Kluge Kleidung für sportliche Höchstleistungen
Smarte Stoffe und Sensoren in Sportartikeln überlassen Bewegung und Gesundheit nicht mehr dem Zufall.
Im steirischen Lebring befindet sich das Unternehmen sanSirro, das 2018 mit seiner Linie Qus international für Aufsehen erregte: In die
waschbaren Stoffe der Shirts, Tops und Bras wurden mit einem besonderen Strickverfahren Sensoren eingearbeitet, die sämtliche Vitaldaten, von Herz- und Atemfrequenz über Kalorienverbrauch bis
hin zum Schlafmonitoring, messen. Die Sensoren schicken die Ergebnisse an einen kleinen Chip, der an der Kleidung anzubringen ist und der die Ergebnisse speichert. Per App sind diese abrufbar.
Der Sportbekleidungshersteller Schöffel präsentierte im Vorjahr seine beheizbare Funktionskleidung. Die Skihosen und Anoraks verstehen sich nicht nur als Bequemlichkeit für Sporttreibende, die so aufgewärmte Muskulatur, die bei niedrigen Temperaturen und wechselnden Ruhephasen schnell auskühlt, reduziert das Verletzungsrisiko.
Doch nicht nur der Sport steht bei sogenannten „Wearables“im
Fokus: Der Lkw-Hersteller Scania arbeitet an Textilien mit integrierter Sensorik und Elektronik, die etwa die Vitaldaten eines Fahrers überwachen und warnen, sobald Müdigkeit festgestellt wird. Ein anderes Einsatzgebiet sind Matratzen, deren Überzugsstoff meldet, sobald Urin auf den Stoff trieft.
Es gibt viele denkbare wie reale Einsatzmöglichkeiten dieser „intelligenten
Stoffe“, oft steht noch der Datenschutz im Weg. Jedenfalls sind intelligente Textilien ein Zukunftsmarkt. Und dabei handelt es sich längst nicht mehr nur um ein reines Innovationsthema: Das Umweltministerium ließ die Zukunftsbranche in einer Studie untersuchen. Diese rechnet mit einer Bruttowertschöpfung österreichischer Smart-Textiles-Produzenten von bis zu 475 Millionen Euro bis 2030. Zuletzt erreichte die gesamte heimische Textilindustrie eine Wertschöpfung von 200 Millionen Euro.
Salzburg will bei der neuen Textilproduktion vorn mit dabei sein. Bei der Forschungsgesellschaft Salzburg Research ist das sogenannte Comet-Kompetenzprojekt Digital Motion angesiedelt, für das Industrieunternehmen, die Forschungsförderungsgesellschaft FFG
und das Land Salzburg für vier Jahre rund vier Millionen Euro bereitgestellt haben. Mit diesem Geld sollen gemeinsam smarte Lauf- und Skiausrüstungen entworfen werden, mit denen es möglich ist, menschliche Bewegungen aufzuzeichnen und zu bewerten.
Die Leiterin des Schwerpunkts Health & Sports bei Salzburg Research, Elisabeth Häusler, geht davon aus, dass nach der mittlerweile
breit akzeptierten Smartwatch weitere digitale Hilfen in unserem Alltag Einzug halten werden. „In zehn
Jahren wird es ganz normal sein, dass die Menschen digitale Tools zur Unterstützung im Alltag verwenden
– sei es im Gesundheitsbereich, bei der Rehabilitation oder bei Sport und Fitness“, betont sie. Die Rolle von Salzburg Research
werde dabei darin bestehen, Nutzerinteressen, die technische Machbarkeit und Akzeptanz auszuloten sowie Ideen vom Papier zum Prototyp zu entwickeln. Denn die
große Herausforderung, so beschreibt es auch die erwähnte Studie des Umweltministeriums, ist, früh genug mit der Entwicklung neuer Technologien zu beginnen.
So hat Atomic in Zusammenarbeit mit der Universität Salzburg und Salzburg Research einen Skischuh mit digitalen Tracking- und
Analysefunktionen entwickelt, der direktes Feedback zu Details wie Balance, Druckkontrolle oder Kantenführung gibt. Die Informationen, die von eingebauten Sensoren aufgezeichnet werden, gelangen via Bluetooth an eine App, dank der
man sich wiederum ein Bild des Fahrstils machen und diesen verbessern kann. Die beiden Forschungseinrichtungen entwickelten und implementierten dafür die
Algorithmen zu der Echtzeit- und Offlineanalyse dieser Bewegungsdaten. Mit Atomic wird zudem an einem autarken Ski geforscht mit dem Ziel der „Kommunikation“der Sportgeräte. So soll der Ski an den Schuh Informationen etwa zu der Belastung liefern können, deren Ergebnisse auf der Smartwatch oder in der Skibrille angezeigt werden.
„In zehn Jahren wird das normal sein.“