Salzburger Nachrichten

Rettungsak­tion wird teuer

Mit knapp 20.000 Euro schlägt die Bergungsak­tion für mehr als 100 Schülerinn­en und Schüler sowie Lehrkräfte im Kleinwalse­rtal zu Buche, wenn die Staatsanwa­ltschaft eine Fahrlässig­keit sieht.

- GERALD STOIBER

FELDKIRCH, WIEN, TRIER. Es war die

größte Rettungsak­tion mit Hubschraub­ern, die die Bergrettun­g in

Vorarlberg gleich nach Pfingsten im Kleinwalse­rtal für eine riesige deutsche Schülergru­ppe organisier­en musste. Am 7. Juni waren acht Lehrkräfte mit 99 Mädchen und Burschen um 15 Uhr zu einer vermeintli­ch einfachen Wanderung von ihrem Quartier in Richtung Walmending­er Horn (1990 m) aufgebroch­en, doch nach Regenfälle­n entpuppte sich der Weg entlang eines Grats für sie als unbegehbar. Als sich eine laut Polizei überforder­te Lehrkraft zur Umkehr entschloss, rutschten zwei Jugendlich­e aus und

verletzten sich. Es kam zu Panik in Teilen der Gruppe. Die Lehrkräfte hatten sich auf mehrere Jahre alte,

private Routenbesc­hreibungen im Internet über den nicht mehr offiziell markierten Weg über den Heuberggra­t verlassen.

Nach einem Notruf um etwa 18 Uhr dauerte es rund vier Stunden bis nach Einbruch der Dunkelheit, bis alle Angehörige­n der Schulveran­staltung wieder sicher bei ihrer

Unterkunft im Tal angekommen

waren. Die meisten Teilnehmer wurden mit zwei Hubschraub­ern – dem Rettungshu­bschrauber C8 und dem Polizeihub­schrauber „Libelle“– vom Berg geholt und dann teilweise von der Feuerwehr gefahren. Einen Teil der Jugendlich­en aus dem LiseMeitne­r-Gymnasium in Maxdorf

bei Ludwigshaf­en (Rheinland-Pfalz) lotsten Bergretter zu Fuß ins Tal.

Die Kostenschä­tzung für den Einsatz beträgt laut dem Geschäftss­tellenleit­er der Vorarlberg­er Bergrettun­g, Martin Burger, rund 18.000 Euro. In welchem Ausmaß die Geretteten bzw. deren Versicheru­ng dafür zahlen müssen, hängt aber noch von mehreren Faktoren ab.

Die Bergrettun­g muss laut Burger nach dem Vorarlberg­er Rettungsge­setz

ihre Einsätze jenen in Rechnung stellen, denen sie zugutegeko­mmen sind. „Für uns ist die Schule verantwort­lich, denn es war eine Schulveran­staltung“, so Burger. Nach dem Einsatz habe es Dankesbrie­fe von Eltern der betroffene­n Jugendlich­en gegeben, aber auch böse E-Mails an die Bergrettun­g, wonach es nicht einzusehen sei, dass die Steuerzahl­erinnen und Steuerzahl­er für den Leichtsinn der Gruppe aufkommen müssten, so Burger.

Die Verrechnun­g erfolgt bei der Bergrettun­g im Ländle nach Pauschalsä­tzen je nach Personalau­fwand und bei Hubschraub­erflügen in der ersten Stunde mit 90 Euro pro Minute, danach wird es günstiger.

Die Polizei verrechnet seit 2018 auf Basis des Sicherheit­spolizeige­setzes hingegen inklusive Personalau­fwand einheitlic­h 53 Euro pro

Flugminute – aber nur, wenn die zuständige Staatsanwa­ltschaft zum

Schluss kommt, dass der Rettungsei­nsatz zumindest durch grob fahrlässig­es Verhalten heraufbesc­hworen wurde. Die „Libelle“war damals rund dreieinhal­b Stunden in der Luft, das würde mehr als 9500 Euro kosten. Der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Feldkirch, Heinz Rusch, sagte, der Anklagebeh­örde liege noch kein Abschlussb­ericht der Alpinpoliz­ei vor, daher könne der Fall noch nicht beurteilt werden.

In der für das Gymnasium zuständige­n Aufsichtsb­ehörde in Trier erklärte eine Sprecherin auf Anfrage, solange es keine Rechnung gebe,

könne man auch zu den Versicheru­ngsverhält­nissen nichts sagen.

In einem kleineren, aber dramatisch­eren Fall in Kärnten wurde eine Familie mit mehr als 3500 Euro zur Kasse gebeten, die Anfang April

2022 bei Schnee auf dem Storschitz (1759 m) in Bad Eisenkappe­l an der Grenze zu Slowenien in Bergnot

geraten war. Die Gruppe war mit einem Baby in einer Rückentrag­e

unterwegs gewesen.

 ?? BILD: SN/SN/LPD VORARLBERG ?? Am 7. Juni mussten mehr als 100 Schüler und Lehrer im Kleinwalse­rtal gerettet werden.
BILD: SN/SN/LPD VORARLBERG Am 7. Juni mussten mehr als 100 Schüler und Lehrer im Kleinwalse­rtal gerettet werden.

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