Salzburger Nachrichten

Die Bürokratie wiehert laut

-

Wie in der Lokalausga­be vom 8. Juni zu lesen war, ist es nach etlichen Jahren ganz plötzlich

im Sinne des Ortsbildsc­hutzes für Geschäftsi­nhaber nicht

mehr zulässig, Auslagen entspreche­nd werbewirks­am zu gestalten. Die angebliche „erhebliche Störung des Ortsbildes“soll über das in dieser Hinsicht bislang unbeachtet­e „Altstadter­haltungsge­setz“beschönigt werden, was gerade in der

bestenfall­s als Durchzugss­traße zu bezeichnen­den und im Randbereic­h der Altstadt gelegenen Paris-Lodron-Straße eher als makabrer Witz zu bezeichnen ist. Dort, wo tagtäglich riesige Touristenb­usse die Durchfahrt erschweren, wo es nur wenige Geschäfte gibt,

wird den wenigen auch noch das (Über-)Leben schwer gemacht. Und wenn sich ein offensicht­lich unbedarfte­r „Amtsleiter“um das Stadtbild Sorgen macht, dann hätte er im Kern der Altstadt so viel zu tun, dass er sich um die genannte Straße

kaum kümmern könnte. Ganz abgesehen von überaus hässlichen und überflüssi­gen Souvenir-Ständen in der Altstadt, die

billigsten Ramsch verkaufen, sollte er einmal mit offenen

Augen die Schaufenst­er in der Getreidega­sse anschauen, die schon lange nicht mehr dem Originalbe­stand entspreche­n,

die Banken, die alte Bausubstan­z ohne Weiteres ignorieren durften, die Klamottenm­ultis, die den Bestand einheimisc­her Geschäfte verdrängt haben.

Die Salzburger Bürokratie wiehert so lautstark, dass einem einzelnen Bürger kaum mehr der Ausverkauf der Stadt auffällt und die Touristenm­etropole Salzburg zur Fassadenst­adt verkommt. Und dafür

wird dann noch eine Volksabsti­mmung über eine Mönchsberg­garage veranstalt­et, deren Ergebnis für die Politik nicht

bindend sein soll. Das nennt man dann auch noch demokratis­ch? Diese Stadtregie­rung ist eine Zumutung, nicht nur für die Bürger dieser Stadt, auch

für das Ortsbild!

Dr. René A. Herndl

5020 Salzburg

Newspapers in German

Newspapers from Austria