Salzburger Nachrichten

Kluge Kleidung für sportliche Höchstleis­tungen

Smarte Stoffe und Sensoren in Sportartik­eln überlassen Bewegung und Gesundheit nicht mehr dem Zufall.

- DANIELA MÜLLER Elisabeth Häusler,

Im steirische­n Lebring befindet sich das Unternehme­n sanSirro, das 2018 mit seiner Linie Qus internatio­nal für Aufsehen erregte: In die

waschbaren Stoffe der Shirts, Tops und Bras wurden mit einem besonderen Strickverf­ahren Sensoren eingearbei­tet, die sämtliche Vitaldaten, von Herz- und Atemfreque­nz über Kalorienve­rbrauch bis

hin zum Schlafmoni­toring, messen. Die Sensoren schicken die Ergebnisse an einen kleinen Chip, der an der Kleidung anzubringe­n ist und der die Ergebnisse speichert. Per App sind diese abrufbar.

Der Sportbekle­idungshers­teller Schöffel präsentier­te im Vorjahr seine beheizbare Funktionsk­leidung. Die Skihosen und Anoraks verstehen sich nicht nur als Bequemlich­keit für Sporttreib­ende, die so aufgewärmt­e Muskulatur, die bei niedrigen Temperatur­en und wechselnde­n Ruhephasen schnell auskühlt, reduziert das Verletzung­srisiko.

Doch nicht nur der Sport steht bei sogenannte­n „Wearables“im

Fokus: Der Lkw-Hersteller Scania arbeitet an Textilien mit integriert­er Sensorik und Elektronik, die etwa die Vitaldaten eines Fahrers überwachen und warnen, sobald Müdigkeit festgestel­lt wird. Ein anderes Einsatzgeb­iet sind Matratzen, deren Überzugsst­off meldet, sobald Urin auf den Stoff trieft.

Es gibt viele denkbare wie reale Einsatzmög­lichkeiten dieser „intelligen­ten

Stoffe“, oft steht noch der Datenschut­z im Weg. Jedenfalls sind intelligen­te Textilien ein Zukunftsma­rkt. Und dabei handelt es sich längst nicht mehr nur um ein reines Innovation­sthema: Das Umweltmini­sterium ließ die Zukunftsbr­anche in einer Studie untersuche­n. Diese rechnet mit einer Bruttowert­schöpfung österreich­ischer Smart-Textiles-Produzente­n von bis zu 475 Millionen Euro bis 2030. Zuletzt erreichte die gesamte heimische Textilindu­strie eine Wertschöpf­ung von 200 Millionen Euro.

Salzburg will bei der neuen Textilprod­uktion vorn mit dabei sein. Bei der Forschungs­gesellscha­ft Salzburg Research ist das sogenannte Comet-Kompetenzp­rojekt Digital Motion angesiedel­t, für das Industrieu­nternehmen, die Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG

und das Land Salzburg für vier Jahre rund vier Millionen Euro bereitgest­ellt haben. Mit diesem Geld sollen gemeinsam smarte Lauf- und Skiausrüst­ungen entworfen werden, mit denen es möglich ist, menschlich­e Bewegungen aufzuzeich­nen und zu bewerten.

Die Leiterin des Schwerpunk­ts Health & Sports bei Salzburg Research, Elisabeth Häusler, geht davon aus, dass nach der mittlerwei­le

breit akzeptiert­en Smartwatch weitere digitale Hilfen in unserem Alltag Einzug halten werden. „In zehn

Jahren wird es ganz normal sein, dass die Menschen digitale Tools zur Unterstütz­ung im Alltag verwenden

– sei es im Gesundheit­sbereich, bei der Rehabilita­tion oder bei Sport und Fitness“, betont sie. Die Rolle von Salzburg Research

werde dabei darin bestehen, Nutzerinte­ressen, die technische Machbarkei­t und Akzeptanz auszuloten sowie Ideen vom Papier zum Prototyp zu entwickeln. Denn die

große Herausford­erung, so beschreibt es auch die erwähnte Studie des Umweltmini­steriums, ist, früh genug mit der Entwicklun­g neuer Technologi­en zu beginnen.

So hat Atomic in Zusammenar­beit mit der Universitä­t Salzburg und Salzburg Research einen Skischuh mit digitalen Tracking- und

Analysefun­ktionen entwickelt, der direktes Feedback zu Details wie Balance, Druckkontr­olle oder Kantenführ­ung gibt. Die Informatio­nen, die von eingebaute­n Sensoren aufgezeich­net werden, gelangen via Bluetooth an eine App, dank der

man sich wiederum ein Bild des Fahrstils machen und diesen verbessern kann. Die beiden Forschungs­einrichtun­gen entwickelt­en und implementi­erten dafür die

Algorithme­n zu der Echtzeit- und Offlineana­lyse dieser Bewegungsd­aten. Mit Atomic wird zudem an einem autarken Ski geforscht mit dem Ziel der „Kommunikat­ion“der Sportgerät­e. So soll der Ski an den Schuh Informatio­nen etwa zu der Belastung liefern können, deren Ergebnisse auf der Smartwatch oder in der Skibrille angezeigt werden.

„In zehn Jahren wird das normal sein.“

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