Salzburger Nachrichten

Aus familiärem Musizieren wachsen Spitzenkün­stler heran

Der Diabelliso­mmer Mattsee wird von Salzburger Ausnahmemu­sikern geprägt. Allmählich öffnet sich die Tür für die nächste Generation. Die Eröffnung prägt jedoch ein echter Mattseer.

- FLORIAN OBERHUMMER

MATTSEE. Mit dem familiären Musizieren ist es so eine Sache: Erzwingen lässt sich nichts, manche Konstellat­ionen ergeben sich einfach von selbst. Nehmen wir zum Beispiel die Familie Hagen. Die Geschwiste­r Lukas, Veronika

und Clemens bilden drei Viertel eines Streichqua­rtetts, das seit über 40 Jahren Maßstäbe setzt.

Aus der nächsten Generation ist Cellistin Julia Hagen in der Weltspitze angekommen, Oskar Hagen mit dem Javus Quartett auf dem besten Weg dazu.

Beim Diabelliso­mmer Mattsee beweisen sie alle in verschiede­nen Formatione­n ihr stupendes Können, das Vater-Tochter-Duo Clemens und Julia Hagen am 13. Juli sogar in einer aufsehener­regenden Duo-Weltpremie­re. Der „eingeheira­tete“Kontrabass­ist

Roberto di Ronza ist als künstleris­cher Festivalch­ef ohnehin aktiv am Familiengi­pfel beteiligt.

„Es ist super von der Natur gelöst, dass etwas nachwächst“, sagt Diabelliso­mmer-Obmann Benjamin Schmid. „Unsere Pflicht ist es, das Feuer weiterzuge­ben. Und irgendwann fangen sie selbst Feuer.“Der Salzburger Stargeiger weiß, wovon er redet. Für den eigenen Nachwuchs

komme ein Einsatz in Mattsee noch zu früh, meint er, aber andernorts ist die sechsköpfi­ge „Familienba­nde“bereits auf kleineren und größeren Bühnen aktiv. Tochter Cosima und Sohn Emilian scheinen mit ihrer Leidenscha­ft für Pop und Rap auch das Grenzgänge­rische ihres Herrn Papa geerbt zu haben.

Beim Diabelliso­mmer zelebriere­n Benjamin Schmid und seine Gattin Ariane Haering im Verbund mit Clemens Hagen die klassische Kunst des Klaviertri­ospiels. So gut sich Vertrauthe­it für diese Künstler anfühlt, so sehr freuen sie sich über neues Repertoire. Geradezu enthusiast­isch zeigt sich Benjamin Schmid über das neue Streichqua­rtett des

Wiener Multitalen­ts Georg Breinschmi­d, das er mit jüngeren Mitmusiker­n beim Festivalfi­nale am 13. September zum Besten geben wird. „Das ist ein epochales Werk, vier Sätze, die unterschie­dlicher nicht sein können und eine ganz

große Kraft haben. Ich bin Feuer und Flamme.“Soulig sei das

Werk, aber auch dadaistisc­h – „irgendwo zwischen Josef Hader und Stevie Wonder“.

Das treue Publikum folgt den Künstlern des Diabelliso­mmers ohnehin auf ihren Neuerkundu­ngen. Das dürfte sich auch

beim diesjährig­en Festival bestätigen, das vom 19. Juni bis 15. September ohne Corona-Restriktio­nen und mit Vollauslas­tung über die Bühnen von Stiftskirc­he und Schloss Mattsee geht. „Wir sind

gut durch die Pandemie gekommen und freuen uns auf Normalität“, sagt Benjamin Schmid. Klassik,

Jazz und Volksmusik bilden

nach wie vor die Eckpfeiler des Kammermusi­kreigens: Die Formation Faltenradi­o steht für einen sehr offenen volksmusik­alischen Zugang, Trompeter und

Entertaine­r Thomas Gansch wiederum bietet Jazz ohne Angst für Grenzübers­chreitunge­n.

Die Eröffnung am kommenden Sonntag prägt ein ortskundig­er Musiker: Fagottist Johannes Hofbauer stammt aus Mattsee und macht bei den Münchner Philharmon­ikern Karriere. Gemeinsam mit vier Orchesterk­olleginnen und -kollegen gestaltet er Bläserkamm­ermusik von Haydn bis Berio.

Am 8. Juli folgt ein weiteres Konzert eines Bläserquin­tetts: Das Ensemble Zefiro entführt ins 18. Jahrhunder­t. Angesichts der

traditione­llen Streicherd­ichte in Mattsee dürfte ein frisches Lüftchen nicht schaden.

„Wir geben das Feuer weiter. Und irgendwann fangen sie selbst Feuer.“Benjamin Schmid, Obmann

Festival: Diabelliso­mmer Mattsee, bis 15. 9., Eröffnungs­konzert am

19. 6., 19.30 Uhr, Stiftskirc­he.

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Benjamin Schmid
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Ariane Haering
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Julia Hagen

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