Bergrettung warnt vor Trampelpfaden
Ein langes Wochenende steht bevor und viele Menschen wird es in die Berge ziehen. Nicht alle Wege führen zum Ziel, und nicht alle sind sicher.
SALZBURG. Das Grödiger Törl auf 900 Metern Seehöhe im nordöstlichen Teil des Untersbergmassivs ist am Montagnachmittag das Bergwanderziel zweier einheimischer Frauen gewesen. Doch der unmarkierte Steig dorthin ist tückisch und steil.
Als den Wanderinnen der Pfad zu gefährlich erschien, kehrten sie um – und dabei kamen sie
vom Weg ab. Eine Frau verlor dann das Gleichgewicht, stürzte ab und musste schwer verletzt
per Notarzthubschrauber ins Spital gebracht werden. Die Bergungsaktion war aufwendig und schwierig.
Manfred Haas, Leiter der Ortsstelle Grödig der Bergrettung, war
beim Einsatz dabei. Er berichtet: „Die beiden Damen sind etwas zu
weit in Richtung Wand geraten. Gerade als sie Hilfe holen wollten, ist der Unfall passiert.“
Der Untersberg ist von unmarkierten Steigen und Wegen durchzogen. Viele davon können schon allein aufgrund der Weitläufigkeit der Untersberghänge gar nicht betreut werden. Das
birgt Gefahren. Viele Wege wachsen im Jahresverlauf zu und sind
– wenn sie dann wieder begangen werden – nur von ortskundigen Wanderern auffindbar.
Haas: „Die beiden Damen waren aber gut ausgerüstet und sehr sportlich.“Das kann helfen, Unfälle zu vermeiden, aber es ist keine Garantie. Denn mitunter lassen sich Wanderer von Wildwechselpfaden täuschen. Ein scheinbar auch von Menschen
benutzter Weg führt in schwieriges Gelände, wo sich etwa nur mehr Rotwild oder Gämsen zurechtfinden.
Am bevorstehenden langen Wochenende werden wieder viele Menschen im Gebirge unterwegs sein. Bergrettungsmann Haas rät eindringlich: „Einfach auf den markierten Steigen bleiben.“Und: Informationen aus dem Internet nicht gleich eins zu eins übernehmen. Oft beschrieben sehr gute Alpinisten nämlich Touren, die weniger Geübten
große Probleme bereiteten – und
zwar sowohl im Sommer als auch im Winter.
Haas: „Im Internet wird eben viel geschrieben. Aber für Ortsunkundige lässt sich daraus nicht immer herausfinden, wie der Weg tatsächlich beschaffen ist.“
Haas schließt sich damit jener Ansicht an, die vor wenigen Tagen der Vorarlberger Bergrettungssprecher Klaus Drexel geäußert hatte. Im Kleinwalsertal war nämlich am 7. Juni eine Gruppe
von 99 Schülern und acht Lehrern in Bergnot geraten. Die Schulklassen hatten aufgrund
von Informationen einer App zu
„Wenn es schwierig wird, bitte rechtzeitig umdrehen.“Bergrettung Grödig
einer „Feierabendtour“entschlossen, die nur dank eines Großeinsatzes von Bergrettung, Polizei, Rotem Kreuz und Feuerwehr glimpflich verlaufen war.
Der Grödiger Bergrettungsmann Haas appelliert: „Wenn es schwierig wird, bitte rechtzeitig
umdrehen. Hinauf geht es auf allen Vieren vielleicht noch, aber umdrehen ist dann fast unmöglich. Aber wenn es so weit ist: Habt keine Scheu, die Rettungskräfte zu verständigen.“spre