Salzburger Nachrichten

Fischach-Kraftwerk für die Fische und sauberen Strom

Die Gemeinde Bergheim plant ein weiteres Flusskraft­werk. Es soll dem Klima und der Natur zugutekomm­en. Lokalaugen­scheine in Kärnten brachten den Flachgauer­n wichtige Erkenntnis­se.

- THOMAS AUINGER

BERGHEIM. Ein kleines Kraftwerk

hat die Gemeinde Bergheim schon am Mühlbach. Nun soll ein

größeres dazukommen: an der Mündung der Fischach in die Salzach. Eingereich­t ist das Projekt seit Kurzem bereits bei den Behörden. Die Gemeinde treibt es aus mehreren Gründen zügig voran. Einmal geht es um erneuerbar­e Energie. „Mit dem Strom aus diesem KW Muntigl werden wir

in der Nähe die größten Verbrauche­r, unser Freibad Bergxi und die Eishalle, versorgen können“, sagt Bgm. Robert Bukovc (ÖVP).

Neue Gesetzesbe­stimmungen erleichter­n das Vorhaben, es wird

über eine Energiegem­einschaft organisier­t. „Wir können eine Fallhöhe von mehr als sechs Metern nutzen.“Und vor allem: Ein Fischaufst­ieg muss ohnehin errichtet werden, damit die Bedingunge­n der EU-Wasserrahm­enrichtlin­ie erfüllt werden und die Fische wieder bis zum Wallersee hinaufschw­immen können. So

wird die Hilfe für die Fische mit der Energiepro­duktion verbunden. In einer Exkursion hat sich eine Abordnung aus Bergheim, das als energieeff­iziente e5-Gemeinde ausgezeich­net ist, bei zwei – freilich größeren – Draukraftw­erken des Verbunds in

Kärnten informiert. Besonders die Größe der Aufstiegsb­ecken

und die technische Ausrüstung mit Kameras hat die Flachgauer

beeindruck­t. Die Daten für die Bergheimer Anlage präsentier­te ihnen der Planer, Univ.-Prof. Helmut Mader, aus Obertrum. Das Laufkraftw­erk mit einer Leistung

von 260 Kilowatt soll in der Salzachbös­chung gut 200 Meter

flussabwär­ts der derzeitige­n Fischachmü­ndung positionie­rt

werden. „Das bringt uns zwei Meter Fallhöhe mehr – 6,2 statt 4,2 Meter“, erklärt Mader. Das alte Bett der Fischach aus der ersten

Hälfte des 19. Jahrhunder­ts, als die Salzach noch nicht reguliert war, wird quasi wiederbele­bt. Das

bringt neben betonierte­n Fischaufst­iegsabschn­itten mit 36 Pools

und dem Triebwasse­rrohr (die Druckleitu­ng) einen 160 Meter

langen Naturbacha­bschnitt als Fischleben­sraum.

„Wir versuchen, den alten Mündungspu­nkt wieder herzustell­en“, sagt der Experte. Die Saalachmün­dung wiederum habe sich früher übrigens deutlich weiter salzachauf­wärts befunden. Die jetzige Fischachmü­ndung würde gemäß dem Projekt nur mehr bei zu viel Wasser genutzt. Bei den Bauarbeite­n müssen die Lage des Abwasserka­nals (Verbandssa­mmlers) und der Erdgasleit­ung berücksich­tigt werden. Die nahe gelegene Lokal

bahn wäre nicht betroffen. Der Fischaufst­ieg wäre der letzte und

umso wesentlich­ere Lückenschl­uss an der Fischach. „Sonst sind alle fertig bis zum Wallersee.“Diese ökologisch­e Notwendigk­eit und die Nutzung für die Energie würden sich sehr gut ergänzen. Der Standort sei als bestens geeignet praktisch vorherbest­immt.

Die Errichtung­skosten werden grob auf etwa drei Millionen Euro geschätzt, wobei die Entwicklun­g in der Baubranche Unwägbarke­iten beschert. Selbst wenn die Gemeinde nur 50 Prozent des erzeugten Stroms selbst verbrauche­n und die andere Hälfte in das Netz einspeisen würde, wäre die

Rentabilit­ät gegeben, betont Ortschef Bukovc. Ausgegange­n

wird allerdings eher von zwei Dritteln Eigennutzu­ng und einem Drittel Einspeisun­g.

Planer Mader geht davon aus, dass in ungefähr einem halben

Jahr die Genehmigun­gen zu schaffen sein sollten.

„Wir wollen das Freibad und die Eishalle versorgen.“Bürgermeis­ter

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BILD: SN/CHRIS HOFER Das Kraftwerk ist unterhalb der Mündung der Fischach in Bergheim-Muntigl geplant. In der Salzach-Böschung (links) soll das Rohr für die Zuleitung verlegt werden.
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Robert Bukovc,

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