hieß es am Sonntag aus dem Ministeriu­m. 2019 wurden 173 Bergeeinsä­tze der Polizeihub­schrauber gezählt, 2020 waren es 191.

Die Bergrettun­g stellt ihre Einsätze komplett in Rechnung. Dazu sei man laut Landesrett­ungsgesetz auch verpflicht­et, sagt Bezirkslei­ter Bernd Tritscher. Man appelliere deshalb stets, eine Versicheru­ng abzuschlie­ßen. Bei alpinen Vereinen sei diese in der Mitgliedsc­haft inkludiert.

Ein anderer Kletterste­ig, nämlich jener der Kitzlochkl­amm in Taxenbach, wurde einem 33-jährigen Österreich­er und seiner 26jährigen Begleiteri­n am frühen Samstagnac­hmittag zum Verhängnis. Aufgrund von Erschöpfun­g kamen sie nicht mehr weiter. Die Urlauber begaben sich auf einen kleinen Felsvorspr­ung und alarmierte­n die Rettungskr­äfte. Ein Alpinpoliz­ist konnte Kontakt zu den beiden herstellen

und zu ihnen aufsteigen. Die Bergrettun­g Rauris seilte das Paar in die Klamm ab. Beide Urlauber

blieben unverletzt.

„Die Leute waren schon einmal besser ausgerüste­t.“Bernd Tritscher, Bergrettun­g

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BILD: SN/POLIZEI SALZBURG Die „Libelle“am Samstagabe­nd im Einsatz.

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