Im Volksgarten
Der Coup ist fixiert. Österreichs Tennisstar spielt in Salzburg und ist nun „ehrlich“überzeugt, in die Erfolgsspur zu finden.
SALZBURG. Was nach der Absage für
Wimbledon konkreter wurde, ist nun unter Dach und Fach. Österreichs Tennisstar Dominic Thiem schlägt bei den am 3. Juli beginnenden Salzburg Open auf. Der USOpen-Sieger von 2020 ist damit in einem ohnehin attraktiven Teilnehmerfeld das ultimative Zugpferd für das mit 137.000 Euro dotierte ATPChallenger-Turnier.
Wie viel Einsatz für Thiems Engagement notwendig war, wird am Freitagvormittag ersichtlich. Die Mobiltelefone der Veranstalter läuten schier im Minutentakt. Schließlich folgt der entscheidende Anruf. „Jetzt ist es fix. Er kommt“, sagt Gerald Mandl zu den SN nach dem Telefonat mit Thiems Manager Galo Blanco. „Da wird er aufschlagen“, sagt Günter Schwarzl und deutet auf Platz fünf, der ab 27. Juni in einen Center-Court verwandelt wird. 1000 Zuschauer wird die Anlage im
Volksgarten fassen. Nur 1000, ist man bei dem nun zu erwartenden Zulauf der Fans geneigt zu sagen.
Das lässt sich aber nach dem gelungenen Coup leicht verschmerzen. Es war ein gemeinsamer Kraftakt innerhalb von wenigen Tagen. „Dass so ein Star hier aufschlägt, ist eine wohl einmalige Chance. Natürlich haben wir alles dafür getan, um sie zu nützen. Dank der Unterstützung sowohl von Stadt und Land als auch von mehreren privaten Sponsoren ist es uns gelungen“, erklärt Mandl. Jedoch habe die sich anbahnende Aufwertung durch Thiem bei der Finanzierung des Turniers geholfen. Auch mit den TV-Anstalten sei man bezüglich einer Liveübertragung nun in guten Gesprächen, sagt Mandl. Der ehemalige Davis-CupSpieler darf hoffen, dass Thiem für eine ausverkaufte Turnierwoche sorgt. Der erste Auftritt des Topstars ist voraussichtlich am Dienstag (5. Juli). „Ich denke, er wird, hoffentlich des Öfteren, das Hauptmatch ab 18 Uhr sein“, sagt Schwarzl.
Diese Hoffnung wird durch Thiem selbst nun genährt. Auch
wenn die Ergebnisse und Leistungen seit dem Comeback, gelinde ausgedrückt, enttäuschend und ernüchternd waren. Die ehemalige Nummer drei der Welt ist nach seiner vor fast genau einem Jahr erlittenen Handgelenksverletzung sowie seit Anfang April sieben Auftaktniederlagen in Serie auf Platz 352 der Weltrangliste zurückgefallen. Zuletzt ging er Ende Mai in Runde eins der French Open sangund klanglos unter. „Das war ein Trauerspiel“, urteilt er im Nachhinein und gibt offen zu: „Ich habe bis Paris 34 von 35 Trainingssätzen verloren, habe nicht mal Jugendlichen mit meiner Vorhand wehtun können. Ich wollte aber nicht kommunizieren, wie schlecht ich mich
wirklich fühle.“
Der Zweckoptimismus ist nun offenbar einer tatsächlichen Leistungssteigerung gewichen. „Jetzt
kann ich zum ersten Mal ehrlich sagen, wo ich weder mich selber noch andere belüge, dass ich mich auf einem guten Weg befinde und bald
wieder Topleistungen abrufen kann“, erklärte Thiem am Donnerstag in der Akademie Traiskirchen, wo er seit zweieinhalb Wochen mit
Vater Wolfgang und nun auch mit Blanco trainiert. Touringcoach Nicolás Massú soll in Salzburg wieder zum Betreuerstab stoßen.
Bevor es dort aber gegen starke und prominente Konkurrenz wie Richard Gasquet wieder richtig ernst wird, fliegt Thiem kommende
Woche noch einmal zu Sparringeinheiten nach Barcelona. Dort wird
der 28-Jährige mit Spitzenspielern
wie Andrej Rublew und Karen Chatschanow trainieren. Im Vergleich mit den Russen, die nicht in Wimbledon antreten dürfen, will er das nächste Level erreichen. Im Gegensatz zu gebetsmühlenartigen Statements in den vergangenen Monaten, er sei auf dem richtigen Weg, stimme dies nun wirklich. Mit der
nun besseren Form hat Thiem auch seine mentale Herangehensweise
geändert, wie er sagt: „Ich will mir selber wieder Druck auferlegen. Sobald ich zurückkomme, will ich auch liefern, das ist der Anspruch an mich selber.“Und das ist die Hoffnung der Fans und Veranstalter in Salzburg. Möglicherweise startet er im Volksgarten seinen
Weg zurück an die Weltspitze.