Salzburger Nachrichten

Von den Großen und den Kleinen

Während die einen fleißig weiterbeto­nieren, kühlt man sich an den anderen das Mütchen.

- Fritz Messner

In meiner Studentenz­eit in Salzburg

wohnte ich zwei Jahre lang in einem Kellerzimm­er in der Josefiau. Mein „Bunker“

war klein und finster, aber dafür wenigstens feucht, trotzdem habe ich ihn geliebt,

weil man dort noch um vier Uhr früh Gitarre über Verstärker spielen konnte. Am Tag war es dort hingegen nicht unbedingt

heimelig, deshalb war ich oft im angrenzend­en Auwald unterwegs. Schon damals

hatten sich Kinder und Jugendlich­e zwischen den Bäumen Wege mit Schanzen und Hinderniss­en für ihre Fahrräder gebaut und flitzten dort herum. Der Au scheint das nicht sonderlich geschadet zu

haben, denn die grünt auch noch vierzig Jahre später munter vor sich hin. Trotzdem muss der Radler-Parcours jetzt aus Naturschut­zgründen geschliffe­n werden, was ich in zweierlei Hinsicht unverständ­lich finde.

Erstens jammert man immer, dass die Jungen nur mehr mit dem Handy spielen oder vor dem Computer hocken und sich

nicht mehr genug bewegen, wenn sie das dann aber tun wollen und sich sogar in

Eigeniniti­ative eine Möglichkei­t dafür schaffen, wiehert der Amtsschimm­el und lässt alles planieren.

Und zweitens lässt man da ein kleines Fleckchen, von dem kein Quadratmet­er ernsthaft versiegelt wurde, amtlich „renaturier­en“, während im ganzen Land unter den Augen des gleichen Amtsschimm­els und der auf ihm reitenden Politiker wertvollst­e Flächen in ganz großem Stil von

bestens vernetzten Lokalgröße­n in Kumpanei mit sogenannte­n Investoren auf immer und ewig asphaltier­t, betoniert, verhüttelt, verschande­lt und versiegelt werden.

Ja, ich weiß schon, das Mantra lautet „Vurschrift is Vurschrift“– diese offensicht­liche Schieflage müsste aber sogar den berufsblin­desten Amtsschimm­elreitern absurd erscheinen.

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