„Wünsche KTM nur das Beste“
Der gemeinsame Weg von MotoGP-Pilot Miguel Oliveira und KTM endet höchstwahrscheinlich mit Jahresende. Die geplante Versetzung zum Tech-3-Team will der Portugiese nicht akzeptieren.
Vor einem Jahr galt KTM-Pilot Miguel Oliveira nach einem Sieg und zwei zweiten Plätzen als einer der Geheimfavoriten auf den WM-Titel
in der MotoGP. Zwölf Monate später stehen die Zeichen zwischen KTM und dem 27-jährigen Portugiesen klar auf Trennung. Im SN-Interview vor dem Rennen am Sachsenring am Sonntag erklärt Oliveira,
warum eine Rückkehr zum Tech-3Team von KTM keine Option ist,
was er an Österreich liebt und wieso ihn die Gerüchte über seine Person
nerven.
SN: Über Sie wird derzeit viel gesprochen und geschrieben. Wie fühlen Sie sich?
Miguel Oliveira: Auf privater Ebene
passt alles. Ich bin in einer guten Lebensphase und kann nicht klagen. Meine Frau ist glücklich und unserem kleinen Kind geht es gut.
SN: Sie haben Ihren Hauptwohnsitz in Wien – was gefällt Ihnen an Österreich?
Am meisten mag ich die Radstrecken. Du kannst stundenlang radeln, ohne einem Auto zu begegnen. Das ist ziemlich cool. In Portugal ist das anders, da gibt es praktisch keine Regeln. Außerdem kann ich unauffällig unterwegs sein und
werde nicht sofort an jeder Ecke erkannt.
Also sind Sie lieber einfach Miguel als der MotoGP-Star?
SN:
Es war nie mein Ziel, berühmt zu
werden, aber das ist eine Konsequenz. Je besser du fährst, desto berühmter bist du. Wie jeder Sportler habe ich Fans, die genau zuhören, wenn ich etwas sage. Das ist eine
Verantwortung.
SN:
Für viele Kinder in Portugal sind Sie ein Vorbild.
Rund 80 Prozent der Kinder, die in Portugal Motorradrennen fahren,
waren beim Oliveira Cup dabei. So etwas macht einen stolz. Ich habe keinen portugiesischen Fahrer gehabt, der mein Held sein konnte.
Aber Helden bringen dich deinem Traum näher. Ich hoffe, dass ich für die Kinder Türen öffnen kann.
Wie beurteilen Sie Ihre Leistungen in dieser Saison?
SN:
Es ist eine ziemlich durchschnittliche Saison. Der Sieg in Indonesien
war der Höhepunkt, ich bin aber zwei Mal im Rennen gestürzt. Viele Ergebnisse wurden stark von der Startposition beeinflusst. Wenn du
hinten startest, ist es sehr schwierig, durch das Feld zu kommen.
Sie haben für Tech 3 zwei Rennen gewonnen. Warum lehnen Sie eine Rückkehr ab?
SN:
Es geht ums Prinzip. Ich bin davon überzeugt, dass ich im Werksteam
produktiver sein kann. Ich habe gezeigt, dass ich diesen Platz verdiene.
Wenn alle vier Motorräder gleich und beide Teams so gut sind, hätte KTM doch Jack Miller den Platz bei Tech 3 anbieten können. KTM hat gewusst, dass das Risiko, mich zu
verlieren, hoch ist. Aber ihnen war es wichtiger, einen neuen Fahrer im
Werksteam zu haben. Sie haben sich sehr bemüht, mich zu halten – aber eben bei Tech 3.
SN: Was sagen Sie dazu, dass Sie bereits bei einem anderen Team einen Vertrag unterzeichnet haben sollen?
Meine Meinung ist, dass es einige
Personen gibt, die aus Halbsätzen eine große Sache machen und unangenehme Gerüchte verbreiten.
Das ist etwas, was ich total ablehne. Ich habe es lieber, wenn Informationen auf Fakten und nicht auf Spekulationen basieren. Dass ich mich mit anderen Teams getroffen habe,
heißt nicht, dass etwas fixiert ist. Ich habe nichts unterschrieben.
SN: Was ist Ihr Ziel für den Rest der Saison?
Ich werde weiterhin 200 Prozent für dieses Projekt geben. Schon so früh während der Saison zu verhandeln macht das Verhältnis aber etwas merkwürdig. Es ist, wie wenn man geschieden ist, aber für den Rest des Jahres noch im selben Haus
wohnen muss. Da entsteht natürlich Reibung, aber ich erwarte von allen Beteiligten die nötige Professionalität. Ich fahre seit vielen Jahren für KTM und wünsche ihnen für die Zukunft nur das Beste. KTM
wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.