Keine weiblichen, keine jungen Vertreter: Ärzte verließen Wahl
Bei der Ärztekammerwahl gab es Proteste gegen den Wahlvorschlag. „Ging nur um Machterhalt.“
WIEN. Die Österreichische Ärztekammer wählt am Freitag ihren neuen Präsidenten für Österreich. Als Favorit gilt Johannes Steinhart, der bisherige Vizepräsident. Am Donnerstag wählten die Kurienvertreter der Bundesländer ihre österreichischen Vertreter für niedergelassene und für angestellte Ärzte.
Die Salzburger Ärztekammer sprach danach von einem Eklat
bei der Wahl der angestellten Ärzte. Bei dem Wahlvorschlag sei keine Frau vertreten gewesen und keine Person, die ihren beruflichen Schwerpunkt in der
Ausbildung habe.
Vor der Wahl seien Absprachen zu Personen und Machterhalt getroffen worden, sagt Salzburgs Kuriensprecher Jörg Hutter. Man habe nicht auf eine repräsentative Darstellung der Ärzte geachtet. Der bisherige Obmann der Bundeskurie, Harald Mayer, habe sich mit den Vertretern aus Wien, Oberösterreich und der Steiermark auf einen
Vorschlag geeinigt und somit die Mehrheit hinter sich gehabt –
trotz des Unmutes aus anderen Bundesländern, sagt Hutter.
Da die Wahl aber laut Statuten nur stattfinden dürfe, wenn zwei Drittel der Bundesländer vertre
ten seien, verließen die Vertreter aus Salzburg, Niederösterreich, Kärnten und Vorarlberg vor der
Wahl die Sitzung, um die Abstimmung zu boykottieren.
„Es fand sich aber ein Jurist, der befand, dass die Wahl trotzdem stattfinden darf“, sagt Hutter. Insofern informierte die Österreichische Ärztekammer am Donnerstag von der erfolgreichen Wiederwahl von Harald Mayer. Hutter kritisiert vor allem den Vertreter der Ärzte in Ausbildung. Dieser sei bereits 45, führe eine niedergelassene Psychiatriepraxis und mache nur nebenbei seinen Turnus.
Hutter erwartet eine Prüfung der Wahl durch das Ministerium. Und eine Schlichtung durch den
künftigen Präsidenten.