Tourismus verzeichnet wieder Höhenflüge
Die Durststrecke ist auch in der Stadt Salzburg vorbei. Prognosen wagt aber niemand, denn die Gäste buchen immer spontaner.
SALZBURG. Nach einem pandemiebedingten Durchhänger von zwei Jahren scheint die touristische Flaute vorbei zu sein. Das zeigt der Start der Sommersaison. Der Monat Mai, auch wenn es nur vorläufige Zahlen sind,
knüpft an die Werte vor der Coronapandemie an. 1,013 Millionen Nächtigungen verzeichneten die Betriebe im Bundesland. Das sind
um rund 1000 mehr als im Mai 2019. Der Pinzgau und Pongau liegen mit 33 bzw. 27 Prozent der Nächtigungen an der Spitze. In der Stadt waren es 19 Prozent.
Der bisherige Rekordwert für den Monat Mai stammt aus 2018, da zählte Salzburg 1,28 Millionen Nächtigungen. Nichtsdestotrotz ist es nach einer Wintersaison mit zwölf Millionen Nächtigungen heuer ein Traumstart in die Sommersaison. Thomas Herrmann ist Geschäftsführer der
Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft und hat eine klare Einschätzung: „Fünf Buchstaben, die es zusammenfassen: super. Die
Buchungslage ist wirklich super. Natürlich gibt es in allen Kategorien noch freie Zimmer, aber es schaut wirklich gut aus.“Es sehe so aus, als ob man an Zahlen vor der Coronakrise anknüpfe. „Die
Zahlen sprechen dafür, dass wir auf einen wirklich guten Sommer zusteuern.“Die meisten Urlaubsgäste zähle die Wolfgangseeregion aus Österreich, Deutschland
und Tschechien.
Von einem rekordverdächtigen Sommer will der oberste Touristiker des Landes, Leo Bauernberger, noch lange nichts wissen. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, meint er mit Blick auf die Mai-Zahlen. „Vorsichtiger Optimismus“lautet der touristische Jargon. Die Buchungslage
bzw. die Nachfrage sei gut, auch
wenn man noch lange nicht ausgebucht sei, sagt Bauernberger. Die Prognosewahrscheinlichkeit
habe freilich abgenommen, denn Gäste würden immer kurzfristiger buchen. Die Beschäftigungsquote im Tourismus sei bereits
höher als vor der Coronapandemie, berichtet Bauernberger.
Auch wenn überall Personal
gesucht werde, gebe es mehr Beschäftigte als noch 2019.
Auch der Städtetourismus erholt sich nach der Durststrecke
wieder. Bert Brugger, Tourismusdirektor in der Stadt Salzburg, zählte im Mai rund 30 ankommende Reisebusse täglich. In Summe würden die Touristenzahlen kontinuierlich ansteigen. „Wir sind im Mai auf rund 70 Prozent des Vorkrisenniveaus gekommen. Wobei man dazusagen muss, dass das Vorkrisenniveau ja ein Höchstniveau war.“Brugger rechnet damit, dass die Stadt im Juli und August rund 80 bis 90 Prozent des Niveaus vor Corona
„Fünf Buchstaben, die es zusammenfassen: super.“Thomas Herrmann, GF Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft
wieder erreichen werde. Bei Gästen aus Deutschland verzeichne
man sogar stärkere Zahlen als vor der Pandemie. Auch die Amerikaner seien im Mai zurückgekehrt. „Da waren sie wie früher die drittstärkste Nation bei den Urlaubsgästen.“Eine markante Gästeschicht fehlt noch: die Chinesen.
In Zell am See sei die Lage besser als in den vergangenen beiden Jahren, sagt TVB-Obmann Maximilian Posch. Aber es sei noch nicht so, dass es auch besser als 2019 wäre. Denn am Buchungsverhalten habe sich vieles geändert. „Deshalb traut sich keiner zu sagen, wie dann der August
wird.“Bis 2020 war Zell am See für arabische Gäste ein magischer Anziehungspunkt. Dieser Boom ist vorerst nicht zurückgekehrt. Arabische Gäste seien wieder da, aber in einem „erträglichen Ausmaß“. Nun habe man
einen guten Mix an Urlaubsgästen. „Es ist jeder froh, dass es wieder halbwegs normal läuft“, sagt Posch.
Die große Frage ist, wie lange es normal läuft. Denn die Coronazahlen steigen in Salzburg früher als ursprünglich angenommen. „Das macht mir ein bisschen Sorge, denn bis
vor drei Wochen waren wir alle der Meinung, dass wir uns auf Herbst vorbereiten müssen“, sagt Bauernberger. Und auch wenn die Wintersaison
noch in weiter Ferne ist: Die Preissteigerungen und die Inflation könnten bei vielen das Reisebudget für eine Woche Skifahren schmälern. „Wenn links und rechts die Lebenshaltungskosten teurer werden, dann wird man auch beim
Urlaub genauer kalkulieren“, sagt Bauernberger. Preissteigerungen würden dämpfend auf die Reisetätigkeit wirken. „Das ist sicher keine Geschichte, die man wegwischen kann.
Wir haben einen größeren Druck auf die Freizeitbudgets.“Und die Energiekosten machen auch dem Tourismus zu schaffen. Bauernberger verweist auf Berechnungen der
Wirtschaftskammer, wonach die Energiepreise für Tourismusunternehmen in Salzburg
heuer um 50 Millionen Euro steigen würden. „Das muss sich auf die Preise auswirken,
geht ja nicht anders.“