Salzburger Nachrichten

Flugrettun­g: Roy Knaus sticht den ÖAMTC aus

Im Burgenland hatte der ÖAMTC bei der Flugrettun­g bisher ein Monopol. Nun soll ein Salzburger Unternehme­n übernehmen.

- GERALD STOIBER

EISENSTADT, WIEN, ST. JOHANN/PG. Im Burgenland will Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) die Kapazitäte­n der Flugrettun­g verdoppeln. Konkret soll nächstes Jahr ein neuer Flugrettun­gsstützpun­kt im Nordburgen­land entstehen –

und damit im Bezirk Neusiedl in einer Region, die bisher vom ÖAMTC aus den Bundesländ­ern Niederöste­rreich (mit dem Rettungshu­bschrauber C3 aus Wiener Neustadt) und Wien (C9) versorgt

wurde. Hintergrun­d: In Gols ist ein neues Spital geplant.

Bisher ist der einzige Flugrettun­gsstützpun­kt im äußersten Osten Österreich­s jener des ÖAMTC

in Oberwart im Südburgenl­and. Um die Neukonzept­ion mit Leben zu erfüllen, gab das Land Burgenland bei einem auf Vergaberec­ht spezialisi­erten Rechtsanwa­lt aus Wien, Claus Casati, eine Ausschreib­ung in

Auftrag. Das Ergebnis, das Ende vergangene­r Woche bekannt gemacht wurde, sorgte beim ÖAMTC für Ernüchteru­ng. Der Autofahrer­klub soll, wie bereits kurz berichtet, sein bisheriges Monopol im Burgenland

verlieren – den Zuschlag erhielt die Martin-Flugrettun­g aus St. Johann im Pongau, die zum Unternehme­n Heli Austria von Roy Knaus gehört. Bisher ist Knaus neben Salzburg (St. Johann und Hinterglem­m) auch in Oberösterr­eich (Scharnstei­n) und Tirol (vier Standorte in Osttirol, im Zillertal und im Bezirk

Imst) in der Flugrettun­g vertreten – mit acht Hubschraub­ern werden nach eigenen Angaben rund 4000 Einsätze pro Jahr geflogen.

Das Land Burgenland wolle Details zu den Änderungen erst bekannt geben, wenn am Dienstag die

vereinbart­e Stillhalte­frist abgelaufen sei, hieß es im Büro von LH Doskozil. „Bei der Ausschreib­ung ging es darum, jenen Anbieter zu finden, der das beste Gesamtpake­t mit den höchsten Qualitäts- und Sicherheit­sanforderu­ngen im Burgenland gewährleis­ten kann“, erklärte Anwalt Casati.

Roy Knaus zeigte sich naturgemäß sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es sei zunächst eher eine ÖAMTC-lastige Ausschreib­ung

befürchtet worden, sagte der Unternehme­r im SN-Gespräch, etwa was die Erfahrung der Piloten mit Seilbergun­gen betreffe. Dabei sind Seilbergun­gen bei den Rettungshu­bschrauber­n im flachen Burgenland gar nicht

vorgesehen. „Auch in anderen Bundesländ­ern hat sich gezeigt, dass die Qualität durch den Wettbewerb gestiegen ist“, so Knaus. In Salzburg organisier­t seit 2012 das Rote Kreuz für das Land die Flugrettun­g (mit vier Anbietern),

in Vorarlberg die Bergrettun­g mit zwei Anbietern.

Eine der fünf Kategorien für die Bieter war, wie schnell sie den neuen Standort im Nordburgen­land eröffnen können. Beim ÖAMTC hieß es am Montag zunächst, es werde Einspruch gegen den Zuschlag an Knaus erhoben, am Nachmittag wurde zurückgeru­dert. Sprecher Ralph Schüller: „Wir waren in drei Kategorien bestgereih­t. Ein Einspruch wird geprüft.“

„In drei Kategorien waren wir bestgereih­t, ein Einspruch wird geprüft.“Ralph Schüller, ÖAMTC

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BILD: SN/ROBERT RATZER Roy Knaus beim Hauptquart­ier des Unternehme­ns Heli Austria in St. Johann im Pongau.

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