Von den Großen und den Kleinen
Während die einen fleißig weiterbetonieren, kühlt man sich an den anderen das Mütchen.
In meiner Studentenzeit in Salzburg
wohnte ich zwei Jahre lang in einem Kellerzimmer in der Josefiau. Mein „Bunker“
war klein und finster, aber dafür wenigstens feucht, trotzdem habe ich ihn geliebt,
weil man dort noch um vier Uhr früh Gitarre über Verstärker spielen konnte. Am Tag war es dort hingegen nicht unbedingt
heimelig, deshalb war ich oft im angrenzenden Auwald unterwegs. Schon damals
hatten sich Kinder und Jugendliche zwischen den Bäumen Wege mit Schanzen und Hindernissen für ihre Fahrräder gebaut und flitzten dort herum. Der Au scheint das nicht sonderlich geschadet zu
haben, denn die grünt auch noch vierzig Jahre später munter vor sich hin. Trotzdem muss der Radler-Parcours jetzt aus Naturschutzgründen geschliffen werden, was ich in zweierlei Hinsicht unverständlich finde.
Erstens jammert man immer, dass die Jungen nur mehr mit dem Handy spielen oder vor dem Computer hocken und sich
nicht mehr genug bewegen, wenn sie das dann aber tun wollen und sich sogar in
Eigeninitiative eine Möglichkeit dafür schaffen, wiehert der Amtsschimmel und lässt alles planieren.
Und zweitens lässt man da ein kleines Fleckchen, von dem kein Quadratmeter ernsthaft versiegelt wurde, amtlich „renaturieren“, während im ganzen Land unter den Augen des gleichen Amtsschimmels und der auf ihm reitenden Politiker wertvollste Flächen in ganz großem Stil von
bestens vernetzten Lokalgrößen in Kumpanei mit sogenannten Investoren auf immer und ewig asphaltiert, betoniert, verhüttelt, verschandelt und versiegelt werden.
Ja, ich weiß schon, das Mantra lautet „Vurschrift is Vurschrift“– diese offensichtliche Schieflage müsste aber sogar den berufsblindesten Amtsschimmelreitern absurd erscheinen.