Er lebt den Traum
Die erstaunliche Geschichte des Mate Rimac. Vom bosnischen Flüchtling zum Star der Autobranche mit Porsche als Partner.
„Ich wollte immer nur Autos bauen, war immer verrückt danach, wollte beruflich mit ihnen zu tun haben – egal ob als Designer, Ingenieur … oder Formel-1-Fahrer!“Das sagt Mate Rimac. In Bosnien geboren, kam er als Dreijähriger mit den Eltern als Flüchtling nach Frankfurt und
ging als Teenager zurück nach Kroatien. Wo er mittlerweile sein erstes Ziel erreicht hat: Er hat beruflich mit Autos zu tun. Und zwar innovativ, mit einem selbst aus dem Nichts aufgebauten Unternehmen in Sveta Nedelja, wo neben eigenen Elektrosportwagen Teile für Aston Martin, Hyundai, Koenigsegg, Renault und Pininfarina gefertigt werden.
Mit 24 Prozent ist die Porsche AG seit 2018 zweitgrößter Anteilseigner nach dem Gründer (52,06) und beteiligte sich kürzlich mit einer zweistelligen Millionensumme an einem Investitionspaket von 500 Mill. Euro, durch das 700 neue Mitarbeiter eingestellt werden sollen. Damit wächst die Belegschaft des einstigen Startups, das mit Bugatti verbunden ist, auf 1500. Seit 2021 gehört Bugatti Rimac zu 45 Prozent Porsche und zu 55 Rimac. Das Erstaunlichste am rasanten Aufstieg von Rimac: Der Gründer ist erst 34 Jahre alt. Bei der Gala der paneuropäischen Jury „Autobest“nahe Straßburg wurde Mate Rimac kürzlich mit dem „Manbest“-Award als Manager des Jahres ausgezeichnet.
SN: Woher kommt Ihre Auto-Besessenheit?
Mate Rimac: Ich war ein großer BMW-Fan in
meiner Jugend. Deshalb schaffte ich mir mit 18 einen 3er-BMW an.
SN: Wer hat Sie derart für die Autobranche inspiriert?
Das war Nikola Tesla. Ich war von seiner Technik und seinen Ideen begeistert, nicht von der Marke Tesla des Elon Musk.
SN: Was waren Ihre ersten Aktivitäten?
Ich verfolgte in den USA die Dragracing-Szene, da gab es auch schon elektrisch motorisierte
Teilnehmer, das wollte ich auch versuchen und tauschte in meinem BMW den Verbrenner gegen einen E-Motor und Batterien – da sah man noch keine E-Autos bei uns oder gar auf einer Rennstrecke.
SN:
Der erste Businessplan war schon auf E-Autos aufgebaut. Ich lernte einen Designer kennen, der bei GM arbeitete. Von unseren Plänen eines E-Sportwagens waren zwei reiche Araber begeistert, die gleich bestellen wollten – dabei hatten wir noch nicht einmal ein Auto. 2009
wurde die Firma mit einer Handvoll Mitarbeiter gegründet. Die Verbindung zu den Arabern
brach ab, als sie ultimativ forderten, dass wir in die Emirate übersiedeln sollten. Dass wir das ablehnten, war aus heutiger Sicht eine der besten Entscheidungen. Der erste Rimac, der in Frankfurt auf der IAA gezeigt wurde, wurde
beim Transport im Lkw erst fertiggestellt.
Wie ging es dann weiter?
SN:
Mit einigen Aufträgen von Herstellern für Detailarbeiten. Da waren wir dann um die 50 Mitarbeiter. Und ich wusste nicht, wie ich sie am Monatsende bezahlen sollte. 2018 kam dann
mit dem 850-Millionen-Euro-Investment von
Wie entwickelte sich Ihr Unternehmen?
Porsche die Wende. Heute sind wir rund 1000 Mitarbeiter bei Rimac und 300 bei Bugatti. Mit
Hyundai arbeiten wir an Projekten für HighEnd-Modelle. Aber wir kooperieren mit mehreren Herstellern, nicht nur mit Investoren.
SN:
Ohne Verbrenner. Es ergibt keinen Sinn mehr, in sie zu investieren. Einige Hypercars oder Supercars wird es als Verbrenner aber geben.
Wie sehen Sie die Auto-Zukunft?
SN:
Ist nicht sehr effizient für Pkw. Batterien werden leichter und billiger. Dazu kommt, dass sich die Besitzverhältnisse bzw. das Besitzstreben ändern werden. Carsharing wird das Thema werden. Und ich glaube, Menschen, die jetzt geboren werden, werden weder jemals einen Führerschein besitzen noch selbst Autos lenken. Das Thema Robotik wird ein enorm wichtiges, auch für uns.
Und die Wasserstofftechnologie? SN: Was erwarten Sie von den chinesischen Autobauern, die überwiegend schon auf E-Modelle setzen?
Ich sehe keinen Grund, warum sie nicht mit E-Autos reüssieren sollten. Aber glaubt nicht, dass sie „billig“sein werden! Die Koreaner hatten anfangs ein schlechtes Image in Europa, das sie schnell abbauten. Warum also nicht auch
die Chinesen?
SN: Wer werden die Autobauer der Zukunft sein? Apple, Google?
Die, die am besten mit Carsharing umgehen
können.
Werden sich die Probleme mit der Ladeinfrastruktur rasch lösen?
SN:
Es wird einfacher werden, weil das Laden schneller und die Batterien kleiner werden –
wer braucht wirklich große Batterien? Die Effizienz ist am wichtigsten. Und das zweite Leben
und die Frage, wann zu wechseln ist.
SN: Welche Ziele oder gar Träume verfolgen Sie noch?
Es ergibt keinen Sinn mehr, in Verbrennungsmotoren zu investieren.
Mate Rimac, CEO Rimac Automobili
Ich möchte ein großes Projekt angehen, das für die nächsten hundert Jahre bestimmend sein
wird. Ich möchte ein wichtiger Zulieferer für elektrische Projekte großer Hersteller sein.