Salzburger Nachrichten

Ein schmaler Grat für die Regelhüter

Für Gerechtigk­eit braucht es objektive Kriterien bei der Geschlecht­szuordnung.

- Gerhard Öhlinger GERHARD.OEHLINGER@SN.AT

Mehr Mann als Frau? Dieser Verdacht ist in der Geschichte des Sports mehr als nur ein Mal aufgekomme­n. Verdächtig muskulöse OstblockAt­hletinnen in vergangene­n Jahrzehnte­n, intersexue­lle Sportlerin­nen wie Caster Semenya oder Menschen, die sich einer Geschlecht­sumwandlun­g unterzogen haben – so unterschie­dlich die Fälle sind, eines bleibt gleich: Um faire Bedingunge­n im Sport zu haben, braucht es objektive Kriterien, ab wann jemand nicht mehr bei den Frauen antreten kann. Schließlic­h geht es bei Sieg und Niederlage auch um viel Geld.

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein großer Rückschrit­t, wenn nun internatio­nale Sportverbä­nde die Kriterien verschärfe­n und sich bemühen, eine klare Grenze zwischen den Geschlecht­ern zu ziehen. Schließlic­h haben sich alle modernen und aufgeklärt­en Gesellscha­ften in der jüngeren Vergangenh­eit bemüht, die Diskrimini­erung von transsexue­llen Menschen oder Personen, die sich keinem Geschlecht eindeutig zugehörig fühlen, zu eliminiere­n.

Die Sportbehör­den wandeln aber auf der Suche nach Gerechtigk­eit für alle Seiten auf einem schmalen Grat. Einerseits stellt jeder Ausschluss von Trans-Athleten eine Diskrimini­erung von Menschen dar, die sich ihre Entscheidu­ng keinesfall­s leicht gemacht haben. Daher ist auch die Idee einer dritten, „offenen“Kategorie keine wirkliche Lösung. Anderersei­ts wollen alle übrigen Athletinne­n nicht gegen eine quasi „hormongedo­pte“Konkurrenz antreten. Grenzwerte können zwar keine absolute Fairness schaffen. Aber sie sind in jedem Fall der bessere Weg als die entwürdige­nden Kontrollpr­aktiken der Vergangenh­eit.

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