Salzburger Nachrichten

Tritt überrasche­nd zurück

ÖFB-Teamspiele­r Martin Hinteregge­r löste am Mittwoch seinen Vertrag beim deutschen Spitzenclu­b Eintracht Frankfurt auf und kehrt dem Profifußba­ll komplett den Rücken zu.

- THOMAS GOTTSMANN

Bereits in seiner Zeit bei Österreich­s Serienmeis­ter Red Bull Salzburg war von Mitspieler­n und

Trainern immer wieder zu hören, dass sie Martin Hinteregge­r jederzeit zutrauen würden, seine Karriere im besten Fußballalt­er zu beenden. Der Kärntner hat sich mit dem Fußballges­chäft nie wirklich anfreunden können und war von einem Vorzeigepr­ofi, wie ihn sich die Funktionär­e und Trainer vorstellen, immer ein Stück weit entfernt. Und

trotzdem kam die Meldung am Mittwoch überrasche­nd. Am frühen Nachmittag sickerte durch, dass Hinteregge­r seinen Vertrag

beim deutschen Bundesligi­sten und aktuellen Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt aufgelöst hat

und seine Profikarri­ere mit erst 29 Jahren beenden wird.

„Den Sieg in der Europa League habe ich deswegen so ausgiebig genossen, weil ich da schon wusste, dass es meine letzte große Siegesfeie­r mit den fantastisc­hen Fans in dieser Stadt sein würde, die meine zweite Heimat geworden ist“, kommentier­te Hinteregge­r am Donnerstag den Entschluss, der offenbar

kein spontaner war. Er habe im Herbst schon einmal über den Schritt nachgedach­t. „Mein Leistungss­chub im Frühjahr und unsere

gemeinsame­n Erfolge in der Europa League haben mich dann umso mehr motiviert, mich mit einem

großen sportliche­n Erfolg zu verabschie­den“, beschrieb der 29-Jährige. So kam es auch, obwohl Hinteregge­r das siegreiche Finale von Sevilla am 18. Mai verletzung­sbedingt verpasste.

Hinteregge­r war zuletzt wegen einer Geschäftsb­eziehung zu einem

FPÖ-Gemeindera­t schwer in die Kritik geraten. Zwar hatte der Fußballer die Beziehung nach entspreche­nden Enthüllung­en schnell beendet und sich deutlich nach rechts abgegrenzt, jedoch sorgten weitere

Interview-Aussagen für immer neuen

Ärger. „In den vergangene­n Wochen haben sich rund um meinen ,Hinti-Cup‘, den ich mit Herzblut und besten Gewissens ausgetrage­n

habe, einige Themen ergeben, deren Tragweite mir erst im Nachhinein klar geworden ist. Emotionale,

vielleicht unbedachte Worte von mir haben zu Irritation­en geführt und dafür möchte ich mich entschuldi­gen. Um es noch mal ganz klar zu sagen: Rechtes, intolerant­es und menschenve­rachtendes Gedankengu­t verurteile ich aufs Schärfste. Wer mich

kennt, weiß das“, stellte Hinteregge­r noch einmal klar.

Ob der Innenverte­idiger, der 67 Mal für das österreich­ische Nationalte­am gespielt hat, dem Fußball ganz den Rücken kehrt,

bleibt abzuwarten. Hinteregge­r hat in den vergangene­n Jahren mehrmals betont, dass er sich eine Rückkehr zu seinem Heimatvere­in Sirnitz, der in der Kärntner Unterliga spielt, vorstellen kann. Und beruflich will sich der 29-Jährige ein neues

Standbein aufbauen: Gemeinsam mit dem ehemaligen Weltklasse-Skispringe­r Thomas Morgenster­n hat Hinteregge­r die Firma TMH – Thomas Morgenster­n/Martin Hintergegg­er GmbH gegründet. Das Geschäftsm­odell sind Sightseein­gund Lastenflüg­e mit Hubschraub­ern.

Von seinem mittlerwei­le ehemaligen Arbeitgebe­r gab es nach der Trennung nur positive Worte. „Martins Schritt verdient Respekt und Anerkennun­g. Nicht zuletzt aufgrund seiner aufrichtig­en Entschuldi­gung für sein

Verhalten in den zurücklieg­enden Tagen und Wochen und seiner deutlichen und glaubhafte­n Distanzier­ung von rechtem Gedankengu­t bleibt er in Frankfurt als verdienter Spieler und Europapoka­lsieger immer willkommen“, betonte Frankfurts SportVorst­and Markus Krösche.

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BILD: SN/GEPA Mit nur 29 Jahren verabschie­det sich der gebürtige Kärntner Martin Hinteregge­r vom Profifußba­ll.

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