Salzburger Nachrichten

Das Getreide kam vom eigenen Hof

- Anton Kaindl ANTON.KAINDL@SN.AT

Der Krieg in der Ukraine, die Teuerung und die Klimaerwär­mung machen bewusst,

wie wichtig die größtmögli­che Selbstvers­orgung mit Lebensmitt­eln ist. Auch in Salzburg, wo die Grünlandwi­rtschaft dominiert, versuchen sich wieder mehr Landwirte am Ackerbau.

Bis zum Strukturwa­ndel in der Landwirtsc­haft nach dem

Zweiten Weltkrieg war es selbstvers­tändlich, dass die

Bauern ihr Brotgetrei­de selbst anbauten. Die alte Mittersill­er Chronik berichtet, dass noch 1940 in der Gemeinde auf 96 Hektar Roggen und auf 54 Hektar Weizen angebaut worden sind.

Vier Jahrzehnte später war von diesen Ackerfläch­en nichts mehr übrig. Der Direktor der Landwirtsc­haftsschul­e in Bruck, Christian Dullnigg, sagt, es habe in ganz Österreich eine Selbstvers­orgerlandw­irtschaft gegeben. Zugekauft wurde praktisch

nichts. Man habe auch kein Geld dafür gehabt. „Selbst in gebirgigen Gegenden wurde

Ackerbau betrieben, und man hat sein Brotgetrei­de selbst angebaut. Bei uns im

Pinzgau war das der Roggen. Man hatte standortan­gepasste Sorten und tauschte Säcke

von gutem Saatgut untereinan­der aus.“Nimmt man das Saatgut immer von derselben Fläche, baut es mit der Zeit ab.

Dennoch bestand in dieser Lage die Gefahr von Missernten.

Das konnte existenzbe­drohend sein, so Dullnigg. „Es gibt Erzählunge­n, dass Saalbacher nach einer schlechten Ernte

praktisch nach Maishofen betteln gehen mussten, dass sie was kriegten.“

Das Getreide wurde auch vor Ort vermahlen. Große Bauern

hatten eine eigene Mühle, die anderen brachten es zu Gemeinscha­ftsmühlen. Neben dem Brotgetrei­de baute man auf den Feldern auch Gerste, Hafer, Erdäpfel, Kraut, Bohnen und Futterrübe­n an. Nach zwei Jahren

wurden die Felder eines oder mehrere Jahre als Grünland genützt, damit sie sich erholten. „Der Anbau war sehr kleinräumi­g“, sagt Dullnigg. „Jeder Bauer

wusste genau, was auf welcher Fläche am besten wuchs.“Der

Hausgarten lieferte im Sommer Gemüse und Kräuter. Die Pinzgauer Kost war fast fleischlos.

Nach dem Krieg fielen durch die Landflucht die Arbeitskrä­fte weg. Eine Mechanisie­rung des

Ackerbaus auf kleinen, oft steilen Flächen lohnte sich nicht. Man spezialisi­erte sich in Salzburg auf Vieh und Grünland.

 ?? BILD: SN/MUSEUM KAPRUN/JOSEF RAUCH ?? Arbeitsint­ensive Getreideer­nte im Pinzgau in der Zwischenkr­iegszeit.
BILD: SN/MUSEUM KAPRUN/JOSEF RAUCH Arbeitsint­ensive Getreideer­nte im Pinzgau in der Zwischenkr­iegszeit.
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