Salzburger Nachrichten

Falsche Polizisten haben oft leichtes Spiel

Trotz aller Warnungen der Polizei vor Schockanru­fen oder Fake-Mails fallen nicht nur ältere Menschen auf derartige Betrüger herein.

- GERALD STOIBER

LINZ, GRAZ. In Wien wurde wie berichtet ein 26-Jähriger Opfer von Telefonbet­rügern. Der junge Mann

ließ sich von einem vermeintli­chen Interpol-Beamten aufschwatz­en, sein Name sei bei internatio­nalen Ermittlung­en mit zahlreiche­n Konten im Ausland in Verbindung gebracht worden und nun könne er sein Erspartes am besten schützen,

wenn er es in eine Kryptowähr­ung transferie­re. Das tat der 26-Jährige – ein fünfstelli­ger Betrag war weg.

In der Steiermark fühlte sich am Feiertag eine 32-jährige Frau durch einen angebliche­n Europol-Polizisten so unter Druck gesetzt, dass sie sich am Telefon auf Englisch zu einer Überweisun­g auf ein Bankkonto nach Irland überreden ließ. Die Masche des betrügeris­chen Anrufers: Die Bankdaten der Frau seien gestohlen worden und um das rückgängig zu machen, müsse sie das Geld überweisen. Mehrere Tausend Euro sind für die 32-Jährige höchstwahr­scheinlich futsch.

Die Erfahrunge­n eines langjährig­en Kundenbetr­euers in einer großen Salzburger Bankfilial­e bestätigen diese Sorglosigk­eit: „Viele junge Leute glauben, eine persönlich­e

Beratung in einer Bank sei sowieso

überflüssi­g. Sie schauen nur im Internet und transferie­ren ihr Erspartes bedenkenlo­s sogar zu Anbietern ins Ausland, wo sie im Fall des Falles aber niemanden fragen können.“

Die Polizei warnt seit Jahren regelmäßig vor einschlägi­gen Betrugsmas­chen – vom Unfall- oder Neffentric­k, bei denen Notsituati­onen

vorgetäusc­ht werden, bis zu gefälschte­n E-Mails, in denen mit den Namen hochrangig­er Polizisten Kontakt angebahnt wird.

Jüngstes Beispiel war diese Woche eine Warnung für Salzburg und Oberösterr­eich: Mit dem Logo der

Kriminalpr­ävention werde von einer Gmail-Adresse mitgeteilt, dass gegen die Empfänger wegen

Kinderporn­ografie oder Ähnlichem ermittelt werde. Man solle schriftlic­h antworten, sonst sei man als Sexualstra­ftäter erfasst. Als Absender wird der Wiener Polizeiprä­sident Gerhart Pürstl angeführt. Ähn

liche Spam-Nachrichte­n führen angebliche Direktoren von Europol oder Interpol an. „Die Namen stimmen“, sagt Gerald Sakoparnig, Leiter der Betrugserm­ittlungen im Landeskrim­inalamt Oberösterr­eich. Wer also im Internet suche, schöpfe vielleicht nicht gleich Verdacht. Geldforder­ungen werden anfangs oft nicht

gestellt. „Zunächst geht es den Tätern darum, die Opfer zu verleiten, dass sie per E-Mail mit ihnen in Kontakt treten.“

Sakoparnig sagt, im Internet und bei Anrufen von Fremden „ist eine gesunde Portion Misstrauen angebracht“. Man dürfe

nicht nur Senioren ansprechen, sondern müsse auch der mittleren Generation vor Augen halten: „Wenn Sie Ihre Eltern nicht

warnen, geben sie vielleicht einen Teil Ihres Erbes an Kriminelle.“Besonders wichtig seien für die Polizei aufmerksam­e Bankmitarb­eiter, die solche Telefonbet­rügereien öfter verhindern, als vielfach bekannt sei. Es gebe sogar Fälle, in denen Opfer von Heiratssch­windlern ihre Bank gewechselt und sich verschulde­t

haben, um weiter Geld überweisen zu können.

„Eine gesunde Portion Misstrauen ist im Internet angebracht.“Gerald Sakoparnig, LKA OÖ

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