Weckruf für Salzburgs einst beste Einkaufsstraße
Beim Brettspiel Monopoly
war sie stets eine der teuersten Adressen: die Salzburger Getreidegasse. Diese Zeiten sind zwar nicht vorbei, aber der Glanz ist verblasst: Viele Flächen stehen leer. Die Mieten sind aber immer noch so hoch, dass sie sich viele einheimische Unternehmerinnen und Unternehmer nicht
leisten können oder wollen. Das müssen sie auch nicht, denn mit ihren unverwechselbaren Konzepten, die sich wohltuend von dem Einheitsbrei weltbekannter Filialisten und Konzerne unterscheiden, sind sie anderswo willkommen: In der Kaigasse werden den Kunden – Einheimischen wie Touristen – an vielen Adressen höchst individuelle Wünsche erfüllt. Dort haben sich neue Concept-Stores, ein
Laden mit in Kenia fair produzierten Stoffen und ein
Teegeschäft angesiedelt – Geschäfte,
die es so kein zweites Mal gibt. In der Judengasse ist es die Unternehmerfamilie Gehmacher, die für frischen Wind
gesorgt hat. Am Alten Markt sind von Einheimischen geführte Geschäfte dort eingezogen,
wo früher Nobelmarken auf Kundschaft warteten.
Nur in der Getreidegasse ist dieser neue Zeitgeist noch nicht
ganz angekommen. Dort wartet man vielerorts lieber auf die Rückkehr der Konzerne und deren Bereitschaft, für einen Flagshipstore an Salzburgs berühmter Adresse mehr abzulegen, als sich dort verdienen lässt – aus Marketinggründen. Bis das so weit ist, werden zum Teil Souvenirs oder anderes Austauschbares verkauft – oder die Geschäfte bleiben leer. Dabei wären dringend neue, innovative
und vor allem individuelle Konzepte gefragt. Die aktuelle Entwicklung in der Getreidegasse ist ein Weckruf an Vermieter.
Wie man es besser macht, zeigen Salzburgs nicht ganz so berühmte Gassen vor.