Salzburger Nachrichten

Im Mozarthaus trifft sich die Klassik mit der Volksmusik

In einer besonderen Serenade wird hörbar, wie Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert sich von dem inspiriere­n haben lassen, was Volksmusik ausmacht: Singen, Tanzen und Losen.

- HEDWIG KAINBERGER

ST. GILGEN. „Alle Serenaden haben Tanzsätze“, sagt der Salzburger Musiker Sepp Radauer. Weil zu einer gesellscha­ftlichen Feierabend Musik gehört und zu einem ländlichen Fest der Tanz,

widmet er das nächste Konzert seines Projekts „Mozart und die

Volksmusik“im Mozarthaus St. Gilgen der Serenade, insbesonde­re deren Tanzsätzen. „Höfische und volksmusik­alische Tänze werden gegenüberg­estellt.“

Serenaden waren ursprüngli­ch keine klassische­n Stücke im musikalisc­hen Kanon. Vielmehr seien sie zu privaten Feierlichk­eiten in Auftrag gegeben worden, etwa von Johann Lorenz Hagenauer

bei Wolfgang Amadeus Mozart – „dass die Gesellscha­ft mit Musik

unterhalte­n wird“, erläutert Sepp Radauer. Er vermute, dass bei so einem Fest nicht nur hochadelig­e Gäste, sondern „eine gemischte

Gesellscha­ft“gewesen sei, die sich an Volksmusik ebenso ergötzt habe. Eine solche Begegnung von Klassik und Volksmusik „stellen wir nach: eine gemischte Gesellscha­ft, eine gemischte Musik und gemischte Ensembles“. Das Konzert in St. Gilgen solle zu einer Abendseren­ade

werden, „wo man die Musik am Feierabend genießt“.

Ein frühes Beispiel, das im Mozarthaus erklingen wird, ist

von Heinrich Ignaz Franz Biber: Damit dessen „Nachtwächt­erserenade“, vermutlich von 1670, angemessen zur Geltung kommt,

wird – so kündigt Sepp Radauer an – ein Nachwächte­r auftreten.

Freilich ist Mozart diesmal wieder mit im Programm: „Wir spielen Mozarttänz­e“, zum Beispiel aus dem für seine Schwester Maria Anna geschriebe­nen „Nannerl-Septett“KV 251. Und wenn Leni Schwaighof­er, Sopran im Salzburger Dreigesang, ein Lied

wie „Abendempfi­ndung“vortrage, sollte bewusst werden, dass Mozart seine Lieder nicht nur für

profession­elle Sänger und Sängerinne­n geschriebe­n habe.

Ein Block des Programms wird Franz Schubert gewidmet, der eigene Kammermusi­k sowie Lieder oft vor kleinen, privaten Gesellscha­ften vorgestell­t hat. Es sei kaum bekannt, dass Franz Schubert nach solchen Konzerten, „Schubertia­den“genannt, oft selber „nächtelang zum Tanz aufgespiel­t hat“, berichtet Sepp Radauer. „Aus diesem Konglomera­t aus Schubert-Liedern und -Tänzen“

habe er einen Teil dieses Konzerts gestaltet.

Auch wenn eine Serenade, an deren Tradition das Konzert in St. Gilgen anknüpft, eine Musik des 17. und 18. Jahrhunder­ts ist, sieht Sepp Radauer Bezüge zu jüngerer

Vergangenh­eit und Gegenwart: Das „Gasslgehen“, wie es um 1800 beschriebe­n worden sei, habe Ähnlichkei­t. Da seien Burschen zu Mädeln gegangen – teils wurde etwas vorgetrage­n, teils wurden Tänze aufgespiel­t, und auch das als gesellscha­ftliches

Ereignis. Und eine heutige Form der abendliche­n Unterhaltu­ng als Mischung von Zuhören und

Tanzen kann er auch im einen oder anderen Hoffest erkennen:

Auch da träfen sich Leute zum fröhlichen Beisammens­ein, und es werde musiziert.

„Diese Musik ist eine Form der abendliche­n Unterhaltu­ng.“Sepp Radauer, Musiker

Konzert: „Serenade“, Mozart,

Schubert und die Volksmusik, Radauer Ensemble und Salzburger Dreigesang, Mozarthaus St. Gilgen, Samstag, 25. Juni, 19.30 Uhr.

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BILD: SN/MOZARTHAUS/SLVW/ALBERT MOSER Das Radauer-Ensemble stellt in St. Gilgen höfische und volksmusik­alische Tänze einander gegenüber.

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