Salzburger Nachrichten

Das Gas wird da sein – oder nicht?

-

Kein Außenstehe­nder kennt die genauen Abmachunge­n des Gaslieferv­ertrags zwischen der OMV und der russischen Lieferfirm­a Gazprom. Nur eines weiß man

ganz sicher, dass der Vertrag mit Geltung bis zum Jahr 2040 abgeschlos­sen wurde. Außerdem weiß man, dass die OMV

in jedem Fall für die bestellte Gasmenge zahlen muss, auch

wenn sie die gar nicht oder nur zum Teil abnimmt. Eine äußerst ungünstige Vertragsbe­stimmung für den Abnehmer. Man fragt sich, wie eine solche Abmachung zustande kommen konnte, wo doch bei

Vertragsab­schluss schon klar war, dass die Politik in Richtung Ausschaltu­ng von fossilen Energieträ­gern ausgericht­et war. Aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern. Eine Möglichkei­t gibt es noch, nämlich dann, wenn die Russen vertragsbr­üchig werden, wenn sie

plötzlich im Widerspruc­h zu den Vertragsbe­stimmungen einseitig den Gashahn abdrehen. Das könnte Anlass und Rechtferti­gung bieten, vonseiten Österreich­s den Vertrag

vorzeitig zu kündigen. Die Russen werden kein Interesse haben, auf das für sie so lukrative Gasgeschäf­t mit der OMV zu verzichten. Wir können daher davon ausgehen, dass sie uns den Gashahn nicht abdrehen werden. Und

wenn das so ist, warum bemühen wir uns dann so, aus dem

russischen Gas und aus Gas überhaupt auszusteig­en? Gas ist ja doch eine relativ umweltfreu­ndliche Form der Energienut­zung. Gasenergie ist sauber und leicht zu verteilen, die Anlagen sind relativ billig zu installier­en. Diese Anlagen

bestehen ja schon, sie sollen jetzt außer Betrieb gesetzt werden. Na dann! Sicher ist Gas viel umweltfreu­ndlicher als der Atomstrom, den wir aus dem

Ausland einführen werden, wenn alle fossilen Energieque­llen abgedreht und staatlich verboten sind.

Welche Situation werden wir in zehn, zwanzig Jahren haben? Wir können dann nach teuren Investitio­nen in Photovolta­ik und in neue Windkrafta­nlagen einen Teil unseres Energiebed­arfs abdecken. Zusätzlich aber, weil das nicht ausreicht, werden wir Atomstrom aus dem

Ausland einführen. Und die OMV wird Milliarden­beträge an Russland überweisen, für Gaslieferu­ngen, die zwar vereinbart sind, aber gar nicht abgefragt und geliefert werden. Peter F. Lang, 1200 Wien

Newspapers in German

Newspapers from Austria