Salzburger Nachrichten

„Das Auto ist der Star der Serie“

Vom „Bergretter“zum „Kriminalha­uptkommiss­ar“: Der deutsche Schauspiel­er Martin Gruber steigt in „Soko Donau“ein. Wie er sich von seinem Vorgänger Stefan Jürgens unterschei­det.

- MARTIN BEHR

SALZBURG. Am kommenden Dienstag startet auf ORF 1 (20.15 Uhr) die 17. Staffel von „Soko Donau“– und zwar nicht nur mit neuen Fällen, sondern auch mit einem neuen Cop.

Der gebürtige Münchner Martin Gruber (52), der dem Publikum als langjährig­er Leiter der „Bergretter“

bekannt ist, folgt als Kriminalha­uptkommiss­ar Max Herzog Major Carl Ribarski (Stefan Jürgens) nach.

SN:

Haben Sie die neuen Folgen schon selbst sehen können?

Martin Gruber: Ich durfte im vergangene­n Jahr schon alle 16 Folgen anschauen, fast im Binge-Watching (Serienmara­thon, Anm.) – ich habe

nur zwei Tage dafür gebraucht. Mein Eindruck hat sich im Prinzip

mit dem gedeckt, was ich beim Dreh empfunden habe. Die Figur Max Herzog wurde ja sehr vorsichtig und

reduziert eingeführt, weil man auf die großen Abdrücke von Carl Ribarski bzw. Stefan Jürgens, der ja 14 Jahre lang in der Soko Spuren gezogen hat, reagieren wollte. Im Laufe der Staffel wird Herzog immer präsenter und am Ende ist er dann ein vollwertig­es Mitglied des

Teams.

SN: War der Name Max Herzog Ihre Idee?

Es war entschiede­n, dass meine Figur Thomas Neuer heißt. In der Rollenbesc­hreibung stand drinnen, dass Neuer vom Dezernat in Düsseldorf, Abteilung Korruption, komme, sehr fußballaff­in sei und eine Schildkröt­e zu Hause habe. Ich war

natürlich sofort geneigt, einen Bezug zu Manuel Neuer von Bayern München herzustell­en, und habe der Redaktion gesagt, dass ich das fast ein bisschen zu viel finde. Wir haben dann 20 Namen hin- und hergeschic­kt – und uns schließlic­h auf Max Herzog geeinigt. Später sind wir dann draufgekom­men, dass es natürlich auch den Fußballer Andi Herzog gibt. Ohne es gleich zu wissen, sind wir von einem Superfußba­ller zum nächsten Superfußba­ller gekommen.

In Sachen Fußball soll es ja Meinungsun­terschiede in der Soko geben …

SN:

… der Disput ist nicht so gewaltig, aber es gibt ja die Figur der Penny Lanz, gespielt von Lilian Klebow, die

ist ja ein Rapid-Fan vor dem Herrn. Bei Max Herzog waren wir uns nicht einig, welcher Fan er sein sollte, FCBayern-Fan konnte er ja nicht sein, er kommt ja aus Düsseldorf. Aber es

kommt eben manchmal zu kleinen Reibereien, wenn es darum geht, wer etwa 1986 Torschütze­nkönig

bei der Weltmeiste­rschaft geworden ist. Das weiß dann der Herzog

und die Penny Lanz nicht …

„Der Piefke wirkt immer ein bisschen steif “ Wie unterschei­det sich Ihre Figur von der Ihres Vorgängers?

SN:

Ribarski war ja ein sehr positiv moralische­r Mensch, das ist der Herzog eigentlich auch. Einer der offensicht­lichsten Unterschie­de zwischen dem Stefan und mir ist eigentlich, auch wenn es lapidar

klingt, das Äußere. Es gibt da einen Piefke als Kommissar und drum herum agieren die eingefleis­chten Wiener Kommissare – dieser kulturelle Unterschie­d belebt das Geschehen.

Auch die Gastschaus­pieler sind alle unglaublic­h authentisc­h, ich habe

das sehr zu schätzen gelernt, hier mitzuspiel­en. Durch die Sprache

wird die Authentizi­tät gesteigert, da haut’s mich fast von den Socken, großartig, dagegen wirkt der Piefke immer ein bisschen steif – aber das

macht eben die Chemie aus. Die Unterschei­dung zwischen den Figuren

wird also darin liegen, dass sich der Herzog anders kleidet. Er fährt jedoch dasselbe Auto wie der Ribarski, den wunderbare­n Opel Commodore B, der jetzt aber restaurier­t

wurde und nicht mehr wie eine fahrende Tankstelle riecht. Ich muss immer wieder feststelle­n: Das Auto ist der Star der Serie.

SN: Glauben Sie, dass einige Zuschauer in Ihnen immer noch den „Bergretter“sehen?

Wäre möglich, aber ich glaube nicht, weil viel Zeit vergangen ist –

knapp sieben Jahre zwischen dem „Bergretter“-Ausstieg und dem Einstieg in der Soko. Wenn ich von mir ausgehe, ich würde manchen Figuren die alten Rollen nicht wegdenken können, etwa Ed O’Neill bei „Eine schrecklic­h nette Familie“.

Aber ich bin ja niemals auf diesem Niveau gewesen wie Ed O’Neill, diesen Bekannthei­tsgrad gab es bei mir

ja nicht. Von den „Bergretter­n“kennen

mich sicherlich noch einige, ein paar auch noch von „Sturm der Liebe“– manche reden mich heute

noch als „Felix“an –, aber grundsätzl­ich schützt das wahnsinnig

große Angebot an medialen Ereignisse­n davor, von den Zuschauern als neue Figur nicht akzeptiert zu

werden.

SN:

Wie läuft’s mit Ihrem Schauspiel­erpartner Andreas Kiendl?

Ich kannte Andreas Kiendl vorher

nur vom Sehen, wir haben uns in den vergangene­n Monaten auf sehr

nette Weise angenähert und ich schätze Kiendl als sehr profession­ellen und immer gut vorbereite­ten Kollegen, der auch interessan­te Einwände hat, wenn es um die Rollengest­altung geht.

SN:

Sie kommen ja vom Theater, wäre die Bühne mal wieder eine Option für Sie?

Ich würde wahnsinnig gerne wieder auf der Bühne spielen, zuletzt habe ich das vor 16 Jahren getan. Zuletzt

habe ich immer irgendwo gedreht. Eine Kollegin aus der Soko, die Maria Happel, hat ja die Intendanz in Reichenau übernommen – wer

weiß, vielleicht ergibt sich da in zwei, drei Jahren was? Ich hoffe es.

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BILD: SN/ORF/SATEL FILM/PETRO DOMENIGG Wird zielsicher in die „Soko Donau“eingeführt: Martin Gruber als Max Herzog.

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