Camping neu: Seehäuser statt Zelte
Urlauber und heimische Dauercamper verlangen mehr Komfort. Das Land will deshalb das Gesetz ändern. Das ist politisch aber sehr umstritten.
MATTSEE, ST. GILGEN. Aus immer mehr Campingplätzen
werden – zur Gänze oder zum Teil – Feriensiedlungen aus Chalets, Mobilheimen oder einzeln verkauften Parzellen für Dauercamper. Die Landesregierung will dem Ausverkauf einen Riegel vorschieben und deshalb das Campingplatzgesetz ändern. Doch Kritiker warnen: Die Vorlage, die am Mittwoch im Landtagsausschuss behandelt wird, würde genau das Gegenteil bewirken.
„Trotz edler Ankündigungen“ermögliche die Landesregierung weiterhin den Ausverkauf der Heimat – künftig „durch die Hintertür“, kritisiert die SPÖ. Das Gesetz würde Zweitwohnsitzen jetzt sogar im Grünland Tür und Tor öffnen. Der Hintergrund: Bisherige Eigentümer von Stellplätzen können weiterhin welche kaufen (bis zu vier). Außerdem werde sich die „Verhüttelung der Landschaft“, oft in Naturschutzgebieten an Seen, fortsetzen, weil bis zu 30 Prozent der
Stellplätze eines Campinggeländes mit Mobilheimen, also Häuschen (zu je 60 Quadratmetern),
besetzt werden können. Die SPÖ kann sich maximal 15 Prozent vorstellen. Die ursprünglich geplante Begrenzung auf drei Tonnen ist doch nicht mehr enthalten. „Wir können dem Gesetz in der Form so nicht zustimmen“, sagen die Abgeordneten Hans Ganitzer und Karin Dollinger.
Für Erstaunen und Kritik sorgt weiters, dass das Land selbst in den Erläuterungen zum Gesetzestext Auswege aufzeigt, wie das
Verbot des Eigentumserwerbs praktisch ausgehebelt werden kann. Dieses gelte nur, solang eine Fläche Teil eines Campingplatzes sei. Nichts hindere dessen Inhaber, eine Fläche auszunehmen. Und auch wer sich an einem
Campingplatz unternehmerisch
beteilige, könne beispielsweise die Hälfte der Fläche kaufen.
Die ÖVP weist die Kritik zurück. Der 30-Prozent-Anteil sei eine erstmalige Regelung und somit eine Einschränkung, das Gewicht irrelevant, sagt Klubobmann Wolfgang Mayer. Voraussetzung sei ein Gestaltungskonzept, damit sich die Mobilheime gut ins Landschaftsbild einfügen.
In Zell am Wallersee (Gemeinde Seekirchen) wurden einzelne Parzellen bereits verkauft. Die gleiche Entwicklung sieht der Anrainer Silvester Leitner in Abersee, wo die Immobiliengesellschaft Camp Gamsjaga Einzelflächen schon vor Jahren zum
Verkauf angeboten habe. Offenbar
erfolgreich. Nun habe der Betrieb 13 Gesellschafter. Leitner
geht davon aus, dass das neue Gesetz der Gemeinde St. Gilgen
noch mehr Zweitwohnsitze bescheren würde, indem die Eigentümer
Hans Ganitzer,
Mobilheime für ewige Zeiten aufstellen dürften. „Das Gesetz darf nicht kommen. Ich lese darin die Handschrift der Immobilienwirtschaft. Damit würden die Seeufer zugebaut und die
Preise noch extremer steigen.“
In Mattsee hatten sich Eigentümer eines (Dauer-)Campingplatzes im Ortsteil Aug entschlossen, den Betrieb aufzugeben und stattdessen 39 Holzhäuschen zu errichten. Drei stehen schon. Die Eröffnung wurde wegen Verzögerungen beim Bau von Sommer auf Herbst 2022 verschoben. Dieses Projekt „Boutique Hotel Das Seehäuser“bewirbt den Urlaub in „luxuriösen Chalets im idyllischen Drei-SeenLand nahe Salzburg“. Mattsee ist
insofern ein gewisser Sonderfall, als ein Teil dieser Fläche schon
Bauland war. Den anderen Teil hat die Gemeinde nun als Sonderfläche für einen touristischen Beherbergungsbetrieb gewidmet.
„Wir stimmen dem Gesetz in dieser Form nicht zu.“LAbg., SPÖ