Schicksalstag für die nordische Kombination
Das IOC entscheidet am Freitag über die Zukunft einer der ältesten olympischen Sportarten und verirrt sich dabei in einen Geschlechterkampf.
SALZBURG. Die nordische Kombination ist eine von nur sechs Disziplinen, die seit jeher Bestandteil der Olympischen Winterspiele sind.
Aber bleibt das auch so? In einer wegweisenden Entscheidung am Freitag geht es um nichts weniger als ihre Existenz. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) stimmt darüber ab, ob die Kombi-Frauen ins olympische Programm aufgenommen werden. Geschieht das nicht, wird allgemein befürchtet, dass die Herren-Kombination als olympische Disziplin gestrichen
wird, was mittelfristig einem Todesurteil für die von medialer Präsenz und Sponsoren abhängige Sportart gleichkommen würde.
Hintergrund ist das an sich löbliche IOC-Bestreben nach Gleichberechtigung bei den Olympischen Spielen. Die nordische Kombination bildete bis dato eine Ausnahme,
bis einschließlich der Winterspiele 2022 in Peking durften nur Männer
teilnehmen. 2026 in Mailand und Cortina könnten erstmals also auch
Kombiniererinnen um Olympiamedaillen Ski springen und langlaufen. Doch diese Sportart ist noch jung, sehr jung. Erst seit der Saison 2020/21 gibt es Weltcupbewerbe
für Frauen. Im ersten Jahr fand auf der höchsten Ebene wegen der Coronapandemie nur ein einziger
Weltcup statt. Immerhin wurde bei der nordischen WM 2021 in Oberstdorf erstmals eine Weltmeisterin in der Kombination gekürt. Die Dichte an Athletinnen ist aber überschaubar, weshalb unter den Kombi-Herren vor der IOC-Abstimmung nun Angst geschürt wird.
„Ich bin fast ein wenig schockiert, wie negativ die Stimmung
gerade ist. Für mich sind Winterspiele ohne nordische Kombination
undenkbar und auch in Peking hat
man wieder gesehen, dass diese olympische Disziplin zu den spannendsten gehört“, sagt ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen, der den IOC-Auftrag an die FIS ganz klar erfüllt sieht: „Der lautete, einen Frauen-Weltcup einzuführen, und das
ist geglückt. Eine Aufnahme ins olympische Programm wäre jetzt noch ein Beschleuniger, um diese
junge Disziplin schneller auf ein sehr gutes Niveau zu heben.“
So sachlich wie Eugen analysiert nicht jeder im Kombi-Lager. Denn das Internationale Olympische Komitee provoziert durch den „Entweder-oder-Entschluss“auch einen Geschlechterkampf. „Es ist eine sterile Idee, die nicht die richtige ist“, sagte der norwegische Kombinations-Star Jarl Magnus Riiber in dem
Wissen, dass das IOC an der maximalen Teilnehmerzahl von 2900 unbedingt festhalten will, und fügte
hinzu: „Das wäre so, als würde man die Leichtathletik von den Sommerspielen entfernen.“Eugen bleibt vor dem Schicksalstag für die nordische
Kombination positiv: „Diese Sportart lebt und funktioniert.“