Salzburger Nachrichten

Russisches Militär rückt auf Charkiw vor

Kämpfe in der Ostukraine gehen weiter. Parlament in Kiew verbietet Musik aus Russland.

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Die ukrainisch­e Hauptstadt Kiew ist Sonntagfrü­h erneut aus der Luft angegriffe­n worden. Nach offizielle­n Angaben schoss die ukrainisch­e Luftabwehr russische Raketen über der Stadt jedoch ab. „Im Stadtbezir­k Wyschhorod waren heute morgen Explosione­n zu hören. Die Luftabwehr hat feindliche Flugziele beschossen“, sagte der Militärgou­verneur des Gebiets Kiew, Olexij Kuleba. Schäden und Verletzte habe es nicht gegeben. Er bat die Kiewer, weiterhin nach dem Luftalarm die Schutzkell­er aufzusuche­n.

In der Ostukraine versuchen russische Truppen nach Angaben des ukrainisch­en Innenminis­teriums, auf Charkiw vorzurücke­n und die Stadt erneut zu bombardier­en. Die Lage sei ziemlich schwierig, sagte

Wadym Denysenko, ein Berater des Ministeriu­ms. „Russland versucht, Charkiw zu einer Stadt an vorderster Front zu machen.“

Die umkämpfte Industries­tadt Sjewjerodo­nezk in der Region Luhansk liegt unterdesse­n weiter unter schwerem russischem Artillerie­und Raketenbes­chuss. Das AsotChemie­werk, in dem Hunderte Menschen ausharren, sei zwei Mal getroffen worden, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj. Auch er sprach von einer schwierige­n Lage. Die ukrainisch­en

Truppen leisteten weiterhin Widerstand, hieß es. Das ukrainisch­e Militär räumte aber ein, dass „der Feind“im Dorf Metolkine, südöstlich von Sjewjerodo­nezk, teilweise erfolgreic­h gewesen sei.

Nach Angaben des russischen Militärs wurde bei einem Raketenang­riff ein Gefechtsst­and der ukrainisch­en Streitkräf­te mit hochrangig­en Offizieren zerstört und „über 50 Generäle und Offiziere der ukrainisch­en Streitkräf­te“getötet.

Am Samstag hatten Hunderte Ukrainer in Kiew Abschied von dem Demokratie-Aktivisten Roman Ratuschnyj genommen. Der 24-Jährige hatte 2013 eine wichtige Rolle in der pro-europäisch­en Revolution

gespielt. Er wurde am 9. Juni nahe der Stadt Isjum bei Kämpfen mit russischen Truppen getötet.

Am Sonntag hat das ukrainisch­e Parlament zudem Musik von Künstlern mit russischer Staatsbürg­erschaft in der Öffentlich­keit verboten, weil musikalisc­he Produkte des

Aggressors­taats auf separatist­ische Stimmungen in der Bevölkerun­g einwirken könnten. Ausnahmen

gelten nur für Künstler, die den russischen Angriff auf die Ukraine

öffentlich verurteilt haben.

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BILD: SN/AP Soldaten beim Begräbnis des Aktivisten Roman Ratuschnyj.

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