Salzburger Nachrichten

Die Zeiten des „Jupiters“sind vorbei

- Birgit Holzer AUSSEN@SN.AT

Er wollte ein Präsident der Aktion und der mutigen Reformen sein. Zwei Monate nach seiner

Wiederwahl erscheint Emmanuel Macron weit entfernt von diesem Ziel. Sein politische­s Handeln werde er darauf ausrichten, dass es künftig „keinen einzigen Grund mehr gibt, für die Extremen zu stimmen“.

Auch das hat Macron einmal versproche­n. Und auch damit ist er bitter gescheiter­t.

Das Ergebnis der Parlaments­wahl am Sonntag macht ihn zu einem Staatschef mit sehr eingeschrä­nktem Handlungss­pielraum, denn fortan kann er nur noch mit einer relativen Mehrheit regieren. Zugleich zeigt es einen nie da gewesenen Schub für die extremen Ränder links und rechts.

Der Hauptveran­twortliche hierfür ist Macron, der die Mitte besetzt hat. Indem er dachte, der

Slogan „Ich oder das Chaos“würde als Schlüsselb­otschaft dieses

Wahlkampfs ausreichen, täuschte er sich.

Gegenüber einer gestärkten, feindselig­en Opposition wird das Regieren für ihn mühselig werden

und nur mit einer neuen Kompromiss-Kultur möglich sein. Dass die Opposition nicht nur im grundsätzl­ichen Widerstand verharrt, sondern konstrukti­v an Lösungen mitarbeite­t, ist zu wünschen, aber

leider unwahrsche­inlich. Die Zeiten des „Jupiters“an der Regierung, wie sein Spitzname in Anlehnung an den obersten Gott der Römer lautete, sind vorbei.

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