Salzburger Nachrichten

Die steigende Belastung im Job macht viele Menschen krank

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Im Krankensta­nd, weil man nicht mehr kann: Das gibt es nicht nur in der Politik. Nach zwei aufreibend­en Pandemieja­hren und angesichts an allen Ecken und Enden fehlender Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sehen sich immer mehr Menschen im Job überlastet. Arbeitsmed­izinerinne­n und Psychologe­n verzeichne­n steigende Anfragen, auch immer mehr Betriebe sehen sich veranlasst gegenzuste­uern.

„Wenn überall Leute fehlen, werden die, die noch arbeiten, oft überlastet“,

sagt die leitende Arbeitspsy­chologin des Arbeitsmed­izinischen Dienstes in Salzburg, Birgit Artner. Dazu komme, dass Homeoffice das

Krankensta­ndswesen generell verändert habe. „Wenn sich heute jemand nicht gut fühlt, sagt er schnell: Dann arbeite ich halt von zu Hause aus. Früher war er einfach krankgesch­rieben“, sagt Artner.

Frauen seien von den Folgen oft stärker betroffen, weil die Pandemie den Rückfall in alte Rollenbild­er begünstigt habe. Während der Mann oft im Büro war, sollte die Frau neben Homeoffice auch noch Homeschool­ing und Haushalt schupfen.

Doch auch die mittlere Führungssc­hicht wie Abteilungs­leiterinne­n

und Abteilungs­leiter sieht Artner stark betroffen. „Zum Druck von

überforder­ten Mitarbeite­rn von unten kam da noch der Druck von fordernden Chefs von oben.“

Gerade die jüngsten Lockdowns waren für viele belastend, weil sie für die meisten mit Weiterarbe­iten

verbunden waren, und das nicht nur

unter erschwerte­n Bedingunge­n wie Maske und Abstandsre­geln. Zugleich seien Ausgleichs­aktivitäte­n

wie Fitnesscen­ter, Yoga oder auch der gemütliche Abend im Wirtshaus weggefalle­n.

Die Zahl der psychische­n Erkrankung­en, die zu Krankenstä­nden führen, ist laut dem Fehlzeiten­report der Sozialvers­icherungen seit Jahren im Steigen. Auswertung­en, wie sich die Pandemie hier ausgewirkt hat, gibt es allerdings noch nicht.

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