Schlepper nutzen Ukraine-Krieg
Mehr als 41.000 Menschen kamen 2021 illegal nach Österreich – so viele wie schon lange nicht. Auch die Zahl an festgenommenen Schleppern ist deutlich gestiegen.
Dass Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) den Schleppereibericht 2021 just am Weltflüchtlingstag präsentiert habe, sei kein Zufall: „Schließlich wickeln diese mafiösen Banden ihre miesen Milliardengeschäfte auf dem Rücken der Flüchtlinge ab“, betonte Karner am Montag. 441 Schlepper wurden dem Bericht zufolge im Vorjahr in Österreich festgenommen. „Die meisten
haben hohe Haftstrafen erhalten“, fügte Gerald Tatzgern hinzu, der seit 1. Dezember die neue Abteilung
für Schleppereibekämpfung im Bundeskriminalamt leitet.
Zum Vergleich: 2020 – ein Jahr, das geprägt war von Lockdowns, die immer wieder Grenzschließungen
nach sich zogen – erwischte man 311 Schlepper. Heuer waren es bis Ende Mai bereits mehr als 200. Von 41.612 Menschen, die im Vorjahr
illegal nach Österreich eingereist sind (2020: 21.641), kamen 15.941
durch Schlepper (2020: 4832), denen sie Pro-Kopf-Summen von bis zu 5000 Euro bezahlten. Ein Großteil
dieser Geflüchteten kam aus Syrien (12.276) und Afghanistan (6239).
Auch bei den Schleppern selbst, die zu 95 Prozent Männer sind, hat Syrien mit 80 Verdächtigen die Nase
vorn. Es folgen Rumänien (48), die Türkei (47) und Österreich (44). „2021 ist der dritthöchste Wert an
Aufgriffen. Es ist ein sehr, sehr hoher
Wert“, erklärte Tatzgern. Nur 2015 und 2016, als sich Millionen kriegsvertriebene Syrer auf den
Weg nach Europa machten, waren es mehr. Was die Vorjahreszahl angeht, so „ist damit zu rechnen, dass sie 2022 deutlich steigt“, schätzt
Tatzgern. Innenminister Karner
wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Schlepper derzeit „ganz gezielt Werbung“für Europa machten. Durch den Krieg in der Ukraine werde suggeriert, „Europa sei im Moment offen“. Brennpunkt
von illegaler Migration nach Österreich ist das Nordburgenland. „86 Prozent der insgesamt Aufgegriffenen wollen via Ungarn nach Österreich“, sagt Gerald Tatzgern.
Von jenen mehr als 25.000 Personen, die ohne Schlepper illegal nach Österreich eingereist sind (2020: 16.498), wurden allein in den
Bezirken Oberpullendorf und Neusiedl am See 13.017 Personen aufgegriffen. Bereits am Wochenende
hatte Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ)
vor einer Zuspitzung der Flüchtlingssituation an der Grenze zu Ungarn gewarnt. Die Aufgriffe würden seit Wochen steigen. Das bestätigt auch Heeressprecher Michael Bauer. Das Bundesheer unterstützt mit einem Assistenzeinsatz. „Vergangene Woche waren es am Grenzübergang Nickelsdorf 1340 Aufgriffe – in derselben Woche des Vorjahrs waren es 187.“In Nickelsdorf wurde laut Doskozil zur Unterstützung der Polizei eine temporäre Flüchtlingsbetreuung durch das Rote Kreuz eingerichtet. Dort seien seit Sonntagmittag mehr als 250 Asylsuchende registriert und betreut worden.
Die Einsatzkräfte an der Grenze seien überlastet, übte Doskozil Kritik am zuständigen Innenminister. Dieser äußerte am Montag „Verständnis für die Situation im Burgenland“und versprach, sich der Problematik rasch anzunehmen. In
welcher Form, sagte Karner nicht.