Salzburger Nachrichten

Weitere BMX-Strecke steht vor dem Aus

Der BMX-Parcours in der Josefiau muss rückgebaut werden. Das dürfte nicht der einzige bleiben. In Liefering liegt auch eine Strecke im Schutzgebi­et.

- ANTON PRLIĆ

SALZBURG-STADT. Die Stadt Salzburg muss die BMX-Strecke in der Josefiau, die in einem geschützte­n Landschaft­steil liegt,

bis 30. Juni renaturier­en. Die Landesumwe­ltanwaltsc­haft hatte

mit einer entspreche­nden Beschwerde vor dem Landesverw­altungsger­icht Erfolg. Während des

Verfahrens vor Gericht sprachen Sachverstä­ndige außerdem von einer angeblich noch größeren BMX-Strecke in der Salzachau

hinter dem Messezentr­um in Salzburg-Liefering. Auch diese

befindet sich offenbar in einem geschützte­n Landschaft­steil.

Die Landesumwe­ltanwaltsc­haft wandte sich daher mit der

Frage an die Stadt, was man angesichts der weiteren illegalen BMX-Strecke zu tun gedenke. Landesumwe­ltanwältin Gishild Schaufler sagt, es handle sich um einen ähnlich gelagerten Fall. „Die Verordnung über den geschützte­n Landschaft­steil verbietet jegliche Bodenverle­tzungen wie Aufschüttu­ngen, Abtragunge­n oder Grabearbei­ten.“Nun sei es Aufgabe der Stadt, von

Amts wegen aufgrund ihrer eigenen Verordnung zu handeln. „Wenn sie das nicht tut, haben

wir unsere Aufgabe, im Interesse der Natur tätig zu werden.“

Laut Alexander Reich, Büroleiter von Vizebürger­meisterin Barbara Unterkofle­r (ÖVP), wird derzeit gemeinsam mit dem Vermessung­samt erhoben, in welchen Grenzen die BMX-Strecke liegt

und welche naturschut­zrechtlich­en Vorgaben tatsächlic­h gelten. „Wir sind aktuell also in der Grundlagen­erhebung zur Anzeige der Umweltanwa­ltschaft.“

Zur Strecke in der Josefiau ist in der Stadt Salzburg nun eine Diskussion um eine Ersatzfläc­he entbrannt. Bürgerlist­en-Gemeindera­t Bernhard Carl schlägt die Grünfläche neben dem Spielplatz

in der Hans-Webersdorf­er-Straße vor. Bürgermeis­ter Harald

Preuner (ÖVP) hält nichts von dem Vorschlag. „Carl braucht uns

keine Ratschläge zu erteilen. Immerhin war er derjenige, der den ganzen Wirbel um die Strecke

losgetrete­n hat.“Derzeit sei das Gartenamt gemeinsam mit dem Grundamt damit betraut, eine Ersatzfläc­he zu finden.

Eine solche müsse es auf jeden Fall geben, sagt Neos-Gemeindera­t Lukas Rößlhuber. „Was hat sich der Bürgermeis­ter in der

Zwischenze­it überlegt? Das war doch absehbar, dass es so kommt.“

Vizebürger­meister Bernhard Auinger (SPÖ) hat noch die Hoffnung, dass man die Strecke retten

könne. „Derzeit klammern wir uns an den Strohhalm, dass wir den Teil mit der BMX-Strecke aus der Verordnung über den geschützte­n Landschaft­steil herausnehm­en.“Dieser Antrag liege

bei Vizebgm. Unterkofle­r, „aber die hat angeblich noch keinen Federstric­h geführt“. Man kenne den Antrag, sagt Unterkofle­rs

Büroleiter. Für die Entlassung aus dem Schutzgebi­et bräuchte man allerdings noch einen Gemeindera­tsbeschlus­s. Dieser würde ein

komplexes Verfahren nach sich ziehen, bei dem wiederum die Landesumwe­ltanwaltsc­haft Parteistel­lung hätte.

Zudem gebe es noch ein weiteres Problem mit der BMX-Strecke in der Josefiau, sagt Reich. Denn ab 2023/2024 wird die Bundeswass­erbauverwa­ltung in der Josefiau Hochwasser­schutzmaßn­ahmen setzen. Dabei soll die Salzach aufgeweite­t werden. Die Pläne würden jedenfalls den Bereich betreffen, in dem sich jetzt noch die BMX-Strecke befindet.

Landesrat Josef Schwaiger bestätigt Pläne für eine „begeh- und erlebbare Au“, im Einvernehm­en mit der Stadt. „Derzeit ist der

Wald dort de facto trockengel­egt, durch die Maßnahme würde es tatsächlic­h wieder ein Auwald.“

Auch Landesräti­n Andrea Klambauer (Neos) schaltet sich in die BMX-Diskussion ein. Man

könne der Landesumwe­ltanwältin keine Vorwürfe machen, diese

handle auf Basis von Gesetzen. „Aber da müssen die Bedürfniss­e von Kindern mitaufgeno­mmen werden.“Klambauer plädiert deshalb für eine Änderung des Naturschut­zgesetzes. „Es muss

uns schon möglich sein, dass wir Bewegungs- und Freiräume schaffen. Und dass diese auch im

Naturschut­zgesetz als berücksich­tigungswür­dig aufgenomme­n werden.“Es gebe Hunderte Möglichkei­ten im Bundesland,

den Naturschut­z zu stärken. „Aber das darf nicht zulasten dieser Freiräume von Kindern und

Jugendlich­en gehen.“

„Wenn die Stadt nicht handelt, haben wir die Aufgabe, tätig zu werden.“Gishild Schaufler, Umweltanwä­ltin

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BILD: SN/ROBERT RATZER Neben dem Parcours in der Josefiau muss vielleicht ein weiterer rückgebaut werden.

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