Energiepreise ängstigen mehr als Klimawandel
WIEN. Österreichs Unternehmen wiegen sich nach Ansicht der Unternehmensberatung Deloitte in trügerischer Gelassenheit: Rund drei Viertel sehen keine oder kaum
Auswirkungen des Klimawandels auf das eigene Geschäftsmodell,
geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sora unter 400 Führungskräften hervor.
Von denen, die Umstellungsbedarf sehen, hat nur ein Drittel konkrete und ein weiteres Drittel vage Pläne,
wie das gehen soll. Im Gegensatz dazu sehen sich 62 Prozent von den steigenden Energiepreisen „sehr“
und 27 Prozent „ziemlich“betroffen. Für fast jede dritte Führungskraft sind die steigenden Energiepreise existenzgefährdend.
Viele kleine und mittlere Unternehmen und insbesondere Dienstleister unterschätzten noch die Gefahren des Klimawandels, sagte Deloitte-Partner Alexander Kainer. Ein Grund dafür könnte sein, dass
viele Entwicklungen unheimlich schnell gekommen seien. Jedenfalls sei das „ein großes Risiko“. Sollten diese Betriebe als Zulieferer ausfallen, habe das Auswirkungen auf die
großen Industrieunternehmen und die Wirtschaft als Ganzes.
Manager, die die Notwendigkeit der Transformation erkannt haben, fordern laut Kainer vom Staat regulatorische und steuerliche Anpassungen, vor allem Abschreibemöglichkeiten und Prämien für klimafreundliche Investitionen. Förderprogramme seien essenziell, aber nicht ausreichend, es brauche auch staatliche Haftungen und Garantien. Zur Finanzierung sollten die CO2-Einnahmen genützt werden.
Ohne Gegenmaßnahmen könnte die Klimakrise nach Berechnungen
von Deloitte die heimische Wirtschaft bis 2070 rund 100 Mrd. Euro und bis zu 900.000 Arbeitsplätze
kosten. Sollte Österreich den Umstieg auf CO2-neutrale Produktion schaffen, würde das dagegen 300
Mrd. Euro bringen. In Landwirtschaft und Industrie gebe es angesichts von Wetterschäden und überhitzten Gebäuden bereits ein
gesteigertes Problembewusstsein, so Sora-Chef Christoph Hofinger.
Generell sind die Firmenvertreter deutlich pessimistischer geworden. Nur ein Drittel glaubt, dass die
heimische Wirtschaft bis 2040 klimaneutral wirtschaften kann. Weniger als 25 Prozent rechnen damit, dass die Erderwärmung unter 1,5 Grad gehalten werden kann.
Unternehmen sind pessimistischer