Kevin Spacey in London vor Gericht
Der Hollywoodstar muss sich wegen sexueller Belästigung von Männern in vier Fällen verantworten. Er blieb jedoch vorerst auf freiem Fuß.
LONDON. Nach einem ersten Prozesstermin in London wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe
bleibt Kevin Spacey weiter auf freiem Fuß. Das entschied ein Richter am Donnerstag zum Auftakt des Strafprozesses gegen den US-Hollywoodstar in London. Ein zuvor erlassener Haftbefehl wurde aufgehoben. Fluchtgefahr besteht nach Ansicht des Gerichts nicht. Auch seinen Reisepass musste Spacey nicht abgeben. Der 62-Jährige
kann damit bis zum nächsten Gerichtstermin am Southwark Crown Court am 14. Juli wieder in die USA zurückkehren.
Der zweifache Oscarpreisträger („Die üblichen Verdächtigen“, „American Beauty“) muss sich wegen Vorwürfen sexueller
Übergriffe auf drei verschiedene Männer in vier Fällen verantworten. Die mutmaßlichen Taten sollen in den Jahren 2005 bis 2013
in London und der Grafschaft Gloucestershire geschehen sein. In einem weiteren Fall lautet die Anklage auf „penetrierende sexuelle Aktivität ohne Zustimmung“. Laut seinem Anwalt bestreitet Spacey die Vorwürfe allesamt.
Bei seiner Ankunft vor dem Gebäude des Westminster Magistrates’ Court am Donnerstag war Spacey von einer Traube aus Reportern und Kameraleuten umringt
worden. Auf die Fragen von Journalisten ging er nicht ein. Er wirkte jedoch selbstsicher und lächelte. Bei der knapp 30-minütigen Anhörung
hatte sich Spacey nur zu seinem Namen und seiner Anschrift geäußert.
Im Herbst 2017 waren im Zuge der #MeToo-Debatte Vorwürfe von sexuellen Übergriffen und Belästigungen gegen Spacey laut geworden. Das Old Vic Theatre in London, dessen künstlerischer Direktor Spacey zwischen 2004 und 2015
war, berichtete im selben Jahr von 20 Beschwerden, die wegen unangemessenen Verhaltens gegen den US-Amerikaner eingegangen seien.
Spacey verlor damals seine Rolle bei der Netflix-Serie „House of Cards“. Auch dort hatten ihm Crewmitglieder sexuelle Belästigungen
vorgeworfen. Er musste zudem der Produktionsfirma MRC 31 Millionen Dollar (damals 27,6 Millionen Euro) als Entschädigung für entgangene Einnahmen zahlen. Szenen mit Spacey wurden auch nachträglich aus dem Film „All the Money in the World“entfernt.