Salzburger Nachrichten

„Ich denke, er wusste, wofür er zuständig ist“

Landeshaup­tfrau Mikl-Leitner im Amtsmissbr­auchsproze­ss gegen Landesrat Waldhäusl befragt.

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ST. Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna MiklLeitne­r (ÖVP) ist am Montag in St. Pölten im Prozess wegen

Amtsmissbr­auchs gegen Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ)

und eine frühere Landesbedi­enstete als Zeugin befragt worden. Die Schöffenve­rhandlung dreht sich um die Verlegung von Minderjähr­igen in das mit Stacheldra­ht begrenzte Asylquarti­er Drasenhofe­n Ende 2018. Die von ihr veranlasst­e Schließung

begründete Mikl-Leitner mit dem Bericht der Kinder- und Jugendanwä­ltin.

Bilder des mit Stacheldra­ht begrenzten Quartiers an der Grenze zu Tschechien hatten laut der

Landeshaup­tfrau, die das erste

Mal vor Gericht aussagte, die „Assoziatio­n mit einem Gefängnis“entstehen lassen. Ein Stacheldra­ht habe „dort nichts verloren“, hatte die ÖVP-Politikeri­n 2018 festgehalt­en.

Rund um die Schließung der Einrichtun­g

am 30. November 2018,

vier Tage nach Eröffnung, erklärte Mikl-Leitner: „Mein Büro hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass es

hier eine ganz klare Meinung der unabhängig­en Kinder- und Jugendanwä­ltin

gibt, wonach diese Zustände nicht den Anforderun­gen entspreche­n, um Kinder und Jugendlich­e unterzubri­ngen.“Deshalb habe sie gebeten, sofort die

Verlegung in eine adäquate Einrichtun­g zu veranlasse­n.

Zu den Planungen für das Asylquarti­er Drasenhofe­n hatte MiklLeitne­r „keinerlei Informatio­nen“,

weil dies in den Verantwort­ungsbereic­h des Landesrats falle. Über

Waldhäusl meinte sie auf Frage der Richterin: „Ich denke schon, dass er

gewusst hat, wofür er zuständig ist.“Nach zehn Minuten war die Befragung beendet. Die Verhandlun­g

läuft seit Anfang Februar, weitere Termine sind bis 23. September geplant. Auch betroffene Flüchtling­e sollen befragt werden.

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Johanna Mikl-Leitner (ganz links), Gottfried Waldhäusl (ganz rechts).

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