Das Getreide kam vom eigenen Hof
Der Krieg in der Ukraine, die Teuerung und die Klimaerwärmung machen bewusst,
wie wichtig die größtmögliche Selbstversorgung mit Lebensmitteln ist. Auch in Salzburg, wo die Grünlandwirtschaft dominiert, versuchen sich wieder mehr Landwirte am Ackerbau.
Bis zum Strukturwandel in der Landwirtschaft nach dem
Zweiten Weltkrieg war es selbstverständlich, dass die
Bauern ihr Brotgetreide selbst anbauten. Die alte Mittersiller Chronik berichtet, dass noch 1940 in der Gemeinde auf 96 Hektar Roggen und auf 54 Hektar Weizen angebaut worden sind.
Vier Jahrzehnte später war von diesen Ackerflächen nichts mehr übrig. Der Direktor der Landwirtschaftsschule in Bruck, Christian Dullnigg, sagt, es habe in ganz Österreich eine Selbstversorgerlandwirtschaft gegeben. Zugekauft wurde praktisch
nichts. Man habe auch kein Geld dafür gehabt. „Selbst in gebirgigen Gegenden wurde
Ackerbau betrieben, und man hat sein Brotgetreide selbst angebaut. Bei uns im
Pinzgau war das der Roggen. Man hatte standortangepasste Sorten und tauschte Säcke
von gutem Saatgut untereinander aus.“Nimmt man das Saatgut immer von derselben Fläche, baut es mit der Zeit ab.
Dennoch bestand in dieser Lage die Gefahr von Missernten.
Das konnte existenzbedrohend sein, so Dullnigg. „Es gibt Erzählungen, dass Saalbacher nach einer schlechten Ernte
praktisch nach Maishofen betteln gehen mussten, dass sie was kriegten.“
Das Getreide wurde auch vor Ort vermahlen. Große Bauern
hatten eine eigene Mühle, die anderen brachten es zu Gemeinschaftsmühlen. Neben dem Brotgetreide baute man auf den Feldern auch Gerste, Hafer, Erdäpfel, Kraut, Bohnen und Futterrüben an. Nach zwei Jahren
wurden die Felder eines oder mehrere Jahre als Grünland genützt, damit sie sich erholten. „Der Anbau war sehr kleinräumig“, sagt Dullnigg. „Jeder Bauer
wusste genau, was auf welcher Fläche am besten wuchs.“Der
Hausgarten lieferte im Sommer Gemüse und Kräuter. Die Pinzgauer Kost war fast fleischlos.
Nach dem Krieg fielen durch die Landflucht die Arbeitskräfte weg. Eine Mechanisierung des
Ackerbaus auf kleinen, oft steilen Flächen lohnte sich nicht. Man spezialisierte sich in Salzburg auf Vieh und Grünland.