Preise für Avatare und den gelben Regenschirm
Prix Ars Electronica: Siegerprojekte mit Trend zu „verantwortungsvollem Agieren“.
LINZ. Sie bekommen aktuell vor allem in der Unterhaltungsindustrie
viel Aufmerksamkeit: Digitale Avatare ersetzen derzeit in London die schwedischen Superstars von Abba auf der Bühne, und Avatare spielen auch eine Hauptrolle im Metaverse, an dem die großen Internetkonzerne bauen. Nicht unterhalten, sondern aufrütteln will hingegen eine
Avatarin, die heuer beim Linzer Festival Ars Electronica einen Hauptpreis bekommt. Eine der Goldenen Nicas des Prix Ars Electronica geht an das Projekt „Being“von Rashaad Newsome, der sich in seiner Arbeit
mit Themen der black culture und
der queeren Kultur auseinandersetzt. Im Mittelpunkt von „Being“steht eine Avatarin, die das
Bewusstsein schärfen will, wo Rassismus und mangelnde soziale Gerechtigkeit herrschen.
Der künstlerische Leiter der Ars Electronica Gerfried Stocker sieht
in den diesjährigen Siegerprojekten einen eindeutigen Trend zu „verantwortungsvollem Agieren mit
Technik und aktivem Eingreifen in die Zukunft“. Insgesamt habe es
heuer 2338 Einreichungen aus 88 Ländern gegeben, hieß es bei der Präsentation der Siegerprojekte am Montag in Linz. Zu den Preisträgern
gehört etwa auch das integrative „Avatar Robot Cafe DAWN“.
Die Goldene Nica der „Interactive Art+“sicherten sich Jung Hsu (TW) und Natalia Rivera (CO) mit ihrer offenen
Plattform „Biofilm.net: Resist like bacteria“unter rund 900 Einreichungen, berichtete Chefkurator Martin Honzik. Die Studentinnen aus Taiwan und Kolumbien wollen die Verbindung zu alternativen Netzwerken erleichtern und unterstreichen,
wie wichtig unabhängige Kommunikationstechnologien sind –
vor allem dort, wo autoritäre Regime Zensur einsetzen. Dazu
nutzen sie den gelben Regenschirm – ein Symbol der Hongkong-Bewegung – als WiFi-Antenne, die Teilnehmer von Demonstrationen verbindet.