Getreidegasse im Umbruch: Ein Kommen und Gehen
Der Preisdruck auf Vermieter steigt – Interessenten stehen nicht mehr Schlange. Junge Unternehmen lassen sich lieber in Nebenlagen nieder.
SALZBURG-STADT. Manche Lücken schließen sich, andere tun sich auf in der und um die Getreidegasse: Die Firma Biogena zieht mit einem Shop in eine Ende 2021 geschlossene Bank-Austria-Filiale ein. Und auch in das Ende 2019 geschlossene ehemalige Denkstein-Haus soll nun nach mehr als zweieinhalb Jahren wieder Leben einziehen: Das Modelabel Hugo Boss will dort im Herbst – im bis dahin umgebauten und
mit einem Lift ausgestatteten zweistöckigen Geschäftslokal – einen Flagshipstore eröffnen.
Für das bestehende HugoBoss-Geschäft im alten Rathaus
wird unterdessen ein Nachmieter gesucht – denn dort zieht der Modekonzern aus. Die etwas mehr als 120 Quadratmeter große Geschäftsfläche ist aber nicht die
einzige, die auf Immobilienseiten zur Vermietung ausgeschrieben
ist: Nur wenige Meter weiter befindet sich ein auf Jeans spezialisiertes Geschäft – auch für diese Fläche wird ein Mieter gesucht.
Leerstand herrscht unterdessen in einem rund 70 Quadratmeter großen Geschäft zwischen einem Juwelier und einem Textilhändler in der Getreidegasse – ein Bezug sei jederzeit möglich,
heißt es auf einer Immobilienseite. Die Kaltmiete beträgt knapp 5200 Euro.
Nach wie vor ein Mieter gesucht wird zudem für ein 217 Quadratmeter großes früheres Outdoor-Modegeschäft, das sowohl von der Griesgasse als auch über einen GetreidegassenDurchgang zugänglich ist. Die Miete wird mit knapp 9800 Euro angegeben. Für einen 50 Quadratmeter großen ebenfalls zu habenden Verkaufsraum am Rathausplatz liegen die Mietpreisvorstellungen des Vermieters hingegen bei fast 14.000 Euro –
was 275 Euro pro Quadratmeter entspricht. In der Annonce werden das „ausgezeichnet sichtbare
Auslagenfenster“und die Lage an der „wichtigsten Touristenroute“
in unmittelbarer Nähe zu Mozarts Geburtshaus angepriesen.
Auch wenn die Mietpreise mit der Pandemie insgesamt gesunken sind, seien es „Nuancen“, die über die erzielbaren Mieten entscheiden, sagt Immobilienmaklerin Karin Fuchs von Hölzl & Hubner Immobilien. „Ein paar Meter nach vorn oder ein Sidestep machen da schon einen Unterschied“, erklärt sie. Zudem spiele auch die Schaufenstergröße eine Rolle und je größer die Geschäftsfläche, umso weniger hoch ist der Quadratmeter-Mietpreis.
Von einem Geschäftesterben könne man rund um die Getreidegasse jedenfalls nicht sprechen, betont die Expertin. „Der Markt ist in Bewegung, es gibt
viele Interessenten mit vielen Ideen – die Schwierigkeit sei es
nur, das passende Objekt zu finden. „Es ist wie die Suche nach dem Topf zum Deckel, es ist fast
wie eine Partnersuche“, verdeutlicht Karin Fuchs. Das gelte insbesondere für stark nachgefragte Gastronomieflächen. Die dafür
notwendigen Auflagen wie Lüftungsanlagen seien in der Altstadt nicht immer erfüllbar.
Weitere Geschäftsschließungen stehen unterdessen bevor: Das zur Inditex-Gruppe gehörende spanische Modelabel Zara verabschiedet sich im Herbst nach rund 16 Jahren aus der Getreidegasse. Stattdessen soll das Geschäft im Einkaufszentrum Europark ausgebaut und mit modernster Technologie ausgestattet werden, um ein einzigartiges Shoppingerlebnis bieten zu können, lässt der Konzern wissen.
Mit dem Abgang von Zara werden 1400 Quadratmeter Verkaufsfläche verteilt auf vier Ebenen in absoluter 1a-Lage frei. Eine große Lücke hat Inditex
„Die Schwierigkeit ist, das passende Objekt für ein Konzept zu finden.“Karin Fuchs, Immobilienmaklerin
schon Anfang 2021 mit der Schließung der 550 Quadratmeter großen Massimo-Dutti-Filiale am Salzburger Kranzlmarkt hinterlassen. Diese Lücke ist nach
wie vor nicht geschlossen: Die auf drei Ebenen verteilte Verkaufsfläche steht weiter leer.
Mit dem Bag-Store im von der Getreidegasse wegführenden
Sterngässchen verliert die Innenstadt im Herbst einen Traditionsbetrieb: Seit 1991 war das Geschäft – früher als Lederwaren
fachgeschäft und dann als BagStore – fixer Bestandteil des Angebots rund um die Getreidegasse. Mit der Schließung werden weitere rund 200 Quadratmeter Verkaufsfläche frei.
Und: Die Suche nach Mietern funktioniert nicht mehr so einfach wie noch vor zehn Jahren. „Der Preisdruck auf die Vermieter
hat zugenommen – die früheren Spitzenmieten von 130 Euro pro Quadratmeter werden nicht
mehr bezahlt“, sagt Michael
Denkstein von Denkstein Immobilien. Die Zeiten, in denen sich mit dem Weitervermieten von Geschäftslokalen mit Ablösen
und Aufschlägen an Untermieter schnelles Geld verdienen ließ, seien jedenfalls vorbei, meint der Experte. „Der Markt gibt das nicht mehr her. Die Leute stehen nicht mehr Schlange. Geschäftslokale sind gefragt, aber nicht um jeden Preis.“Junge Unternehmen ziehe es eher in Nebenlagen, wo sich zuletzt viel getan habe.