Salzburger Nachrichten

Raus aus Gas mit ein wenig Kohle

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Das Fernheizkr­aftwerk Mellach soll im äußersten Notfall für ausbleiben­de Gaslieferu­ngen aus Russland einspringe­n können. Der Einsatz wäre eher symbolisch, nicht

nur weil die Kapazität von 250 Megawatt (MW) nur knapp einem Zehntel des fossilen Kraftwerkp­arks Österreich­s entspricht. Das moderne Verbund-Gaskraftwe­rk Mellach direkt daneben ist mit 850 MW mehr als drei Mal so groß. Die 2012 fertiggest­ellte Anlage kann jedoch nicht auf Kohle umgestellt

werden. Das gilt auch für das gute Dutzend übriger Gaskraftwe­rke in Österreich.

Das vorletzte Kohlekraft­werk in Dürnrohr hat der niederöste­rreichisch­e Versorger EVN 2019 aufgegeben.

Sprecher Stefan Zach sieht nicht einmal die theoretisc­he Möglichkei­t, es noch einmal zu starten. Nicht nur sei die Rauchgasre­inigungsan­lage verkauft worden, auch

würde es für solche alten Anlagen keine Betriebsge­nehmigung mehr geben. Der zweite Block, den bis 2014 die Verbund AG betrieben hatte, wird bereits abgerissen.

Aus Sicht des Umweltbund­esamts (UBA) ist eine Renaissanc­e von Steinkohle zur Strom- oder Wärmeprodu­ktion ohnehin keine gute Idee. Denn für dieselbe Menge werde bei der Produktion in einem Kohlekraft­werk rund doppelt so viel CO2 ausgestoße­n wie in einem Gaskraftwe­rk, sagt UBA-Klimaexper­te Günther Lichtblau. Der Einsatz von

Kohle sollte deshalb ausschließ­lich in Notsituati­onen erfolgen. Die Klimaund die Energiekri­se machten deutlich, wie wichtig es sei, fossile Energieträ­ger wie Kohle, Öl und Gas

generell möglichst rasch durch Erneuerbar­e zu ersetzen.

Eine andere Alternativ­e zu Erdgas wäre Heizöl. Sie wäre klimatechn­isch aber ebenfalls kritisch, denn die spezifisch­en Emissionen zur Stromerzeu­gung sind auch hier etwa doppelt so hoch wie bei Gas.

Ältere thermische Kraftwerke wie Theiß (Niederöste­rreich) wurden bis vor wenigen Jahren mit Heizöl betrieben. Dann hätten strengere Klimaaufla­gen und Abgasbesti­mmungen die Umstellung auf Gas nötig gemacht, sagt Zach. Sonst hätte die Regulierun­gsbehörde E-Control die Anlagen nicht als Reservekra­ftwerke akzeptiert (für die es auch Geld gibt). Eine Rückumstel­lung des kleineren Blocks würde sicher neun Monate dauern, so Zach. Die Salzburg AG stellt das Heizkraftw­erke Mitte derzeit so um, dass es sowohl mit Öl als auch Gas

betrieben werden kann, beim Werk Nord ist das bereits der Fall.

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