Salzburger Nachrichten

Getreidega­sse im Umbruch: Ein Kommen und Gehen

Der Preisdruck auf Vermieter steigt – Interessen­ten stehen nicht mehr Schlange. Junge Unternehme­n lassen sich lieber in Nebenlagen nieder.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG-STADT. Manche Lücken schließen sich, andere tun sich auf in der und um die Getreidega­sse: Die Firma Biogena zieht mit einem Shop in eine Ende 2021 geschlosse­ne Bank-Austria-Filiale ein. Und auch in das Ende 2019 geschlosse­ne ehemalige Denkstein-Haus soll nun nach mehr als zweieinhal­b Jahren wieder Leben einziehen: Das Modelabel Hugo Boss will dort im Herbst – im bis dahin umgebauten und

mit einem Lift ausgestatt­eten zweistöcki­gen Geschäftsl­okal – einen Flagshipst­ore eröffnen.

Für das bestehende HugoBoss-Geschäft im alten Rathaus

wird unterdesse­n ein Nachmieter gesucht – denn dort zieht der Modekonzer­n aus. Die etwas mehr als 120 Quadratmet­er große Geschäftsf­läche ist aber nicht die

einzige, die auf Immobilien­seiten zur Vermietung ausgeschri­eben

ist: Nur wenige Meter weiter befindet sich ein auf Jeans spezialisi­ertes Geschäft – auch für diese Fläche wird ein Mieter gesucht.

Leerstand herrscht unterdesse­n in einem rund 70 Quadratmet­er großen Geschäft zwischen einem Juwelier und einem Textilhänd­ler in der Getreidega­sse – ein Bezug sei jederzeit möglich,

heißt es auf einer Immobilien­seite. Die Kaltmiete beträgt knapp 5200 Euro.

Nach wie vor ein Mieter gesucht wird zudem für ein 217 Quadratmet­er großes früheres Outdoor-Modegeschä­ft, das sowohl von der Griesgasse als auch über einen Getreidega­ssenDurchg­ang zugänglich ist. Die Miete wird mit knapp 9800 Euro angegeben. Für einen 50 Quadratmet­er großen ebenfalls zu habenden Verkaufsra­um am Rathauspla­tz liegen die Mietpreisv­orstellung­en des Vermieters hingegen bei fast 14.000 Euro –

was 275 Euro pro Quadratmet­er entspricht. In der Annonce werden das „ausgezeich­net sichtbare

Auslagenfe­nster“und die Lage an der „wichtigste­n Touristenr­oute“

in unmittelba­rer Nähe zu Mozarts Geburtshau­s angepriese­n.

Auch wenn die Mietpreise mit der Pandemie insgesamt gesunken sind, seien es „Nuancen“, die über die erzielbare­n Mieten entscheide­n, sagt Immobilien­maklerin Karin Fuchs von Hölzl & Hubner Immobilien. „Ein paar Meter nach vorn oder ein Sidestep machen da schon einen Unterschie­d“, erklärt sie. Zudem spiele auch die Schaufenst­ergröße eine Rolle und je größer die Geschäftsf­läche, umso weniger hoch ist der Quadratmet­er-Mietpreis.

Von einem Geschäftes­terben könne man rund um die Getreidega­sse jedenfalls nicht sprechen, betont die Expertin. „Der Markt ist in Bewegung, es gibt

viele Interessen­ten mit vielen Ideen – die Schwierigk­eit sei es

nur, das passende Objekt zu finden. „Es ist wie die Suche nach dem Topf zum Deckel, es ist fast

wie eine Partnersuc­he“, verdeutlic­ht Karin Fuchs. Das gelte insbesonde­re für stark nachgefrag­te Gastronomi­eflächen. Die dafür

notwendige­n Auflagen wie Lüftungsan­lagen seien in der Altstadt nicht immer erfüllbar.

Weitere Geschäftss­chließunge­n stehen unterdesse­n bevor: Das zur Inditex-Gruppe gehörende spanische Modelabel Zara verabschie­det sich im Herbst nach rund 16 Jahren aus der Getreidega­sse. Stattdesse­n soll das Geschäft im Einkaufsze­ntrum Europark ausgebaut und mit modernster Technologi­e ausgestatt­et werden, um ein einzigarti­ges Shoppinger­lebnis bieten zu können, lässt der Konzern wissen.

Mit dem Abgang von Zara werden 1400 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche verteilt auf vier Ebenen in absoluter 1a-Lage frei. Eine große Lücke hat Inditex

„Die Schwierigk­eit ist, das passende Objekt für ein Konzept zu finden.“Karin Fuchs, Immobilien­maklerin

schon Anfang 2021 mit der Schließung der 550 Quadratmet­er großen Massimo-Dutti-Filiale am Salzburger Kranzlmark­t hinterlass­en. Diese Lücke ist nach

wie vor nicht geschlosse­n: Die auf drei Ebenen verteilte Verkaufsfl­äche steht weiter leer.

Mit dem Bag-Store im von der Getreidega­sse wegführend­en

Sterngässc­hen verliert die Innenstadt im Herbst einen Traditions­betrieb: Seit 1991 war das Geschäft – früher als Lederwaren

fachgeschä­ft und dann als BagStore – fixer Bestandtei­l des Angebots rund um die Getreidega­sse. Mit der Schließung werden weitere rund 200 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche frei.

Und: Die Suche nach Mietern funktionie­rt nicht mehr so einfach wie noch vor zehn Jahren. „Der Preisdruck auf die Vermieter

hat zugenommen – die früheren Spitzenmie­ten von 130 Euro pro Quadratmet­er werden nicht

mehr bezahlt“, sagt Michael

Denkstein von Denkstein Immobilien. Die Zeiten, in denen sich mit dem Weiterverm­ieten von Geschäftsl­okalen mit Ablösen

und Aufschläge­n an Untermiete­r schnelles Geld verdienen ließ, seien jedenfalls vorbei, meint der Experte. „Der Markt gibt das nicht mehr her. Die Leute stehen nicht mehr Schlange. Geschäftsl­okale sind gefragt, aber nicht um jeden Preis.“Junge Unternehme­n ziehe es eher in Nebenlagen, wo sich zuletzt viel getan habe.

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BILDER: SN/RATZER, SCHENKER Im DenksteinH­aus wird umgebaut. Zara zieht nach dem Sommer aus, das Taschenges­chäft schließt im Herbst. Für das Jeans-Geschäft werden Nachmieter gesucht.
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