Bei Elektrorollern steigt Zahl der Unfälle stark
In den ersten vier Monaten des Jahres ereigneten sich in Wien 65 Unfälle mit Elektrorollern. 2021 waren es 51 – im gesamten Jahr.
WIEN. Es ist eine Szene, die in Wien fast schon alltäglich ist: Ein 27-jähriger Benutzer eines Elektrorollers
kollidierte am Mittwoch in Favoriten an einer Kreuzung mit einem
Auto. Der E-Scooter-Lenker stürzte und wurde leicht verletzt. Und so
geht es weiter: Am 12. Juni erleiden zwei Mädchen (11, 14) Blessuren, als sie – verbotenerweise zu zweit auf einem Gerät unterwegs – von einem
Auto erfasst werden. Am 10. Juni fährt ein 13-Jähriger trotz roter Ampel über die Fahrbahn, übersieht eine Straßenbahngarnitur und wird schwer verletzt. Ebenfalls schwer
verletzt wurde am 2. Juni ein Rollerfahrer (30) beim Crash mit einem Pkw. Anfang Mai wird ein E-Scooter-Fahrer durch ein Auto lebensgefährlich verletzt. Der Pkw-Lenker beging Fahrerflucht.
Solcherlei Unfälle mit Beteiligung von Elektrorollern häufen sich in der Bundeshauptstadt in besorgniserregendem Maß: Die Landespolizeidirektion registrierte in den Monaten Jänner bis April 2022 bereits 65. Zum Vergleich: Im Vorjahr
waren es 51. Nicht im selben Zeitraum, sondern im gesamten Jahr.
„E-Scooter sind rechtlich den Fahrrädern gleichgesetzt. Das
heißt, sie nutzen die Rad-Infrastruktur mit. Der Radverkehr hat in
den letzten Jahren stark zugenommen, vielerorts sind Radwege zu schmal. Immer wieder gibt es zudem auch gemeinsame Rad- und Gehwege. Sprich: Es wir eng“, kommentiert Christian Gratzer vom
Verkehrsclub Österreich (VCÖ) die aktuelle Lage. Ungeachtet dessen hat Anfang Juni Leih-E-Roller-Anbieter Link angekündigt, ab Sommer seine Scooter in Wien mit einer neuen Technologie auszustatten. Mit dieser sollen künftig Verkehrssünder eingebremst werden. Eingebaute Sensoren erkennen nicht nur abweichendes Fahrverhalten, sondern auch falsches Parken.
Verkehrstechniker David Nosé vom ÖAMTC empfiehlt verstärkte Polizeikontrollen. „Die sollen aber nicht nur strafen, sondern aufklären.“Vor allem Touristen, die häufig E-Roller nutzen, seien mit den Regeln nicht vertraut.
VCÖ-Sprecher Gratzer fordert ein besseres Miteinander im Straßenverkehr: „Enge führt zu
Konflikten, Stress ebenso. Entschleunigung hilft – sinkt die Geschwindigkeit, wird es gemütlicher. Gut erlebbar ist das etwa in
Schweden oder Norwegen, wo die Tempolimits niedriger sind als in Österreich.“