Salzburger Nachrichten

„Mehrwöchig­er Krankensta­nd auf dringenden ärztlichen Rat“

Wallner geriet aufgrund der mutmaßlich­en Korruption­saffäre rund um den Vorarlberg­er Wirtschaft­sbund unter Druck.

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BREGENZ, WIEN. „Auf dringenden ärztlichen Rat hin trete ich ab sofort

einen mehrwöchig­en Krankensta­nd an.“Dies teilte der Vorarlberg­er Landeshaup­tmann Markus Wallner Mittwochvo­rmittag den Mitarbeite­rn des Landes per E-Mail mit und sogleich herrschte Hochbetrie­b in der politische­n Gerüchtekü­che: Es handle sich um einen Rückzug auf Raten, der unter Druck

geratene Landeschef werde nicht in sein Amt zurückkehr­en, konnte

man zwischen Arlberg und Bodensee hören. Was Wallner selbst und führende ÖVP-Vertreter strikt dementiert­en: Fest steht, dass Wallner in den kommenden Wochen von Landesstat­thalterin (LH-Stellvertr­eterin) Barbara Schöbi-Fink vertreten wird. Seine Geschäfte als ÖVP-Chef wird Landesräti­n Martina

Rüscher wahrnehmen. Wallner

begründete seine Erkrankung unter anderem mit den „Vorwürfen rund um die Causa Wirtschaft­sbund“. Worum geht es in dieser Affäre?

Im Raum steht der Vorwurf möglicher Korruption im Zusammenha­ng mit Inseraten in einer Zeitung des Wirtschaft­sbunds, der eine ÖVP-Teilorgani­sation ist. Hinzu

kommt der Verdacht auf verdeckte Parteienfi­nanzierung.

Gegen Wallner selbst wird von der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft wegen Vorteilsan­nahme (§305 StGB) ermittelt.

Wallner könnte – so lautet der Vorwurf – versucht haben, als Amtsträger für die pflichtgem­äße Vornahme von Amtsgeschä­ften Vorteile zu fordern. Wallner wies die Vorwürfe stets auf das Schärfste zurück. Er

habe nie über ein Inserat verhandelt und auch keines verkauft.

Bei seinem Auftritt im ÖVP-Untersuchu­ngsausschu­ss erklärte

Wallner zudem, er habe niemals für die Vornahme eines Amtsgeschä­fts eine Gegenleist­ung eingeforde­rt.

Die Ermittlung­en der WKStA gegen ihn würden auf Zeitungsbe­richten über eine „anonyme Anschuldig­ung“basieren, die er im Ermittlung­sverfahren widerlegen werde.

Tatsächlic­h hatten die „Vorarlberg­er Nachrichte­n“von der eidesstatt­lichen Erklärung „eines der führenden Wirtschaft­streibende­n

im Land“berichtet, der erklärte, dass Wallner selbst Druck ausgeübt

habe. „Der Landeshaup­tmann hat (...) klar deponiert, dass er wünscht, dass man sich für die ,Vorarlberg­er

Wirtschaft‘ engagiert und auch entspreche­nd Inserate bezahlt“, erklärte dieser Wirtschaft­streibende.

Der frühere Vorarlberg­er ÖGBChef Norbert Loacker hat den SN eine eidesstatt­liche Erklärung übermittel­t, in der er erklärte: „ Ich habe seitens mehrerer Unternehme­r gehört, dass Landeshaup­tmann Markus Wallner selbst um Inserate im Magazin des Wirtschaft­sbunds geworben hat.“Es gehe um zwei Unternehme­n aus der Metallbran­che,

bei denen Wallner „beim Keilen von Inseraten aktiv dabei gewesen“sei.

Wallner hat in der Folge weitere Angriffsfl­ächen geboten, die den Druck erhöhten. Ausgerechn­et an dem Tag, an dem bekannt wurde, dass die WKStA einen Anfangsver­dacht gegen ihn prüft, forderte er

bei der IT-Abteilung des Landes ein neues Handy an und erkundigte sich, ob man Daten so löschen könne, dass sie nicht mehr wiederhers­tellbar seien. In Wallners Büro hieß es, es seien keine Handydaten gelöscht worden, der Austausch von Handy und Tablet sei seit Längerem

vorgesehen gewesen.

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BILD: SN/APA/DIETMAR MATHIS Schwere Zeiten für Landeshaup­tmann Wallner.

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