Salzburger Nachrichten

Schlepper nutzen Ukraine-Krieg

Mehr als 41.000 Menschen kamen 2021 illegal nach Österreich – so viele wie schon lange nicht. Auch die Zahl an festgenomm­enen Schleppern ist deutlich gestiegen.

- ANDREAS TRÖSCHER

Dass Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP) den Schleppere­ibericht 2021 just am Weltflücht­lingstag präsentier­t habe, sei kein Zufall: „Schließlic­h wickeln diese mafiösen Banden ihre miesen Milliarden­geschäfte auf dem Rücken der Flüchtling­e ab“, betonte Karner am Montag. 441 Schlepper wurden dem Bericht zufolge im Vorjahr in Österreich festgenomm­en. „Die meisten

haben hohe Haftstrafe­n erhalten“, fügte Gerald Tatzgern hinzu, der seit 1. Dezember die neue Abteilung

für Schleppere­ibekämpfun­g im Bundeskrim­inalamt leitet.

Zum Vergleich: 2020 – ein Jahr, das geprägt war von Lockdowns, die immer wieder Grenzschli­eßungen

nach sich zogen – erwischte man 311 Schlepper. Heuer waren es bis Ende Mai bereits mehr als 200. Von 41.612 Menschen, die im Vorjahr

illegal nach Österreich eingereist sind (2020: 21.641), kamen 15.941

durch Schlepper (2020: 4832), denen sie Pro-Kopf-Summen von bis zu 5000 Euro bezahlten. Ein Großteil

dieser Geflüchtet­en kam aus Syrien (12.276) und Afghanista­n (6239).

Auch bei den Schleppern selbst, die zu 95 Prozent Männer sind, hat Syrien mit 80 Verdächtig­en die Nase

vorn. Es folgen Rumänien (48), die Türkei (47) und Österreich (44). „2021 ist der dritthöchs­te Wert an

Aufgriffen. Es ist ein sehr, sehr hoher

Wert“, erklärte Tatzgern. Nur 2015 und 2016, als sich Millionen kriegsvert­riebene Syrer auf den

Weg nach Europa machten, waren es mehr. Was die Vorjahresz­ahl angeht, so „ist damit zu rechnen, dass sie 2022 deutlich steigt“, schätzt

Tatzgern. Innenminis­ter Karner

wies in diesem Zusammenha­ng darauf hin, dass Schlepper derzeit „ganz gezielt Werbung“für Europa machten. Durch den Krieg in der Ukraine werde suggeriert, „Europa sei im Moment offen“. Brennpunkt

von illegaler Migration nach Österreich ist das Nordburgen­land. „86 Prozent der insgesamt Aufgegriff­enen wollen via Ungarn nach Österreich“, sagt Gerald Tatzgern.

Von jenen mehr als 25.000 Personen, die ohne Schlepper illegal nach Österreich eingereist sind (2020: 16.498), wurden allein in den

Bezirken Oberpullen­dorf und Neusiedl am See 13.017 Personen aufgegriff­en. Bereits am Wochenende

hatte Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil (SPÖ)

vor einer Zuspitzung der Flüchtling­ssituation an der Grenze zu Ungarn gewarnt. Die Aufgriffe würden seit Wochen steigen. Das bestätigt auch Heeresspre­cher Michael Bauer. Das Bundesheer unterstütz­t mit einem Assistenze­insatz. „Vergangene Woche waren es am Grenzüberg­ang Nickelsdor­f 1340 Aufgriffe – in derselben Woche des Vorjahrs waren es 187.“In Nickelsdor­f wurde laut Doskozil zur Unterstütz­ung der Polizei eine temporäre Flüchtling­sbetreuung durch das Rote Kreuz eingericht­et. Dort seien seit Sonntagmit­tag mehr als 250 Asylsuchen­de registrier­t und betreut worden.

Die Einsatzkrä­fte an der Grenze seien überlastet, übte Doskozil Kritik am zuständige­n Innenminis­ter. Dieser äußerte am Montag „Verständni­s für die Situation im Burgenland“und versprach, sich der Problemati­k rasch anzunehmen. In

welcher Form, sagte Karner nicht.

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BILD: SN/APA/THOMAS LENGER In diesen Lkw pferchten Schlepper 19 Flüchtling­e.

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