Tritt überraschend zurück
ÖFB-Teamspieler Martin Hinteregger löste am Mittwoch seinen Vertrag beim deutschen Spitzenclub Eintracht Frankfurt auf und kehrt dem Profifußball komplett den Rücken zu.
Bereits in seiner Zeit bei Österreichs Serienmeister Red Bull Salzburg war von Mitspielern und
Trainern immer wieder zu hören, dass sie Martin Hinteregger jederzeit zutrauen würden, seine Karriere im besten Fußballalter zu beenden. Der Kärntner hat sich mit dem Fußballgeschäft nie wirklich anfreunden können und war von einem Vorzeigeprofi, wie ihn sich die Funktionäre und Trainer vorstellen, immer ein Stück weit entfernt. Und
trotzdem kam die Meldung am Mittwoch überraschend. Am frühen Nachmittag sickerte durch, dass Hinteregger seinen Vertrag
beim deutschen Bundesligisten und aktuellen Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt aufgelöst hat
und seine Profikarriere mit erst 29 Jahren beenden wird.
„Den Sieg in der Europa League habe ich deswegen so ausgiebig genossen, weil ich da schon wusste, dass es meine letzte große Siegesfeier mit den fantastischen Fans in dieser Stadt sein würde, die meine zweite Heimat geworden ist“, kommentierte Hinteregger am Donnerstag den Entschluss, der offenbar
kein spontaner war. Er habe im Herbst schon einmal über den Schritt nachgedacht. „Mein Leistungsschub im Frühjahr und unsere
gemeinsamen Erfolge in der Europa League haben mich dann umso mehr motiviert, mich mit einem
großen sportlichen Erfolg zu verabschieden“, beschrieb der 29-Jährige. So kam es auch, obwohl Hinteregger das siegreiche Finale von Sevilla am 18. Mai verletzungsbedingt verpasste.
Hinteregger war zuletzt wegen einer Geschäftsbeziehung zu einem
FPÖ-Gemeinderat schwer in die Kritik geraten. Zwar hatte der Fußballer die Beziehung nach entsprechenden Enthüllungen schnell beendet und sich deutlich nach rechts abgegrenzt, jedoch sorgten weitere
Interview-Aussagen für immer neuen
Ärger. „In den vergangenen Wochen haben sich rund um meinen ,Hinti-Cup‘, den ich mit Herzblut und besten Gewissens ausgetragen
habe, einige Themen ergeben, deren Tragweite mir erst im Nachhinein klar geworden ist. Emotionale,
vielleicht unbedachte Worte von mir haben zu Irritationen geführt und dafür möchte ich mich entschuldigen. Um es noch mal ganz klar zu sagen: Rechtes, intolerantes und menschenverachtendes Gedankengut verurteile ich aufs Schärfste. Wer mich
kennt, weiß das“, stellte Hinteregger noch einmal klar.
Ob der Innenverteidiger, der 67 Mal für das österreichische Nationalteam gespielt hat, dem Fußball ganz den Rücken kehrt,
bleibt abzuwarten. Hinteregger hat in den vergangenen Jahren mehrmals betont, dass er sich eine Rückkehr zu seinem Heimatverein Sirnitz, der in der Kärntner Unterliga spielt, vorstellen kann. Und beruflich will sich der 29-Jährige ein neues
Standbein aufbauen: Gemeinsam mit dem ehemaligen Weltklasse-Skispringer Thomas Morgenstern hat Hinteregger die Firma TMH – Thomas Morgenstern/Martin Hintergegger GmbH gegründet. Das Geschäftsmodell sind Sightseeingund Lastenflüge mit Hubschraubern.
Von seinem mittlerweile ehemaligen Arbeitgeber gab es nach der Trennung nur positive Worte. „Martins Schritt verdient Respekt und Anerkennung. Nicht zuletzt aufgrund seiner aufrichtigen Entschuldigung für sein
Verhalten in den zurückliegenden Tagen und Wochen und seiner deutlichen und glaubhaften Distanzierung von rechtem Gedankengut bleibt er in Frankfurt als verdienter Spieler und Europapokalsieger immer willkommen“, betonte Frankfurts SportVorstand Markus Krösche.