Hat alle Erwartungen erfüllt“
Im SN-Interview lobt ÖFB-Präsident Gerhard Milletich den neuen Teamchef Ralf Rangnick und das Frauenteam. Kritische Worte kommen vom Burgenländer beim Thema Infrastruktur.
Wie bewerten Sie, mit rund einer Woche Abstand, das Debüt von Ralf Rangnick?
SN:
Gerhard Milletich: Er hat bisher alle
unsere Erwartungen erfüllt. Wie Rangnick mit seinem gesamten
Trainerteam aufgetreten ist, war toll. Es ist ihm auch schnell gelungen, die Spieler von seinen Vorstellungen zu überzeugen. In den vier Spielen war auch deutlich zu sehen, dass alle Spieler mitziehen.
Ist es im Nachhinein nicht schade, dass der Trainerwechsel nicht vor dem wichtigen WalesSpiel vollzogen wurde?
SN:
Im Nachhinein ist man immer gescheiter. Aber ich würde es auch jetzt nicht anders machen. Erstens war Ralf Rangnick damals nicht verfügbar und zweitens hatte Franco Foda einen laufenden Vertrag. Und mir ist sehr wichtig, dass wir
uns an Verträge halten.
SN: Waren Sie von Beginn an von der Idee Rangnick begeistert?
Ich hatte in den Wochen der Teamchefsuche Kontakt mit Salzburgs
Sportdirektor Christoph Freund, der mir gesagt hat, dass Rangnick genau der richtige Mann für die Entwicklung unseres Nationalteams wäre. Freund hat uns auf die Fährte gebracht und uns auch bestärkt, dass wir es probieren sollen. Ich konnte mir am Anfang aber
nicht wirklich vorstellen, dass wir so einen bekannten Trainer verpflichten können.
SN: Was trauen Sie dem Team unter dem neuen Trainer zu?
Die ersten Spiele waren sehr gut,
wir müssen die Kirche aber trotzdem im Dorf lassen. Ich hoffe, dass
wir uns für die EM 2024 in Deutschland qualifizieren und dort auch eine gute Rolle spielen. Weiter nach
vorn zu denken wäre unseriös.
Hätten Sie sich gedacht, dass routinierte Spieler, wie zum Beispiel Marko Arnautovic, unter Rangnick so aufblühen?
SN:
Der Teamchef hat der Mannschaft im ersten Gespräch seine Vorstellungen ganz klar vermittelt und auch unmissverständlich klargemacht, dass in Zukunft nur Spieler dabei sein werden, die diesen Weg zu 100 Prozent mitgehen.
Mit vier Punkten aus vier Spielen liegt Österreich derzeit auf Rang drei der Nations League. Wie wichtig wäre der Klassenerhalt in der A-Gruppe für den ÖFB?
SN:
Wirtschaftlich und sportlich wäre es eine Top-Geschichte. Es ist natürlich
reizvoll, wenn wir den Weltmeister und Vizeweltmeister empfangen. Solche Spiele schauen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer natürlich auch lieber an als Duelle
gegen kleinere Fußballländer.
SN: Sportlich war der erste Lehrgang unter Rangnick ein Erfolg. Der ÖFB kann nach dem Stadiondesaster gegen Dänemark aber nicht ganz zufrieden sein.
Bei der Infrastruktur liegen wir ganz weit hinten. Ich kenne kein
vergleichbares europäisches Land, in dem die Infrastruktur nicht den heutigen Ansprüchen entspricht.
Wir werden Gespräche mit der Politik führen, zuerst ist mir aber wichtig, dass das Trainingszentrum in Aspern unter Dach und Fach gebracht wird. Dass wir ein neues Stadion brauchen, ist uns bewusst. Es
kann gut sein, dass in absehbarer Zeit im Happel-Stadion keine internationalen Spiele mehr abgehalten
werden dürfen. Die Dänen konnten
sich vor dem Rückspiel einen Seitenhieb auch nicht verkneifen.
Welche Wortmeldung kam von den Dänen?
SN:
Beim Bankett vor dem Spiel hat der dänische Verbandspräsident extra
versichert, dass am Abend in einem Stadion mit Strom und ohne Löcher
im Rasen gespielt werden wird. Solche Seitenhiebe müssen wir uns
leider gefallen lassen.
SN: Ein Jahr nach der HerrenEURO beginnt in Kürze die Frauen-EM in England. Was trauen Sie den ÖFB-Frauen zu?
Ich habe die Spielerinnen und das
gesamte Trainerteam zuletzt mehrmals getroffen. Ich bin begeistert,
wie sich die Frauen präsentieren, und traue ihnen einiges zu. Das Eröffnungsspiel gegen Veranstalter England wird sehr schwer, aber gegen Norwegen und Nordirland ist
vieles möglich. Ich bin mir sicher, dass die EM für Österreich nicht
nach drei Spielen zu Ende sein wird.