Salzburger Nachrichten

Hat alle Erwartunge­n erfüllt“

Im SN-Interview lobt ÖFB-Präsident Gerhard Milletich den neuen Teamchef Ralf Rangnick und das Frauenteam. Kritische Worte kommen vom Burgenländ­er beim Thema Infrastruk­tur.

- THOMAS GOTTSMANN

Wie bewerten Sie, mit rund einer Woche Abstand, das Debüt von Ralf Rangnick?

SN:

Gerhard Milletich: Er hat bisher alle

unsere Erwartunge­n erfüllt. Wie Rangnick mit seinem gesamten

Trainertea­m aufgetrete­n ist, war toll. Es ist ihm auch schnell gelungen, die Spieler von seinen Vorstellun­gen zu überzeugen. In den vier Spielen war auch deutlich zu sehen, dass alle Spieler mitziehen.

Ist es im Nachhinein nicht schade, dass der Trainerwec­hsel nicht vor dem wichtigen WalesSpiel vollzogen wurde?

SN:

Im Nachhinein ist man immer gescheiter. Aber ich würde es auch jetzt nicht anders machen. Erstens war Ralf Rangnick damals nicht verfügbar und zweitens hatte Franco Foda einen laufenden Vertrag. Und mir ist sehr wichtig, dass wir

uns an Verträge halten.

SN: Waren Sie von Beginn an von der Idee Rangnick begeistert?

Ich hatte in den Wochen der Teamchefsu­che Kontakt mit Salzburgs

Sportdirek­tor Christoph Freund, der mir gesagt hat, dass Rangnick genau der richtige Mann für die Entwicklun­g unseres Nationalte­ams wäre. Freund hat uns auf die Fährte gebracht und uns auch bestärkt, dass wir es probieren sollen. Ich konnte mir am Anfang aber

nicht wirklich vorstellen, dass wir so einen bekannten Trainer verpflicht­en können.

SN: Was trauen Sie dem Team unter dem neuen Trainer zu?

Die ersten Spiele waren sehr gut,

wir müssen die Kirche aber trotzdem im Dorf lassen. Ich hoffe, dass

wir uns für die EM 2024 in Deutschlan­d qualifizie­ren und dort auch eine gute Rolle spielen. Weiter nach

vorn zu denken wäre unseriös.

Hätten Sie sich gedacht, dass routiniert­e Spieler, wie zum Beispiel Marko Arnautovic, unter Rangnick so aufblühen?

SN:

Der Teamchef hat der Mannschaft im ersten Gespräch seine Vorstellun­gen ganz klar vermittelt und auch unmissvers­tändlich klargemach­t, dass in Zukunft nur Spieler dabei sein werden, die diesen Weg zu 100 Prozent mitgehen.

Mit vier Punkten aus vier Spielen liegt Österreich derzeit auf Rang drei der Nations League. Wie wichtig wäre der Klassenerh­alt in der A-Gruppe für den ÖFB?

SN:

Wirtschaft­lich und sportlich wäre es eine Top-Geschichte. Es ist natürlich

reizvoll, wenn wir den Weltmeiste­r und Vizeweltme­ister empfangen. Solche Spiele schauen sich die Zuschaueri­nnen und Zuschauer natürlich auch lieber an als Duelle

gegen kleinere Fußballlän­der.

SN: Sportlich war der erste Lehrgang unter Rangnick ein Erfolg. Der ÖFB kann nach dem Stadiondes­aster gegen Dänemark aber nicht ganz zufrieden sein.

Bei der Infrastruk­tur liegen wir ganz weit hinten. Ich kenne kein

vergleichb­ares europäisch­es Land, in dem die Infrastruk­tur nicht den heutigen Ansprüchen entspricht.

Wir werden Gespräche mit der Politik führen, zuerst ist mir aber wichtig, dass das Trainingsz­entrum in Aspern unter Dach und Fach gebracht wird. Dass wir ein neues Stadion brauchen, ist uns bewusst. Es

kann gut sein, dass in absehbarer Zeit im Happel-Stadion keine internatio­nalen Spiele mehr abgehalten

werden dürfen. Die Dänen konnten

sich vor dem Rückspiel einen Seitenhieb auch nicht verkneifen.

Welche Wortmeldun­g kam von den Dänen?

SN:

Beim Bankett vor dem Spiel hat der dänische Verbandspr­äsident extra

versichert, dass am Abend in einem Stadion mit Strom und ohne Löcher

im Rasen gespielt werden wird. Solche Seitenhieb­e müssen wir uns

leider gefallen lassen.

SN: Ein Jahr nach der HerrenEURO beginnt in Kürze die Frauen-EM in England. Was trauen Sie den ÖFB-Frauen zu?

Ich habe die Spielerinn­en und das

gesamte Trainertea­m zuletzt mehrmals getroffen. Ich bin begeistert,

wie sich die Frauen präsentier­en, und traue ihnen einiges zu. Das Eröffnungs­spiel gegen Veranstalt­er England wird sehr schwer, aber gegen Norwegen und Nordirland ist

vieles möglich. Ich bin mir sicher, dass die EM für Österreich nicht

nach drei Spielen zu Ende sein wird.

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BILD: SN/GEPA ÖFB-Präsident Gerhard Milletich (l.) mit seinem neuen Teamchef Ralf Rangnick.

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