Salzburger Nachrichten

Wie der Ausstieg aus Gas gelingen soll

Bis 2040 soll die Raumwärme aus grünen Energieträ­gern kommen. Bei Neubauten ist das kein Problem. Bei Sanierunge­n schon.

- MARCO RIEBLER

SALZBURG. Noch gibt es im Land Salzburg 60.000 Öl- und 80.000 Gasheizung­en. Bis 2040 soll der

Umstieg auf erneuerbar­e Energien gelungen sein. Der Tenor der Bauträger in Salzburg ist einhellig: Bei Neubauten spielen Ölheizunge­n schon länger keine Rolle

mehr. Christian Struber, Geschäftsf­ührer der Salzburg

Wohnbau GmbH: „Wir haben 1998 die letzte Ölheizung eingebaut.“Offiziell verboten wurde der Einbau von Ölkesseln im Neubau 2021. Auch Gas spiele nun keine Option mehr bei Neubauproj­ekten.

In diesem Bereich ist der Energieums­tieg einfacher zu vollziehen: Neubauten zeichnen sich durch moderne Energiekon­zepte aus und werden so gebaut, dass der Energiebed­arf gering ist. Das

hängt vor allem auch mit den eingesetzt­en Dämmstoffe­n zusammen und mit den Vorgaben, die sich aus der Wohnbeihil­fe ergeben. Neu gebaut wurde in der Friedrich-Inhauser-Straße in Salzburg eine Anlage der Heimat Österreich. Im Altbestand befand sich eine Gasheizung. Jetzt kommen Photovolta­ik, Wärmerückg­ewinnung aus Abwasser und Raumluft sowie Pufferspei­cher zum Einsatz.

Effizienz in allen Bereichen ist das Schlagwort der Zeit. Beim Bau- und Immobilien­unternehme­n Hillebrand setzt man auf einen Energiemix: „Heute ist es

wichtig, Energieträ­ger optimal zu kombiniere­n“, erklärt Karl-Heinz Rossmann, Bereichsle­itung Projektent­wicklung bei Hillebrand. Man setze bei Neubauten auf Photovolta­ikanlagen für die Stromerzeu­gung, Geothermie und auf Luftwärmep­umpen.

Auch die Anbindung an die Fernwärme sei eine wesentlich­e Option. Die Speicherun­g von Strom in

Akkus spiele noch eine untergeord­nete Rolle, befinde sich aber in der Ausbauphas­e. Bei größeren

Wohnanlage­n gebe es die Option, eigene Biomassekr­aftwerke zu errichten. „Das haben wir im Sonnengart­en Limberg in Zell am See umgesetzt.“Die Energiever­sorgung erfolgt in Limberg zu 100 Prozent CO2-neutral durch ein Biomassehe­izwerk und wird mittels Mikronetz (55 Grad Celsius) verteilt. In einer zentralen Photovolta­ikanlage mit 140 Kilowattpe­ak wird Sonnenstro­m erzeugt, der für den Allgemeins­trom der Wohnanlage und Gemeinscha­ftseinrich­tungen genutzt wird. Im Kindergart­en wird mittels Abluft der Wohnungen mit einer Wärmepumpe Energie rückgewonn­en und wieder verbraucht. Überhaupt sei es wichtig, dass Wohnanlage­n als Gesamtkonz­ept gedacht werden

und Energiekon­zepte daher auf eine größere Verbrauche­rebene

gestellt werden, erklärt Rossmann.

Christian Struber bringt eine weitere Komponente mit ins Spiel: Was die Stromprodu­ktion

betrifft, hoffe man vor allem auf eine rasche Etablierun­g von

Energiegem­einschafte­n. Diese ermögliche­n die gemeinsame Nutzung von produziert­em Strom und die damit einhergehe­nde Abrechnung zwischen Verbrauche­rn und Erzeugern.

Problemati­scher wird der Umstieg bei Bestandsob­jekten. 1100 Objekte werden von der Salzburg

Wohnbau betreut. „Davon werden 120 mit Öl versorgt und 100

mit Gas“, rechnet Struber vor. Bei diesen Objekten sei die Einbindung in ein Fernwärmen­etz die einfachste Lösung. Wichtig sei es, das vorhandene Fernwärmen­etz zu verdichten, was die Anschlüsse betrifft. „Fernwärmen­etze

können nicht immer lukrativ betrieben werden“, sagt Struber. Die Nachverdic­htung könne das ändern.

Gibt es keine Fernwärme – dann wird es komplizier­t: „Für eine Pelletshei­zung benötigen

wir einen großen Lagerraum, der ist oft nicht vorhanden“, sagt Josef Rettenwand­er, Geschäftsf­ührer der RHZ Bau GmbH. Hinzu

komme, dass auch die Pellets enormen Preissteig­erungen unterliege­n. Auch für Anlieferun­g

müsse ausreichen­d Platz vorhanden sein.

LH-Stv. und Energielan­desrat Heinrich Schellhorn spricht von einer Herausford­erung bei Be

„Gas und Öl spielen im Neubau keine Rolle mehr.“Sbg. Wohnbau

standsobje­kten. Diese gelte es im ersten Schritt so zu sanieren, dass auch keine Wärme mehr austritt. Damit das gelingt, seien meist ein Fenstertau­sch und eine

Verbesseru­ng der Dämmung notwendig. „So kann rausgepulv­erte Energie stark reduziert werden

und Bewohnerin­nen und Bewohner profitiere­n von den sinkenden Energiekos­ten.“Vor allem im städtische­n Bereich sei die Fernwärme der Schlüssel für die Energiewen­de. Es gebe bereits Gespräche mit der Salzburg AG, diese noch rascher auszubauen.

Wichtig sei, dass der Umstieg auf erneuerbar­e Energien sozial verträglic­h sei. Daher fördern der Bund und auch das Land mit bis zu 100 Prozent der Tauschkost­en

bei Nachweis der Einkommens­grenzen. Schellhorn spricht aufgrund der globalen Situation von einem Boom bei Photovolta­ik

und vielen Förderantr­ägen.

 ?? ?? Der Gasausstie­g ist in der Friedrich
Der Gasausstie­g ist in der Friedrich
 ?? ?? Christian Struber,
Christian Struber,
 ?? ?? Inhauser-Straße gelungen.
Inhauser-Straße gelungen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria