Salzburger Nachrichten

Fonds streuen das Risiko auch jetzt

In turbulente­n Zeiten sind Absicherun­gen bei der Geldanlage von großer Bedeutung. Fonds bieten in der Regel einen guten Mix und gleichen unterschie­dliche Niveaus aus.

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SALZBURG. Seit die Finanzmark­taufsicht im Jahr 2014 begann, das

Fondsvermö­gen zu erfassen, stieg es kontinuier­lich an. Im Vorjahr betrugen die Zuwächse netto fast sieben Prozent, mit Kursgewinn­en ergibt sich sogar ein Plus von fast 14 Prozent. Mit einem global ausgericht­eten Investment­fonds wahrt man auf lange Sicht Chancen auf Gewinne, raten die Experten der Steiermärk­ischen Sparkasse Private Banking, wenngleich die Märkte

krisenbedi­ngt kurzfristi­g angespannt bleiben.

Seit Jahren feiert die Branche im April den Weltfondst­ag. An jenem Tag des Jahres 1744 wurde der Vater des Fondsgedan­kens, der Niederländ­er Abraham van Ketwich, geboren. Er stellte fest, dass mithilfe eines Investment­fonds die Risikostre­uung deutlich besser gelingt und die Kosten für jeden einzelnen

Anteilsinh­aber sinken, wenn Gelder gebündelt werden. Damit wurde der Grundstein für die moderne

und weltumspan­nende Investment­fonds-Industrie gelegt.

Heute sind Investment­fonds in allen Ausprägung­en aus der Finanzwelt nicht mehr wegzudenke­n. Global orientiert­e Fondsmanag­er haben stets alle Märkte im Blick und gestalten aktiv die taktische Ausrichtun­g der Anlagestra­tegie, immer mit dem Fokus auf jene Regionen, Bereiche und Konzerne, die mittel- und langfristi­g die höchste Chance bieten, an den globalen Markt-Opportunit­äten partizipie­ren zu können.

Finanzmärk­te können in der Regel auch regionale Konflikte recht gut verkraften, zumindest zeigen das die Daten der Vergangenh­eit. In

breit aufgestell­ten, global orientiert­en Investment­fonds-Portfolios

gibt es daher keine Tendenz und Notwendigk­eit, die Ausrichtun­g der Veranlagun­g zu verändern.

Die Welt der Geldanlage ist jedenfalls viel größer als Europa. Investoren, die bisher einen deutlichen Anlageschw­erpunkt in Europa

hatten, sollten ihre Strategie überdenken, rät Sieglinde Klapsch, Leiterin Private Banking Graz Steiermärk­ische Sparkasse. Dauerhaft

berge eine globale Veranlagun­g – idealerwei­se mit einem breit aufgestell­ten globalen Investment­fondsPortf­olio – solide Chancen.

Die US-amerikanis­che Wirtschaft blieb von ungünstige­n Auswirkung­en des Angriffskr­iegs auf die Ukraine weitgehend verschont.

Von der angespannt­en Situation auf dem Energiemar­kt könnten die USA sogar profitiere­n, da sie eigenes Flüssiggas produziere­n und davon bereits größere Mengen als vor der Krise exportiere­n. Somit behalten die Vereinigte­n Staaten ihre dominante Position, wenn es um Aktien, Anleihen & Co. geht.

Auch eine weitere Stärkung des US-Dollar gegenüber dem Euro sei

vorstellba­r. An Bedeutung gewinnen werden die asiatische­n Wirtschaft­slokomotiv­en China und Indien. Beide werden Vorteile aus

günstigen Energiepre­isen lukrieren, denn sie beziehen russisches Öl mit einem Abschlag von minus 25 Prozent auf den Marktpreis. Damit einhergehe­n wird dort eine stärkere Fokussieru­ng auf die Binnenwirt­schaft und ein größeres Gewicht der eigenen Währungen.

Die Gefahr, dass Konzerne der USA und Asiens in Hinkunft die

neuen Wettbewerb­svorteile gegenüber Europa nutzen, steigt rapide an. Auch wenn die generellen wirtschaft­lichen Beziehunge­n zwischen der europäisch­en Industrie

mit Russland und der Ukraine überschaub­ar sind, ist die derzeit so heftig diskutiert­e und enge Energiever­flechtung

mit Russland ein Damoklessc­hwert. Die stark von Energie und Export abhängigen europäisch­en Industrien, etwa der Maschinenb­au oder die Autoproduk­tion, kommen ins Wanken.

Die Wachstumsa­ussichten gewichtige­r Branchen müssen revidiert, deren strategisc­he Ausrichtun­g muss überarbeit­et werden. Gleichzeit­ig können sich daraus für

Europa aber auch Chancen ergeben,

nämlich die eigenen kreativen und innovative­n Potenziale wieder zu nutzen und neue Wege zu gehen,

hofft die Expertin. Etwa in der Energieeff­izienz, der Innovation­sführersch­aft oder der Stärkung des Dienstleis­tungssekto­rs.

Kein europäisch­es Phänomen, doch deshalb nicht weniger brisant ist die Inflation, die voraussich­tlich

beharrlich­er ist als zu Jahresbegi­nn noch angenommen. „Die temporären Effekte aus der Rohstoff-, Energie-, Agrar- und Lieferkett­enpreisent­wicklung werden durch die kommenden Zweitrunde­neffekte

bei Konsumente­npreisen und Lohnerhöhu­ngen durchschla­gen und möglicherw­eise länger und höher ausfallen als derzeit vorstellba­r“vermutet Klapsch.

Dennoch: Die Notenbanke­n werden laut Expertenme­inung die Zinsen nicht in dem Maße wie in den 70er- und 80er-Jahren anheben.

Der absolute Zinssatz wird zwar mit sehr hoher Wahrschein­lichkeit in den nächsten 18 Monaten in die Höhe klettern, doch werden die Zinsen real (abzüglich Inflation) negativ

bleiben. Denn die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) muss darauf achten, die hohe Staatsvers­chuldung für die Euro-Staaten verdaulich zu halten.

Klapsch: „Zweifellos kommt den Notenbanke­n die Aufgabe zu, eine Rezession zu vermeiden, und sie

werden es mit aller Macht versuchen. Eine globale Rezession wird in den aktuellen Analysen des Internatio­nalen Währungsfo­nds und der Weltbank derzeit nicht als Hauptszena­rio gesehen. Eine Stagflatio­n – also ein stagnieren­des

Wachstum bei gleichzeit­iger Inflation – ist aber nicht auszuschli­eßen.“

Unternehme­n, die sich finanziere­n müssen, sowie Schuldner werden also weiterhin ein für sie günstiges Umfeld vorfinden. Anleger, die Renditen über der Inflation erzielen wollen, müssen ein gewisses Risiko und Volatilitä­t in Kauf nehmen. Ein Investment­fonds, bei dem Profis am Werk sind, schützt zwar nicht vor Verlusten, federt aber – wenn er breit und global investiert – viele Risiken ab.

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BILD: SN/IPOPBA - STOCK.ADOBE.COM Wer in Fonds investiert, streut das Risiko breiter.
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Sparkasse Steiermark „Solidität durch globale Veranlagun­g.“Sieglinde Klapsch,

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