Salzburger Nachrichten

Zuverlässi­ges Internet für das autonom fahrende Auto

Die digitalen Herausford­erungen brauchen stabile und überprüfba­re Netzwerke. Salzburg Research hat eine Lösung.

- DANIELA MÜLLER

Jeder kennt das Problem, das eine schlechte Internetve­rbindung mit sich bringt. Beim Internetsu­rfen behilft man sich mit einem Neuladen der Seite. Anders sieht es hingegen aus, sobald das selbstfahr­ende Auto die Netzverbin­dung verliert. Vor diesen und neuen Herausford­erungen stehen wissenscha­ftliche Einrichtun­gen aktuell: zu schauen, dass Netzwerke zuverlässi­g sind

und halten, was sie verspreche­n. Hier wird aber vielfach Etikettens­chwindel betrieben: Angepriese­ne

Übertragun­gsleistung­en entspräche­n oft nicht der Realität und lägen ein Vielfaches unter den versproche­nen Werten, sagt Peter Dorfinger von Salzburg Research.

Bei Salzburg Research hat man sich schon länger dieses Themas angenommen. Peter Dorfinger und sein Team entwickeln dort Tools, um hersteller- oder anbieterun­abhängig die Leistungss­tärke und Tragfähigk­eit von Netzwerken zu überprüfen. Das geschieht vor allem mit Blick in die Zukunft und auf neue Abnehmer, für die ein zuverlässi­ges Internet unabdingba­r ist – eben das Fahrzeug, das autonom auf den Straßen unterwegs sein wird. Aktuell ist es gesetzlich so geregelt, dass in solchen Fahrzeugen ein Mensch sitzen muss. In absehbarer Zeit wird es möglich sein,

mehrere autonom fahrende Autos dezentral zu überwachen. Die Operatoren müssen sich via Internetve­rbindung rasch einklinken können, sobald es eine Panne oder einen Unfall gibt und das Fahrzeug an den Straßenran­d oder zum nächsten Parkplatz zu lotsen ist.

Eine weitere sogenannte kritische Infrastruk­tur sind automatisi­erte Maschinen und Roboter in

Betrieben, die zunehmend drahtlos statt via Kabel mit dem Internet verbunden sind. Eine stabile Verbindung braucht es zudem dort, wo Daten in die Cloud, die Datenwolke,

verlagert werden und jederzeit abrufbar sein müssen. Während es in diesem Fall dem Unternehme­n obliegt, eine ausreichen­de Infrastruk­tur zu schaffen, verhält es sich anders mit dem autonomen Fahren,

bei dem die Vernetzung mit dem WWW über das allgemein zugänglich­e Funknetz geschieht. Das bedürfe neuer Verträge mit den Mobilfunku­nternehmen, betont Dorfinger, die festlegen, dass bei Netzüberla­stung das autonom fahrende

Auto eine stabile Verbindung erhält, die im Vorderfahr­zeug streamende­n Kinder sich aber mit einer geringeren Downloadra­te begnügen müssen. Noch ist das im recht

jungen 5G-Netz Zukunftsmu­sik. Peter Dorfinger schätzt, dass die zuverlässi­ge zentrale Überwachun­g eines selbstfahr­enden Autos nicht vor 2025 möglich sein wird.

Ob eine Netzverbin­dung nun stabil und zuverlässi­g ist, wird bei Salzburg Research auf verschiede­ne Arten überprüft. Das kann per Software direkt im bestehende­n System geschehen, es gibt aber auch eine Hardwarebo­x, die lediglich misst, ob das Netzwerk zuverlässi­g ist. Zudem ist es möglich, eine Verbindung in Echtzeit darzustell­en oder Prozesse im Nachhinein zu betrachten. In erster Linie gelte es zu verhindern, betont Dorfinger, dass Daten verloren gehen, nicht oder zu spät übertragen werden. Mit dieser Performanz­bewertung für digitale Infrastruk­tur lässt sich Transparen­z dort hineinbrin­gen, wo (noch) mit zu hohen Versprechu­ngen der Mobilfunkb­etreiber gearbeitet

wird. Nicht unwesentli­ch ist das im ländlichen Bereich, wo der Glasfasera­usbau hintangest­ellt wird, weil

die Übertragun­gsraten gut genug sind – aber nur auf dem Papier. Das

bedeutet letzten Endes Stillstand, weil die Internetve­rbindung schlecht bleibt und Förderunge­n zum Ausbau der Infrastruk­tur nicht abgeholt werden können. Dorfinger: „Die Anforderun­gen an eine gute Internetve­rbindung werden nicht nur für Unternehme­n oder Landwirtsc­haftsbetri­ebe immer

wichtiger. Auch im Privatbere­ich – Stichwort Smart Home – wird mehr Zuverlässi­gkeit erwartet.“

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BILD: SN/SALZBURG RESEARCH Peter Dorfinger hat sich etwa dem Thema 5G verschrieb­en.

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