Mit Licht und Schatten
Die Bilanz des neuen Teamchefs Ralf Rangnick fällt nach seinem ersten Lehrgang gespalten aus: David Alaba und Co. sind zwar auf einem guten Weg, es gibt aber Problemzonen.
SALZBURG. Nach starken Leistungen in den ersten drei Spielen verabschiedete sich eine kraftlose österreichische Fußball-Nationalmannschaft am Montag mit einer 0:2-Niederlage in Dänemark in die Sommerpause. In den Partien war aber des Öfteren deutlich zu sehen,
welches Potenzial im Team steckt. Entwickelt sich Österreich unter Rangnick weiter in die richtige Richtung, dann steht eine rosige Zukunft
bevor. Doch der neue Teamchef sah in den vier Spielen nicht nur Lichtblicke, sondern muss in den kommenden Monaten auch einige Baustellen beiseiteschaffen.
Starke Torhüter
Die ungeklärte Tormannfrage beschäftigte vor den Nations-LeagueSpielen viele Anhänger und Experten. Bereits in seinem ersten Lehrgang dürfte Rangnick aber eine neue Nummer eins gefunden haben. Der Salzburger Patrick Pentz überzeugte gegen Dänemark und Frankreich auf ganzer Linie und ist in der aktuellen Form nur schwer zu
verdrängen. Nur wenn der 25-Jährige, der seinen Vertrag bei Austria
Wien nicht verlängert hat, die falsche Vereinswahl trifft, wackelt seine Position. Hinter Pentz lauert mit Heinz Lindner, der sich ebenfalls auf Clubsuche befindet, ein verlässlicher Torhüter, der seinem Konkurrenten fußballerisch aber nicht das Wasser reichen kann.
Fehlende Kreativität
Österreich zeigte gegen die Topgegner Frankreich, Kroatien und Dänemark teilweise aggressives Pressing,
konnte dann aber oft mit den Ballgewinnen wenig anfangen. Es fehlte im letzten Drittel die Kreativität. Marcel Sabitzer nahm seine Un
form von Bayern München mit zum Nationalteam und Youngster Christoph Baumgartner spielte im
ersten Rangnick-Lehrgang überraschend keine Rolle.
Neue Mittelfeld-Generation
Drei Spieler konnten sich in den
vergangenen rund zwei Wochen in den Mittelpunkt spielen. Xaver
Schlager, Konrad Laimer und Nicolas Seiwald zeigten bei ihren Einsätzen größtenteils herausragende
Leistungen und waren das Herzstück der ÖFB-Elf. Diese junge Generation, die mit dem aggressiven Red-Bull-Fußball aufgewachsen ist, wird Österreich auch in Zukunft viel Freude bereiten und dem Team weiter ihren Stempel aufdrücken.
Kein Ersatz für Arnautovic
Etwas überraschend kann auch Marko Arnautovic auf einen positiven Lehrgang zurückblicken.
Der Bologna-Legionär zeigte, dass er, trotz seiner 33 Jahre, den laufintensiven „Rangnick-Fußball“spielen kann, und wird wohl auch bei den kommenden
Aufgaben eine wichtige Rolle spielen. Seine Konkurrenten im Sturm konnten dagegen nicht
überzeugen: Michael Gregoritsch, Sasa Kalajdzic, Andreas
Weimann und Karim Onisiwo konnten Arnautovic bei Weitem nicht das Wasser reichen und müssen sich steigern.
Starke Innenverteidiger
Das Prunkstück des ÖFB-Teams
bleibt weiterhin die Innenverteidigung. Auch ohne Martin Hinteregger, Philipp Lienhart und
Aleksandar Dragovic, der bei Rangnick wohl keine Rolle mehr spielt, stand das ÖFB-Team in der zentralen Defensive größtenteils sicher. Real-Star David Alaba überzeugte bei seinen Einsätzen und auch auf Kevin Danso und Gernot Trauner war Verlass.
Sorge bei Außenverteidigern
Wohl die größte Baustelle im ÖFB-Team: Weder rechts noch
links hinten konnten in den vier Partien die eingesetzten Spieler überzeugen. Links machte Salzburg-Innenverteidiger Maximilian Wöber zwar einen guten Eindruck, es bleibt aber abzuwarten, ob er eine Dauerlösung auf dieser Position ist. Rechts standen Stefan Lainer und Christopher Trimmel auf dem Feld. Das Duo
hatte aber mehr wackelige als gute Momente. Lainer wird sich nach langer Verletzungspause aber sicher wieder steigern.