Salzburger Nachrichten

Ein Blick in die EU-Kristallku­gel

- Stephanie Pack-Homolka STEPHANIE.PACK@SN.AT

Die Ukraine, Moldau und Georgien wollen in die EU und die Union will ihnen zumindest ein Zeichen des Entgegenko­mmens setzen; der Ukraine und Moldau nun offiziell in Form des Kandidaten­status. Wie es dann

weitergeht? Dazu ist kein Blick in die Kristallku­gel nötig. Es

reicht einer in den Wartesaal der EU: auf den Westbalkan.

Schon 2003 öffnete die EU den Westbalkan­staaten ihre Tür einen Spalt. Sie erhielten eine „unumkehrba­re“Beitrittsp­erspektive, die freilich keinen unmittelba­ren Beitritt bedeuten

konnte. Dafür gilt es Kriterien zu erfüllen, darunter die Modernisie­rung des Staates und den Kampf gegen Korruption.

Noch heute haben nicht einmal alle Länder am Westbalkan einen Kandidaten­status. Selbst Nordmazedo­nien, das die formalen Kriterien der politische­n Reife für den Beitritt mit Montenegro am besten erfüllt, scheitert bei der Aufnahme

konkreter Verhandlun­gen noch immer am politische­n Unwillen einzelner EU-Mitgliedsl­änder.

Die Misere der Balkanstaa­ten zeigt: Eine EU-Perspektiv­e

macht längst keinen EU-Beitritt. Dieser braucht den politische­n

Willen auf beiden Seiten und einen langen Atem des Kandidaten­landes bei Reformen. Von der Beendigung eines Krieges,

wie in der Ukraine, ist da noch gar keine Rede.

Je länger all das dauert, desto mehr verblasst die Symbolwirk­ung der Beitrittsp­erspektive. Das wird leider auch für Moldau und die Ukraine gelten.

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