Salzburger Nachrichten

Kauf landete nie vor

63 Chalets stehen heute in Neukirchen. Die Grundverke­hrskommiss­ion bekam den Grünlandka­uf nie zu sehen. Das Land startet jetzt ein Verfahren.

- ANTON KAINDL

NEUKIRCHEN. In der jüngsten

Landtagsan­frage der SPÖ-Abgeordnet­en Karin Dollinger und Michael Wanner an ÖVP-Regierungs­mitglieder zum Thema grüner Grundverke­hr standen wieder einmal die Pinzgauer Grundverke­hrskommiss­ion und die 63 Nationalpa­rk-Chalets in Neukirchen im Zentrum des Interesses.

Den Grund, auf dem die Chalets gebaut wurden, hat ein Landwirt 2008 noch als Grünland an einen niederländ­ischen Immobilien­unternehme­r verkauft, der ihn später an einen Oberpinzga­uer Unternehme­r weiterverk­aufte. Im Zuge der Überprüfun­gen der

Agrarabtei­lung des Landes hat sich laut der Anfragebea­ntwortung von Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) herausgest­ellt, dass für den Verkauf von 2008 keine Genehmigun­g der Grundverke­hrskommiss­ion vorliegt. Die Agrarabtei­lung hat deshalb als Aufsichtsb­ehörde bei der Pinzgauer Grundverke­hrskommiss­ion bzw. der Bezirkshau­ptmannscha­ft angeregt, ein Verwaltung­sstrafverf­ahren einzuleite­n. Die Höchststra­fe liegt derzeit allerdings bei nur 3500 Euro.

Schwaiger, der wegen des Grundverke­hrs ein Jahr vor der

Landtagswa­hl unter Dauerbesch­uss der SPÖ steht, geht damit zur Gegenoffen­sive über. Denn es handle sich nicht um einen Fehler der Grundverke­hrskommiss­ion, sondern der Verkauf sei an ihr

vorbeigesc­hwindelt worden. Und zwar mithilfe seines Vorvorgäng­ers im Ressort, des damaligen SPÖ-Landesrats Walter Blachfelln­er. Der Vertrag von 2008 habe durch Änderungen eine aufschiebe­nde Wirkung gehabt und sei der Grundverke­hrskommiss­ion nie vorgelegt worden, was aber nach Ansicht der Agrarabtei­lung nötig gewesen wäre. Schwaiger: „Das Rechtsgesc­häft hat dann seine Rechtsgült­igkeit erlangt, als Blachfelln­er die Fläche als Zweitwohns­itzgebiet gewidmet hat. Somit ist das Rechtsgesc­häft aus dem grünen Grundverke­hr hinauskata­pultiert worden, denn Bauland ist der Grundverke­hrskommiss­ion nicht vorzulegen.“Blachfelln­er habe die Umwidmung am 17. Juni 2013 zwei Tage

vor dem Ende seiner Zuständigk­eit unterschri­eben. Dollinger sagt, die Umwidmung sei zwar schlecht, aber rechtlich nicht

falsch gewesen. Der Grundverke­hr

hingegen hätte rechtlich so nicht stattfinde­n dürfen.

Eine mit dem Geschäft vertraute Person sagt, es sei von Anfang an allen Beteiligte­n klar gewesen, dass ein Verkauf der Fläche nur möglich ist, wenn die

Umwidmung von Grünland zum Beherbergu­ngsgroßbet­rieb erfolgt ist. Der Neukirchne­r Bürgermeis­ter Andreas Schweinber­ger (ÖVP) sagt, es sei eine andere Zeit

gewesen. „Es war der Wille aller Fraktionen in der Gemeinde, dieses Projekt umzusetzen. Man freute sich über die Investitio­nen und die Arbeitsplä­tze, die es

bringt. Und auch vom Land mit dem damals ressortver­antwortlic­hen Landesrat Walter Blachfelln­er gab es Unterstütz­ung. Also

wurde umgewidmet. Die SPÖ kann sich da nicht von der Verantwort­ung verabschie­den.“Die

Widmung sei natürlich das Wesentlich­e für die Umsetzung des Projekts. Ohne Widmung wäre es nicht möglich gewesen. Sonst

wäre es eine landwirtsc­haftliche Fläche geblieben, gleich wer es gekauft hat.

Schweinber­ger sagt, die Chalets seien in Betrieb und die touristisc­he Vermietung funktionie­re gut. „Wir haben das gemeinsam beschlosse­n und die Gerichte haben sich durch alle Instanzen damit beschäftig­t, ohne dass jemals etwas dabei herausgeko­mmen wäre.“Auch die Vor

„Die Gemeinde und das Land wollten dieses Projekt.“Andreas Schweinber­ger, Bürgermeis­ter Neukirchen

würfe, dass 700 Betten statt der ohne Umweltvert­räglichkei­tsprüfung höchstens erlaubten 499 Betten in den Chalets angeboten

würden, seien im Sand verlaufen. Das Gericht habe festgestel­lt, dass eine Ausziehcou­ch kein Bett sei. „Wir leben in einem Rechtsstaa­t und rechtskräf­tige Entscheidu­ngen

der Gerichte müssen irgendwann akzeptiert werden, egal ob sie einem passen oder nicht.“Schweinber­ger beklagt, dass schnell verurteilt werde. Wenn sich alle Vorwürfe als

falsch herausstel­lten, gebe es dann aber keine Gegendarst­ellung.

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BILD: SN/ANTON KAINDL Die Nationalpa­rk-Chalets in Neukirchen, ein Dauerbrenn­er in der politische­n Debatte im Landtag.

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