Zwischen all den Graffiti setzt ein Street-Art-Duo Akzente
Mit der Kamera nimmt die Frau in Bluse und Jeans die Passanten ins Visier. Ihre Augen sind nicht zu sehen, ihre Blicke sind rein fotografische. Die Frauenfigur setzt zwischen den Schriftzügen von Graffiti-Sprayern am Giselakai in der Rechten Salzburger Altstadt einen frischen Akzent, ist ein Blickfang. Das Street-Art-Motiv lässt die Graffiti auf der Häuserwand in den Hintergrund treten, viel weniger störend erscheinen.
Ganz gezielt haben die Künstler Jana & Js ihre Fotografierende beim Stiegendurchgang vom Giselakai zur Steingasse platziert. Sie könnte eine der vielen sein, die täglich durch die Stadt strömen und dabei ihr Handy oder ihre Kamera zücken. Das Sujet wird aber längst selbst fotografiert.
Fotografien dienen dem salzburgisch-französischen Künstlerpaar auch als Vorlage für ihre Bilder. Jana & Js haben ihre Frau
mit der Kamera in Schablonentechnik auf Papier hergestellt
und dann auf die Wand geklebt. „Dadurch wird nichts auf die
Mauer gesprüht, der Untergrund nicht beschädigt und die
Arbeit kann auch relativ leicht wieder entfernt werden“, sagt Js, der männliche Part des StreetArt-Duos. Sie hätten das Bild „spontan“gemacht, es ist keine
Auftragsarbeit, wie er einräumt. „Wir versuchen unsere Bilder
dort anzubringen, wo sie nicht stören. Aber natürlich ist das auch subjektiv.“
Die Frau mit der Kamera posiert zwar erst seit ein paar Wochen am Kai, an den Rändern
beginnt sich das Papier aber schon zu lösen. Sie wird wohl
nur eine temporäre Erscheinung im öffentlichen Raum sein, reizvoll ist sie allemal.
Sujets von Jana & Js finden sich in unmittelbarer Nähe auch am Inneren Steintor und auf der verlassenen Tändlerei in der
Steingasse 33. Das Frauenmotiv auf dem alten Geschäftsportal
genießt bereits Kultstatus. Vor Kurzem haben die beiden es
wieder erneuert, zum insgesamt dritten Mal in den vergangenen
Jahren. Die Frau im roten Kleid ist einer mit rosa Blume in der Hand gewichen; auch sie nimmt Blickkontakt auf, animiert zum
genauen Schauen.