Salzburger Nachrichten

„Wenn man ihn lässt, kommt der Wolf auch in die Innenstadt“

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SALZBURG. „Der Wolf ist sehr anpassungs­fähig. Wenn man ihn lässt, dann kommt er auch in die Innenstadt.“Auch in Salzburg? „Ja, das ist durchaus möglich.“Das sagte Wildtierbi­ologe Klaus Hackländer von der Universitä­t für Bodenkultu­r in Wien am Dienstag beim

Wildökolog­ischen Forum Alpenraum im Heffterhof in der Stadt Salzburg.

Durch die Urbanisier­ung, durch den Rückgang von natürliche­n Lebensräum­en, durch das große Nahrungsan­gebot in Städten könne es passieren, dass sich der Wolf an die menschlich­e Zivilisati­on

gewöhne, sagte Hackländer. Das müsse verhindert werden, denn sonst seien schwere Konflikte programmie­rt.

Beim Wildökolog­ischen Forum drehte sich viel um die Frage, wozu die Jagd gut sei. Die Antwort der Expertinne­n und Experten: zur Erhaltung

von Arten, zur nachhaltig­en Nutzung von Arten und zur

Kontrolle von Arten. Ein wesentlich­er Aspekt sei auch die Erhaltung einer nachhaltig­en Land- und Forstwirts­chaft sowie Gewinnung natürliche­r

Lebensmitt­el. Verwiesen wurde

unter anderem auf ein Projekt in Obertrum. Dort haben Jäger einen Wildladen zur Direktverm­arktung eröffnet.

Zum Thema Kontrolle meinte Lutz Molter von der Interessen­vertretung „Jagd Österreich“, sie sei beim Fuchs oder etwa beim

Fischotter gar nicht so einfach, selbst wenn eine Entnahme, also

ein Abschuss, genehmigt werde.

Es bedürfe hoher jagdlicher Kompetenz. Die Tiere seien ganz schwer zu jagen. In Schweden gebe es eigene Teams für diese Form der Schutzjagd. Die gesellscha­ftliche Akzeptanz solcher Spezialjäg­er sei aber gering.

Felix Montecucco­li, Vorsitzend­er des Wildökolog­ischen Forums Alpenraum, sagte, die Berufsjäge­r seien die richtigen Adressaten für schwierige Aufgaben. „Sie sind die Problemlös­er.“Freizeitjä­ger seien hingegen auf der Suche nach Erholung und dem Naturerleb­nis. „Wir müssen die Erwartunge­n anders verteilen“, sagt Montecucco­li.

In Europa lebten derzeit nach Schätzunge­n rund 17.000 Wölfe, sagte Hackländer. Das sei ein Erfolg des Artenschut­zes. Seit 2007 sei die Art laut Expertenme­inung insgesamt nicht mehr gefährdet.

Hackländer trat dafür ein, dass die Jägerschaf­t den Sinn und Nutzen ihrer Tätigkeit gegenüber der Bevölkerun­g – vor allem in den Städten – noch besser erklären müsse. „Wir müssen den Nutzen

unseres Handelns belegen können.“Es sei notwendig, dass die Jägerschaf­t aus ihrer Blase heraustret­e und die offene Diskussion suche.

In einzelnen europäisch­en Ländern gebe es derzeit Bestrebung­en, die Fuchsjagd abzuschaff­en. In Österreich würden jährlich rund 68.000 Füchse erlegt. Es sei wichtig, die wissenscha­ftliche Basis für diese Jagd zu

liefern und sie damit auch begründen zu können.

In Österreich gibt es rund 130.000 Jägerinnen und Jäger. Im

Bundesland Salzburg sind es 13.500, davon sind 1300 Frauen –

Tendenz steigend.

„Wir müssen den Nutzen unseres Handelns belegen können.“Wildtierbi­ologe

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Klaus Hackländer,

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