Ein schmaler Grat für die Regelhüter
Für Gerechtigkeit braucht es objektive Kriterien bei der Geschlechtszuordnung.
Mehr Mann als Frau? Dieser Verdacht ist in der Geschichte des Sports mehr als nur ein Mal aufgekommen. Verdächtig muskulöse OstblockAthletinnen in vergangenen Jahrzehnten, intersexuelle Sportlerinnen wie Caster Semenya oder Menschen, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen haben – so unterschiedlich die Fälle sind, eines bleibt gleich: Um faire Bedingungen im Sport zu haben, braucht es objektive Kriterien, ab wann jemand nicht mehr bei den Frauen antreten kann. Schließlich geht es bei Sieg und Niederlage auch um viel Geld.
Auf den ersten Blick wirkt es wie ein großer Rückschritt, wenn nun internationale Sportverbände die Kriterien verschärfen und sich bemühen, eine klare Grenze zwischen den Geschlechtern zu ziehen. Schließlich haben sich alle modernen und aufgeklärten Gesellschaften in der jüngeren Vergangenheit bemüht, die Diskriminierung von transsexuellen Menschen oder Personen, die sich keinem Geschlecht eindeutig zugehörig fühlen, zu eliminieren.
Die Sportbehörden wandeln aber auf der Suche nach Gerechtigkeit für alle Seiten auf einem schmalen Grat. Einerseits stellt jeder Ausschluss von Trans-Athleten eine Diskriminierung von Menschen dar, die sich ihre Entscheidung keinesfalls leicht gemacht haben. Daher ist auch die Idee einer dritten, „offenen“Kategorie keine wirkliche Lösung. Andererseits wollen alle übrigen Athletinnen nicht gegen eine quasi „hormongedopte“Konkurrenz antreten. Grenzwerte können zwar keine absolute Fairness schaffen. Aber sie sind in jedem Fall der bessere Weg als die entwürdigenden Kontrollpraktiken der Vergangenheit.