Allianz für Van der Bellen
Persönlichkeiten aus vier Parteien unterstützen den Bundespräsidenten. Das Feld der Konkurrenten bei der herbstlichen Wahl nimmt erst sehr langsam Konturen an.
WIEN. Weil er sich „zum Staatsmann entwickelt“habe, „aber immer mit einem Schuss Humor“(Ex-ÖVP-Generalsekretärin und -Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat).
Weil „das Amt des Bundespräsidenten kein Amt für Anfänger“sei (ExSPÖ-Justizministerin und EuGHRichterin Maria Berger). Weil „er
immer auf die Mitte zugegangen“sei und „selbst dem politischen Gegner einen Vertrauensvorschuss
gewähre“(Ex-Neos-Mandatar Sepp Schellhorn): So weit einige der Persönlichkeiten, die sich Sonntagvormittag als „Initiative Gemeinsam für Van der Bellen“vorstellten
und für die Wiederwahl des Bundespräsidenten im Herbst werben wollen.
Mit dabei auch – neben dem Biopionier Werner Lampert – die einstige grüne Energiesprecherin Christiane Brunner. Die Initiative umspannt also vier von fünf Parlamentsparteien, wobei die einstige ÖVP-Spitzenpolitikerin Rauch-Kallat auf Nachfrage ausdrücklich betonte, als Privatperson hier zu stehen. Was nicht ganz überraschend kam. Denn schon vor der Stichwahl 2016 zählte Rauch-Kallat, die in ihrer Zeit als ÖVP-Generalin dem damaligen Grünen-Chef noch vorgeworfen hatte, eine „rot-grüne Schubumkehr“zu planen, zu den
Unterstützern Van der Bellens.
Dessen Unterstützer sind derzeit damit beschäftigt, Spenden für den
Wahlkampf aufzutreiben. „Ab sofort laden wir alle Österreicher:innen ein, sich mit einer Spende als
wichtige Unterstützung zu beteiligen. Ihr Beitrag hilft den Frieden, unsere Demokratie und die Werte unserer Heimat zu bewahren“, wirbt Van der Bellen auf Twitter.
Wobei er hier ausdrücklich nicht als Bundespräsident in Erscheinung
tritt, sondern als „Kandidat für die Bundespräsidentenwahl 2022“. Und auch bei den Geldflüssen ist Transparenz angesagt: Die Spender sollen auf der Homepage öffentlich gemacht werden.
Das Feld jener, die bei der herbstlichen Präsidentschaftswahl gegen
den amtierenden Bundespräsidenten antreten wollen, nimmt erst
langsam Konturen an. Als Kandidat geoutet hat sich bereits Dominik
Wlazny alias Marco Pogo, der Gründer der Bierpartei. Diese mäandert zwischen Satire („Die Bierpartei setzt sich für die Errichtung eines Bierbrunnens ein“) und Ernsthaftigkeit („Der Bezirk wird aufgefordert, Wohnmöglichkeiten für ukrainische Flüchtlinge zu schaffen“)
und konnte bei der letzten Wiener Gemeinderatswahl in einige Bezirksvertretungen einziehen. Dass
Pogo, übrigens ein studierter Mediziner und gelernter Kabarettist, die
notwendigen 6000 Unterstützungserklärungen sammeln kann,
ist nicht unrealistisch.
Kandidatur-Ambitionen hat auch der einstige FPÖ- und BZÖ-Politiker Gerald Grosz, der das Internet sowie seine Dauerpräsenz im Fellner-Sender oe24 nutzt, um mit
provokanten Auftritten seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Er will,
wie die „Presse“schreibt, am Dienstag erklären, ob er antritt oder
nicht. Auch die coronaskeptische Liste MFG soll, wie man hört, einen Kandidaten ins Rennen schicken.
Von den etablierten Parteien schickt nur die FPÖ einen Gegenkandidaten zu Van der Bellen ins Feld. Besser gesagt eine Gegenkandidatin, denn als Favoritin wird die
Juristin und oberösterreichische Mandatarin Susanne Fürst gehandelt.