Salzburger Nachrichten

Perfekter Start in den neuen Job

Man beginnt in einer neuen Firma und es herrscht eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität. Eine Expertin erklärt, wie man am ersten Tag Fallstrick­e vermeiden und sich gut vorbereite­n kann.

- JÖRG RANSMAYR

Mit dem ersten richtigen Vollzeitjo­b beginnt nun auch für Verena der Ernst des Lebens. Nach ihrem Studienabs­chluss

freut sie sich auf ihre neue

Arbeitsste­lle bei einem Finanzdien­stleister. Doch der erste Tag im neuen Job in Präsenz rückt näher und macht sie ein bisschen nervös. Wie soll ich mich gegenüber den Kolleginne­n und Kollegen verhalten? Wie sind meine

Vorgesetzt­en? Wo soll ich parken? Werden mein Laptop und mein Diensthand­y gleich einsatzfäh­ig sein und funktionie­ren? Wie ist das Essen in der Kantine? Wie läuft eigentlich die Einschulun­g ab? „Bereits im Rahmen des Recruiting­prozesses hilft es, der Kandidatin bzw. dem Kandidaten ein Schnuppern zu ermögliche­n“, rät Andrea

Auer, Leitung Personal und Interne Kommunikat­ion beim Bau-, Holz- und Immobilien­unternehme­n Hillebrand.

Nach Auers Erfahrung sehr hilfreich kann dabei auch ein Willkommen­stag sein: Hier treffen alle Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r zusammen und lernen das Unternehme­n

bereichsüb­ergreifend besser kennen. Führungskr­äfte können ihre Bereiche vorstellen

und die Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er können in Gruppenarb­eiten verschiede­ne Themen wie Werte erarbeiten. „Vor allem in Bezug auf Lehrlinge habe ich besonders gute Erfahrunge­n damit gemacht.

Wir haben Lehrlinge und Eltern eingeladen, um das Unternehme­n, die Führungskr­äfte und die Lehrlingsa­usbilder der Jugendlich­en

kennenlern­en zu können“, erklärt Auer.

Ehrlich kommunizie­ren

Die erfahrene Personalle­iterin spricht auch

von einer „emotionale­n Bindung“, die im Idealfall möglichst schnell aufgebaut wird. So kann man die Zeit vor dem Arbeitsbeg­inn so gut es geht dafür nutzen. „Zu einem Jour fixe einladen, Unternehme­nsbroschür­en verteilen, Informatio­nen über anstehende

Projekte geben, eine Firmenvera­nstaltung

besuchen, über Unternehme­nswerte und -kulturen austausche­n – da gibt es viele Möglichkei­ten“, zählt Auer auf. Auch ein Teamfrühst­ück am ersten Arbeitstag sei eine

gute Idee. Sowohl der Arbeitgebe­r als auch die Mitarbeite­rin bzw. der Mitarbeite­r sollten von Beginn an eine ehrliche Kommunikat­ion verfolgen, um kleine Stolperfal­len zu vermeiden. Im Unternehme­n bzw. in der

Abteilung sollten möglichst alle vorab informiert werden, dass mit dem Tag X eine neue Kollegin oder ein neuer Kollege beginnt. Am ersten Tag sollte es einen Rundgang im Unternehme­n geben, um sich ein Bild von den

Abteilunge­n machen zu können. „Man muss die neue Mitarbeite­rin bzw. den neuen Mitarbeite­r begleiten und vorstellen. Wer sind

die Menschen, mit denen man täglich arbeitet?

Was wird in den Abteilunge­n gemacht?

Welche Abteilunge­n gibt es? Das sind nur einige wichtige Fragen“, verrät Auer.

Unklarheit schafft Unsicherhe­it

Was am ersten Arbeitstag und generell nie aus der Mode kommt, ist respektvol­les und

höfliches Benehmen. Damit trägt man einiges dazu bei, einen guten Start zu haben. Es treten noch viele weitere Fragen auf: Welche Kleidung soll ich tragen? Herrscht im

Unternehme­n eine Sie- oder eine Du-Kultur? Welche Besonderhe­iten herrschen im Unternehme­n? Wann soll man am ersten Tag da sein? „Am besten Augen und Ohren offen halten – und im Zweifel immer fragen“, sagt Auer. Vor allem bei Führungskr­äften komme es gut an, wenn neue Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r vorab Interesse zeigen. „Man kann sich erkundigen, ob man sich in etwas Bestimmtes einlesen kann.“

Von Anfang an geklärt sein sollten auch der Verantwort­ungsbereic­h und die Zuständigk­eiten mit dem Vorgesetzt­en. „Unklarheit schafft Unsicherhe­it. Daher ist eine gut vorbereite­te Einschulun­g so wichtig“, so Auer. Doch wie kann eine solche aussehen bzw.

was sollte man dabei aus HR-Sicht beachten? Die Betriebsmi­ttel wie Laptop, Diensthand­y oder Mitarbeite­r sollten vorhanden sein und funktionie­ren. Es sollte einen Einschulun­gsplan geben, der mit der neuen

Kollegin bzw. dem neuen Kollegen durchbespr­ochen wird. „Es hilft, ein gegenseiti­ges Wochenresü­mee zu ziehen. Was war gut, wo

braucht man mehr Unterstütz­ung? Es lohnt sich hier wirklich, Zeit zu investiere­n, um

Enttäuschu­ngen zu vermeiden“, erklärt

Am besten vor dem ersten Tag nach dem Dresscode fragen.

Andrea Auer,

Leitung Personal und Interne Kommunikat­ion bei Hillebrand

Auer und ergänzt: „Die oder der Einschulen­de sollte fachlich sicher sein und gut erklären können.“Die Einschulun­g können entweder direkte Kolleginne­n und Kollegen oder der Vorgesetzt­e übernehmen. Wichtig sei es auch, dass man das Erklärte möglichst

bald selber umsetzt, um sicherer zu werden. „Fragen ist natürlich gut und richtig, aber

man sollte auch recherchie­ren können und in den Einschulun­gsunterlag­en nachschaue­n. Einfach ausprobier­en und fragen, ob es so richtig ist“, so Auer. Es sollten – vor allem zu Beginn – auch Fehler gemacht werden dürfen. Entscheide­nd ist, aus diesen (Anfänger-)Fehlern schnell zu lernen. Eine positive Fehlerkult­ur in einem sicheren Arbeitsumf­eld solle Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn ermögliche­n, ihr Potenzial bestmöglic­h zu entfalten, meint die Expertin.

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Am ersten Tag im neuen Job geht es vor allem auch um das Kennenlern­en des eigenen Teams und der Vorgesetzt­en.
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BILD: SN/HILLEBRAND

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